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0660 - Die Totenstadt

0660 - Die Totenstadt

Titel: 0660 - Die Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gewalt. Dass dieses trotzdem eingetreten war, ließ auf eine Gefahr schließen, der er bisher noch nicht begegnet war.
    Sie verdichtete sich, sie war ungemein stark und sie zeichnete sich in der Gestalt des Mannes ab, der die Tür langsam zur Seite schob wie ein Dieb, der sich in einem fremden Haus sehr vorsichtig bewegte.
    Der Blick in den Raum war für ihn frei. Er blieb an der Tür für einen Moment stehen. Da er schwarze Kleidung trug, zeichnete sich seine Gestalt kaum ab.
    Sie war wie ein Schatten, eine Drohung, in der Höhe, wo sich das Gesicht befand, allerdings heller.
    Der Mann auf dem Bett rührte sich nicht. Er versuchte allerdings, über die Gestalt nachzudenken, und überlegte, ob sie ihm in seinem Leben schon einmal begegnet war.
    Nein, einen derartigen Geruch hatte er nie zuvor wahrgenommen. Er hatte etwas Leichenhaftes, einen Hauch von Moderdunst, war nicht identisch mit dem der lebenden Leichen.
    Wer war diese Person? Mensch, Monster, Dämon? Eine mystische Gestalt vielleicht?
    Jedenfalls hegte sie keinerlei freundliche Absichten, nicht nach einem derartigen Auftritt.
    Sie schlich vor und bewegte sich auf das Bett zu. Noch immer lag Aoyama reglos, aber seine Augen lebten. Sie bewegten sich und verfolgten den Weg des Eindringlings.
    Zwangsläufig schielte er dabei auch nach links, wo sich der Spiegel an der Wand abzeichnete.
    Dort hätte sich die Gestalt des Eindringlings zeigen müssen. Doch das war nicht der Fall.
    Selbst Aoyama, der zu den Menschen zählte, die einiges gewohnt waren, schrak zusammen. Was er sah, war unglaublich. Kein Spiegelbild! So etwas ließ nur einen Schluss zu.
    Der Eindringling war kein Mensch, er war ein Vampir!
    ***
    Bestimmt wären viele Menschen bei einer derartigen Entdeckung aufgesprungen und in wilder Panik weggelaufen.
    Das tat Aoyama nicht. Er blieb liegen, ohne auch nur mit einer Regung anzuzeigen, dass er alles beobachtete, was in diesem Raum geschah. Nichts sollte das Misstrauen des Eindringling erwecken.
    Er sollte sich weiterhin so bewegen, als wäre er nicht wahrgenommen worden.
    Auch als er sich dem Bett näherte, war von ihm nicht viel zu sehen. Ein weißer Fleck das Gesicht, darüber die Haare, schwarz und leicht glänzend. Das kaum hörbare Aufsetzen seiner Füße - und noch etwas, das dem Liegenden erst jetzt auffiel.
    Der andere atmete nicht!
    Es war schlimm. Kein Luftstrom drang aus seinem Mund. Aber es war auch natürlich, denn Vampire brauchten nicht zu atmen. Sie brauchten nur eins - Blut!
    Und das wollte sich der Eindringling von dem bewegungslos daliegenden Opfer holen.
    Unhörbar bewegte sich die Gestalt über den Boden auf das Bett zu, den Kopf hielt sie nach vorn gedrückt, in den Augen, die sehr groß in der Dunkelheit wirkten, schimmerte das Weiße. Allerdings nur außen, in der Pupillenmitte entdeckte der Liegende die roten Muster, die sich wie ein dünnes Spinnennetz durch die Pupillen zogen.
    Neben dem Bett blieb der Vampir stehen. Seine Arme hingen rechts und links der dunklen Kleidung herab. Die Finger waren ausgestreckt und dicht zusammengelegt.
    Aus seinen unheimlichen Augen schaute er auf den Liegenden nieder. Aoyama hatte die eigenen Augen fast geschlossen. Nur durch winzige Schlitze schielte er in die Höhe.
    Wann würde sich der Vampir auf ihn stürzen und seine Zähne in die Kehle hacken?
    So weit wollte der Einsiedler es nicht kommen lassen. Blitzschnell bewegte er seinen rechten Arm und damit auch das Samuraischwert.
    Genau in dem Augenblick drückte auch der Vampir seinen Oberkörper vor. Beide Bewegungen wirkten wie abgesprochen, nur dass dem Blutsauger die Schwertspitze entgegenstach und eine Fingerbreite vor seinem Hals zur Ruhe kam.
    Der Blutsauger hatte im letzten Moment bemerkt, was da auf ihn zukam, und seine Bewegung gestoppt.
    Beide starrten sich an.
    Keiner sprach ein Wort. Es war ein stummer Kampf, ein Abtasten und Suchen danach, wo jemand stand.
    Aoyama rührte sich nicht, auch der Vampir bewegte nicht einmal eine Augenwimper.
    Natürlich hätte der Japaner zustechen können, aber das zögerte er noch hinaus, weil er wissen wollte, weshalb ihn der Vampir besucht hatte und welche Pläne er verfolgte, denn mit Blutsaugern dieser Art war der Einsiedler bisher nicht in Kontakt gekommen.
    »Wer bist du?« Die flüsternde Stimme des Japaners unterbrach die Stille. Er hatte Englisch gesprochen, weil er davon ausging, dass der andere die Sprache verstand.
    Der Wiedergänger gab die Antwort auf seine Weise. Zuerst zuckten,

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