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0660 - Die Totenstadt

0660 - Die Totenstadt

Titel: 0660 - Die Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fuhr und die Fliehkraft uns beide erwischte. Den Blutsauger aber schleuderte sie über die Schwelle in die Toilette hinein, wo er scheppernd gegen den kleinen Kasten mit den Papierhandtüchern fiel.
    Er hatte sich noch nicht fangen können, als ich bereits in die Zelle stürmte.
    Wie ein Häufchen Elend hockte er am Boden. Das Messer noch in der Hand, das Gesicht böse zur Fratze verzerrt. An sein Messer dachte er nicht mehr, es war längst zur Makulatur geworden, denn mein Dolch war schneller.
    Ich hatte ihn aus dem Handgelenk geschleudert und die silberne Waffe erwischte den Blutsauger voll. Die Klinge durchdrang die Brust, traf das Herz und löschte somit das untote Leben aus.
    Er und sein Kopf kippten zur Seite. Seine Lippen öffneten sich. Ein rostbrauner Faden rann aus dem Mundwinkel. Das Zeug sah aus wie uraltes Blut.
    Ich atmete tief durch, schloss die Tür und riegelte sie von innen ab. Einen zufälligen Zeugen konnte ich nicht gebrauchen, denn der Auflösungsprozess war schlimm genug.
    Er zerfiel nicht zu Staub, den ich hätte in die Toilette spülen können. Sein Gesicht bekam nur dunkle Flecken, sie schimmerten zwischen Braun und Grün und sahen aus wie dunkle Blutergüsse. Die Lippen rissen auf, als ich den Dolch aus der Wunde zog. Durch die Bewegung verlor der Körper auch den letzten Halt, fiel zur Seite und blieb zwischen Wand und Toilettenschüssel eingeklemmt liegen.
    Diesmal war ich vorsichtiger beim Öffnen der Tür. Ich schaute auf die Plattform, aber nur das Licht brannte. Ich wusste nicht, ob ich dem Schaffner Bescheid geben sollte, bisher hatte ich keinen gesehen, beschloss dann, es bleiben zu lassen und bis Kyoto zu fahren.
    Wieder kam es mir vor, als würde der Zug über die Schienen schweben. Wir hörten kaum ein Geräusch, rollten einfach dahin, als wollte er bis in die Ewigkeit weiterfahren.
    In unserem Wagen hatte sich nichts verändert. Nach wie vor saßen die Reisenden beinahe regungslos auf ihren Plätzen. Sie waren mit ihrer Arbeit beschäftigt.
    Suko schaute erstaunt hoch, als ich mich ihm gegenüber niederließ. »Du bist aber lange weggeblieben«, beschwerte er sich.
    »Zwangsläufig.«
    »Durchfall?«, fragte er grinsend.
    »Nein, ein Vampir.«
    Jetzt grinste er nicht mehr, denn er wusste genau, dass ich keine Witze machte. Er schaute aber gegen die Scheibe, ohne dahinter jedoch eine Bewegung sehen zu können.
    »Im Zug?«
    »Ja, sogar auf der Toilette. Ich weiß nicht, wie er hineingekommen ist oder ob er bereits zuvor gelauert hat. Jedenfalls war er da und wollte mich killen.«
    »Nicht beißen?«
    »Vielleicht beides. Jedenfalls trug er ein Messer bei sich. Das konnte er nicht mehr einsetzen, ich war mit meinem Dolch fixer.« Natürlich wartete Suko darauf, Einzelheiten zu erfahren. Ich hielt damit auch nicht hinterm Berg und wir sprachen dann darüber, wie wir uns den Rest der Strecke verhalten sollten, denn dass wir auch weiterhin auf der Hut sein und mit allem rechnen mussten, stand fest.
    »Bisher hat nichts auf eine Vampirspur hingewiesen«, flüsterte Suko. »Wieso auf einmal dies?«
    Ich hob die Schultern und erwiderte: »Ich kann mir nur vorstellen, dass Mallmann Wind davon bekommen hat und zusätzlich mit allen Mitteln einen Erfolg unsererseits verhindern will.«
    »Dies ließ darauf schließen, dass es für Nadine Berger möglicherweise noch eine Chance gibt.«
    »Richtig, Suko.«
    Ich war plötzlich überhaupt nicht mehr müde, sondern beobachtete sehr genau, was in meiner sichtbaren Umgebung passierte. Zwei Männer hatten den Wagen verlassen. Ob sie zur Toilette gegangen waren, wusste ich nicht. Jedenfalls gaben sie mit keiner Miene zu erkennen, dass sie etwas Ungewöhnliches entdeckt hatten. Und das war dieser in der Toilette liegende Vampir nun mal.
    »In einer halben Stunde erreichen wir Kyoto«, sagte Suko mit einem Blick auf die Uhr.
    »Klar.« Ich reckte mich. »Bis dahin ist noch viel Zeit.« Auch draußen war kaum etwas zu sehen.
    Der Zug jagte durch die Nacht.
    Hin und wieder blinkte ein einsames Licht oder Signal. Die Gegend war auch bergiger geworden.
    Kyoto lag eingebettet in einer wunderschönen Landschaft. Die Japaner hatten sie damals nicht ohne Grund als Hauptstadt ausgesucht.
    »Vielleicht war es ihnen eine Warnung«, murmelte Suko, »dass sie sich jetzt nicht mehr trauen.«
    »Hoffentlich. Stell dir vor, sie würden den Zug angreifen und hier ein Blutbad anrichten. Wir wären erpressbar…«
    Ich enthielt mich einer Antwort, aber die letzten

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