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0660 - Die Totenstadt

0660 - Die Totenstadt

Titel: 0660 - Die Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denen er einen freien Blick hatte und die in den Hang des hohen Hügels hineingebaut waren wie extra angelegte Plattformen.
    Mit gezücktem Schwert bahnte sich der Mann seinen Weg durch den dichten Wirrwarr der Vegetation. Bis er nach links ging, sich durch ein Gebüsch drückte und mit raumgreifenden Schritten über aus dem Boden schauende Steine höher kletterte.
    Auf der Plattform blieb er stehen, den Blick weit in das Tal gerichtet.
    Im Süden schimmerten die Lichter der alten Kaiserstadt Kyoto. An drei Seiten war Kyoto von Bergen umgeben, dazu von einem Fluss und im Süden von einem See.
    Den Fluss Kamo konnte er erkennen. Auf seiner silbrig schimmernden Oberfläche wirkten die Reflexe der Lichter wie ferne Farbtupfer, die sich hektisch bewegten.
    Der Blick des einsamen Wächters glitt höher. Die Schatten der Berge ließ er hinter sich und streifte den Himmel, der dunkelblau und sternenklar über dem Land stand. Er liebte diesen Anblick, aber in dieser Minute interessierte ihn etwas anderes.
    Auf der Plattform stehend drehte er sich im Kreis, weil er nach bestimmten Hinweisen suchte.
    Und die glaubte er auch zu sehen. Den Mond sah er nicht. Dafür bewegte sich etwas unter dem blitzenden Sternenteppich wie eine in der Luft schwebende dunkle Welle.
    Der Beobachter wusste sofort, dass es dies genau nicht war. Die Welle bestand aus Schwingen.
    Diese wiederum gehörten zu den Wesen, die ihre Kreise zogen.
    Fledermäuse!
    Vielleicht zwei oder drei. So genau konnte er sie nicht erkennen, da ihre Konturen nicht so scharf hervortraten. Allerdings wirkten sie auch nicht so, als hätten sie einen Angriff auf ihn vor. Im Gegenteil, sie zogen sich sogar zurück.
    Dennoch blieb er stehen und wartete, bis ungefähr eine Stunde vergangen war.
    Erst dann trat er den Rückweg an. Sehr vorsichtig näherte er sich seiner Hütte, war auf der Suche nach einer Gefahr. Erst als er sicher war, nicht erwartet zu werden, betrat er sie und fand sie leer.
    In dieser Nacht schlief Aoyama nicht. Er hockte auf seinem Bett, das Schwert lag dabei auf seinen Oberschenkeln, und hielt Wache. Und der Mann wusste nun, dass noch schlimmere Zeiten auf ihn zukommen würden…
    ***
    Ich war glücklich!
    Nicht weil wir uns in Japan befanden, nein, es lag daran, dass wir die Hektik der Riesenstadt Tokio endlich hinter uns gelassen hatten und uns in einem der schnellen Züge befanden, die zwischen den großen japanischen Städten verkehren.
    Vom Flughafen zum Bahnhof zu gelangen, hatte einer mittleren Katastrophe geglichen, denn eigentlich ist Tokio ja keine Stadt, mehr eine Zusammenhäufung aus verschiedenen Stadtteilen, wobei jeder ein anderes Gesicht zeigte.
    Im Zug war es ruhig. Die Hektik spielte sich auf den Bahnsteigen ab, die hinter den schallschluckenden Fenstern lagen. Wir hörten von außen kein Geräusch und hatten es uns in dem Großraumwagen bequem gemacht.
    Glücklich fühlte ich mich, aber den Flug, sechzehn Stunden sitzen, musste ich erst verkraften. Und an die Zeitumstellung musste ich mich noch gewöhnen. Meinem Freund Suko erging es ebenso.
    Er hockte mir gegenüber, grinste etwas verunglückt und fragte: »Soll ich raten, was du gleich machen wirst?«
    »Das Gleiche wie du. Augen zu und durch.« Ich hatte die Beine lang ausgestreckt und sie seitlich an Suko vorbei unter den anderen Sitz geschoben, der nicht besetzt war und es hoffentlich auch nicht wurde. Ansonsten durften wir uns über die Reisenden nicht beschweren. In keinem Londoner Zug hätte auch nur annähernd eine derartige Disziplin und Ruhe geherrscht wie in diesem hier.
    Die Reisenden stiegen ein, suchten sich die Plätze aus und begannen mit der Arbeit.
    Einige trugen Laptops bei sich und beschäftigten sich mit ihren Aufgaben. Andere lasen Zeitung.
    Manche gingen ihre Unterlagen noch einmal durch, um sich fit zu machen für Konferenzen und Besprechungen. Nur zwei Reisende schliefen, wie ich beim Anfahren mit einem raschen Rundblick hatte feststellen können.
    Der Zug glitt leise durch den Bahnhof. Wenn wir in Kyoto eintrafen, würde es dunkel sein, deshalb wollte ich noch ein wenig schlafen.
    »Schäm dich«, sagte Suko.
    »Weshalb?«
    »Schau dir die anderen an. Die arbeiten wenigstens. Du aber hängst hier und verschläfst die Zeit.«
    »Das kann ich mir auch erlauben. Niemand soll je auf meinen Grabstein schreiben, dass darunter einer liegt, der vor Arbeitswut gestorben ist. Lieber im faulen Fieber dahinsiechen, als sich zu Tode schuften. Und jetzt gute Nacht.«
    Suko

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