0660 - Die Totenstadt
in den Körper der untoten Gestalt hämmerten, die plötzlich keinen Kopf mehr hatte.
Die Gewalt der Einschläge trieb das Wesen in den Schacht hinein. Sie peitschte den Körper bis gegen die Wand, bevor er in die Tiefe raste und auf dem Grund aufschlug. Es war ein Festmahl für die Ratten, die auf eine ähnliche Beute nur gewartet hatten und sich gierig auf das Fleisch des Untoten warfen, wobei ihre harten Zähne wie kleine Sägen zu Werke gingen.
Der Maskierte ließ die Waffe sinken, bevor er weiterging und erst am Rand des Schachts stehen blieb. Er schaute in die Tiefe, ohne etwas erkennen zu können. Nur die widerlichen Geräusche klangen an den glatten Schachtwänden zu ihm empor.
Er war zufrieden. Die Waffe so haltend, dass die Mündung nach oben wies, drehte er sich um. Er blieb stehen und es sah so aus, als wollte er sich mit der freien Hand die Kapuze vom Kopf reißen, was er aber bleiben ließ.
Er schaute sich um, dann verließ er das kahle Haus und trat hinein in die alte, verrottete Gegend, die er mit langsamen Schritten durchwanderte.
Das hier war nicht seine Welt. Er hasste sie, doch er war gezwungen, sich hier zu bewegen. Immer und immer wieder. Der alte Fluch ließ sich nicht löschen.
Als er ging, sah er nicht so aus, als wäre auch er ein lebender Toter. Seine Bewegungen waren normal, geschmeidig, wie die eines Kämpfers, der genau weiß, was er vorhat.
Es zeigte sich niemand. Keiner griff ihn an. Wenn sich noch Zombies verborgen hielten, dann wussten sie genau, dass sie gegen diese Person nicht ankamen.
Der Mann mit der Kapuze kletterte auf einen Trümmerhügel. Er ging mit langen Schritten, blieb auf der höchsten Stelle des künstlichen Berges stehen und schaute auf die tote Stadt zu seinen Füßen.
Staub, ein Dahinsiechen, Leichengeruch, das alles kam zusammen. Die Augen des Maskierten schauten auf eine Apokalypse, wie man sie nur von bedrückenden Albträumen her kannte. Sie sah so aus, als wären sämtliche Warnungen der Mahner eingetroffen.
Die Welt am Abgrund, der große Run der Apokalypse, denn hier regierte der Tod…
***
Das Bild auf der Leinwand erlosch und damit verschwand auch der Maskierte.
Es wurde dunkel im Vorführraum und nur das Atmen der dort sitzenden Personen war zu hören.
Aus drei Personen setzten sich die Zuschauer zusammen. Sir James Powell, Suko und mir. Wir hatten uns den Film gemeinsam angesehen und ich muss gestehen, dass es mir nach dessen Anblick nicht eben wohler geworden war. Im Gegenteil, der Druck saß im Hals, ich hätte ihn gern mit einem Schluck Wasser fortgespült.
»Sir, brauchen Sie mich noch?« Ein Techniker rief es aus dem Hintergrund.
»Nein, Sie können gehen. Bitte sorgen Sie für Licht!«
»Natürlich.«
Sekunden später wurde es hell. Ich wusste zwar nicht, wie ich aussah, rechnete jedoch damit, dass mein Gesicht kaum eine andere Farbe zeigte als das von Sir Powell oder Suko.
Stickig war die Luft. So ähnlich musste sie auch in der Welt gewesen sein, die als Film vor unseren Augen abgelaufen war. Nicht auf dem Videorecorder, dafür auf einer Leinwand, wie man sie früher gehabt hatte.
»Möchten Sie bleiben oder gehen wir in mein Büro?«, erkundigte sich der Superintendent.
»Ich muss einen Schluck trinken, Sir.«
»Okay, John, gehen wir.«
Auch Suko stand auf und schob seinen Stuhl zurück. Er sah nicht eben glücklich aus. Das war ich auch nicht, denn bisher hatte Sir James mit einer Erklärung hinter dem Berg gehalten und nur davon gesprochen, dass er uns einen Film zeigen wollte.
Ich fühlte mich wieder fit. Einen Tag war ich im Krankenhaus geblieben, eine Etage über Glenda Perkins, die auch weiterhin auf der Intensivstation liegen musste, denn so gut ging es ihr noch nicht, als dass sie in ein normales Zimmer hätte verlegt werden können. Die Ärzte waren guter Hoffnung, ich ebenfalls, nachdem es mir gelungen war, eine gewaltige Gefahr von ihr abzuwenden, denn Siras Astralleib existierte ebenfalls nicht mehr. Er war vernichtet worden.
Ich folgte unserem Chef, der ziemlich schnell ging, und hörte hinter mir Sukos geflüsterte Frage.
»War es ein Film oder Wirklichkeit, Alter?«
»Ich tippe auf die zweite Möglichkeit.«
»Das glaube ich auch. Zombies, ein Maskierter. Das riecht nach einem sehr faulen Kuckucksei.«
»Glaube ich auch.«
Sir James gab keinen Kommentar ab. Auch nicht im Lift, der uns in die Höhe brachte. Ich versuchte, in seinem Gesicht etwas über die Gedanken zu lesen, was mir schwer fiel, denn
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