0660 - Die Totenstadt
anderen sein Ende fand.
Urplötzlich hörte der einsam dasitzende Mann das Krachen über sich. Eingehüllt in Blattwerk und abgebrochene Äste, huschte ein gewaltiger Schatten auf den Einsamen zu. Er wäre mit großer Wucht auf ihn niedergefallen, aber Aoyama war schneller, wuchtete sich nach vorn und zog dabei mit einer glatten Bewegung sein Schwert. Als er herumkreiselte, stieß er die Waffe nach vorn, aber nicht zu, weil er wissen wollte, welcher Gegner in sein Refugium eingebrochen war.
Ein Vogel?
Ja und nein. Groß, schwarz, schattig, mit gewaltigen Schwingen, die an den Seiten ein zackiges Muster aufwiesen. Zwischen ihnen steckte kein Körper, nur ein Kopf. Ungefähr so groß wie zwei Männerfäuste und fast nur aus Maul und Augen bestehend, die so rot leuchteten, als wären in ihrem Innern Laternen angezündet worden. Sie schimmerten in der oberen Hälfte des Schädels, die untere bestand fast ausschließlich aus dem weit aufgerissenen Maul.
Aoyama wusste Bescheid!
Vor ihm hockte kein Vogel, dafür eine riesige Fledermaus, die auch einen anderen Namen hatte: Vampir!
Im ersten Moment war er selbst überrascht, denn damit hätte er nicht gerechnet. Natürlich kannte er die alten Geschichten, die man sich auch hier in Japan über diese blutgierigen Wesen erzählte, aber sie waren oft genug anders dargestellt worden, nicht als Fledermäuse, mehr als drachenähnliche Monster.
Jetzt tauchte ausgerechnet sie auf und hatte eine dermaßen große Kraft, dass sie das Geäst noch hatte abreißen können. Noch hockte sie nahezu platt auf dem Boden, nur die Schwingen zitterten.
Schon bald durchzuckte es wie ein Stromstoß ihren Körper und einen Augenblick später hob die Fledermaus vom Boden ab, wobei sie heftig die Schwingen bewegte.
Das Monstrum nahm beinahe die gesamte Breite des Gartens ein. Es war nicht gekommen, um guten Abend zu sagen, es wollte Blut und griff dementsprechend an.
Ein Kampfschrei gellte in den dunklen Himmel, als der Mann sein Schwert bewegte und es kreisförmig über seinen Kopf schwang. Er lief der Fledermaus dabei entgegen, die Defensive war nichts für ihn. Er wollte das Monstrum vernichten.
Und er schlug zu.
Rasend schnell hämmerte er die Klinge seines Samuraischwertes in den Körper hinein. Die Fledermaus befand sich noch in der Luft, als sie, getroffen von mehreren Schlägen, in Fetzen gehauen wurde.
Der Kopf wirbelte davon, die Schwingen bestanden nur aus Resten und der Kämpfer schlug noch zweimal zu. Erst dann war er mit seiner Tat zufrieden.
Vor seinen Füßen lagen die Überbleibsel dieser widerlichen Gestalt. Er schüttelte sich, als er seinen Weg über die Schwingenstücke hinwegsetzte und dorthin ging, wo er seiner Meinung nach den Kopf der Bestie finden konnte.
Er lag fast neben dem Teich, so weit war er durch den Schlag geflogen.
Aoyama bückte sich nicht. Stattdessen streckt er seine Klinge aus und spießte den Schädel auf.
Das Schwert blieb darin stecken, doch einen Moment später zerfiel der Schädel vor seinen Augen.
Als Asche regneten die Teile zu Boden und blieben dort so lange liegen, bis sich ein Windstoß aufraffte und sie forttrug.
Er drehte sich um und hörte die leisen Geräusche, die entstanden, als auch die restlichen Teile des Fledermauskörpers zu Asche wurden, so wie es die Vampirgesetze befahlen.
Der Mann schaute zu. Er ging nicht weg, er nahm alles bewusst wahr, denn er wusste, dass in diesem grausamen Spiel eine neue Runde eingeläutet worden war.
Nicht allein mit den Zombies würde er zu tun haben, auch mit anderen Monstern, den Vampiren.
Aoyama gehörte zu den Menschen, die über das Leben mit all seinen positiven und negativen Seiten nachdachten. Er nahm sie hin, er kam damit zurecht, er dachte darüber nach. In diesem Fall allerdings konnte er sich keinen Reim machen. Das plötzliche Auftauchen der Vampirfledermaus war für ihn nicht erklärbar. Die lebenden Leichen in der Totenstadt schon, doch mit Vampiren konnten sie nichts zu tun haben, obwohl sie zur Kaste der Dämonen gehörten.
Was war hier geschehen?
Er dachte stark nach, kam auch zu einem Ergebnis. Nirgendwo stand geschrieben, dass sich nur eine Vampirfledermaus in seine Nähe gewagt hatte. Es konnte durchaus möglich sein, dass er noch von anderen Schatten aus der Höhe beobachtet wurde.
Der Mann mit dem gezeichneten Gesicht wollte es genauer wissen. In seiner Nähe gab es nicht nur den Garten, der alles zuwachsen ließ, außen herum existierten auch freie Flächen, von
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