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0660 - Die Totenstadt

0660 - Die Totenstadt

Titel: 0660 - Die Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehen, um nach vorn zu schauen, wo der dichte Wald den schmalen Pfad verbarg, der hinunter in das Tal führte und sehr bald auf einen der Pilgerwege stieß, die zu den Klöstern führten.
    Aoyama liebte die Umgebung. Sie gab ihm die Ruhe, die er für seine Aufgabe benötigte, doch an diesem Tag fühlte er sich überhaupt nicht wohl. Es war die Stille, die ihm zu schaffen machte. Er hatte sich stets am Singen der Vögel erfreut, die den Tag verabschiedeten und die anbrechende Nacht begrüßten. Das fiel heute aus. Kein Vogel trällerte, stattdessen wurde die Stille zu einer bedrückenden Last. Sie umschloss jeden Stamm, jeden Ast, jedes Blatt. Wie eine dumpfe Masse hatte sie jedes andere Geräusch einfach geschluckt.
    Das gezeichnete Gesicht des Japaners blieb glatt. Kein Lächeln huschte über seine Lippen, die Augen blieben wach. Ihre Pupillen glänzten wie scharf geschliffene Schwerter.
    Aoyama wollte nicht vor dem Haus bleiben, denn diese Stunde gehörte ihm und seinem kleinen Garten, den er hinter seiner Hütte angelegt hatte. Es war ein Stück Erde, das von ihm sorgfältig gepflegt wurde und wo er das fließende Wasser eines Bachs gestaut hatte, damit es einen See bildete.
    Nach einem kleinen Fall floss es in eine Rinne, um anschließend in sein normales Bett zurückzugleiten.
    Aoyama liebte diesen kleinen Garten, in dem Kies und Steine überwogen. Dazwischen breiteten die schaufelgroßen, flachen Blätter eine grüne Decke aus, durch die ab und zu ein Grashalm vorwitzig aus der Lücke schaute.
    Das Wasser war trinkbar. Deshalb kniete sich der Mann nieder und ließ es in seine Hände fließen.
    Mit den Lippen schlürfte er die Hälfte weg, bevor er sich wieder aufrichtete, einige Schritte weiterging und sich auf einem kantigen Stein niederließ, dessen obere Seite wie ein bequemer Sitzplatz geformt war.
    Dort blieb Aoyama sitzen und schien zu erstarren, denn von nun an bewegte er sich nicht. Er lauschte in die Stille hinein, versank in eine tiefe Meditation, um herauszufinden, was ihn störte.
    Noch zeichnete die Dunkelheit einen nur grauen Schleier in die Luft, was sich allerdings sehr rasch änderte, denn es wurde rasch finster.
    Aoyama war ebenfalls kaum zu sehen. Der dichte Bewuchs gab ihm den nötigen Schutz und das leise Raunen des Windes schien seine Gedanken fortzutragen.
    Der Wind fuhr den Heiligen Berg hinab. Er spielte mit den Pflanzen, er bewegte ihre Blätter zu einem zittrigen Gesamtbild, aber er rauschte nicht.
    Und genau dieses Geräusch hörte der Mann.
    Seine Haltung blieb nach wie vor gleich. Nur die Augen hielt er plötzlich offen, bei ihm ein Zeichen, wie wachsam er letztendlich war. Die Gefahr, die er mit jeder Faser seines sensiblen Nervenkostüms gespürt hatte, war näher gekommen. Sie verdichtete sich und lauerte schon in seiner Nähe.
    Aoyama blieb ruhig. Dieser Mann war durch mehrere Höllen gegangen, die seine Nerven gestärkt hatten. Allerdings lauschte er sehr genau, um den Ort der Gefahr zu lokalisieren.
    Noch schwebte sie über ihm. Sie bewegte sich dabei hin und her und verdichtete sich zu einem ungewöhnlichen Rauschen, das mit dem des Windes nichts zu tun hatte.
    Ein Fremdgeräusch!
    Im ersten Moment hatte Aoyama an einen großen Vogel gedacht, der seine Kreise in der warmen Abendluft zog und sich von den ständigen Winden tragen ließ.
    Das kam nicht in Frage. Ein Vogel hätte sich anders verhalten, sich niedergesetzt, aber nicht gekreist, als wäre er auf der Suche nach einer bestimmten Beute, die es für ihn hier nicht gab.
    Das musste jemand anderer sein!
    Aoyama blieb gelassen, aber angespannt. Das Geräusch blieb. Nur hatte es sich nach links verlagert und der Mann drehte seinen Kopf, damit er dorthin schauen konnte.
    Für einen winzigen Moment entdeckte er die beiden roten Punkte in der Dunkelheit. Sie schimmerten durch Lücken im Geäst, waren dann wieder verschwunden.
    Glühwürmchen waren es nicht. Damit kannte sich Aoyama aus und er sah diese Punkte, Augen oder was immer es gewesen sein mochte, als feindlich an. Wobei er zudem davon ausging, dass sie wieder erscheinen würden. Er lauschte den Geräuschen noch konzentrierter, damit er den Flug verfolgen konnte.
    Die Geräusche wechselten. Zwar befanden sie sich noch über ihm, aber sie hatten sich jetzt zur rechten Seite hin verlagert, dort wehte ihr Rauschen durch das Astwerk der Bäume, als sollte es von den Blättern weitergetragen werden.
    Es war ein Lauern, ein Warten, ein Nervenkrieg, der von einem Moment zum

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