0660 - Die Totenstadt
den Tatsachen stellen. Das heißt, Sie beide müssen es.«
»Einspruch, Sir«, sagte ich. »Für Biowaffen, mögen Sie auch noch so schlimm sein, fühle ich mich nicht zuständig. Das ist ein anderes Gebiet, finde ich.«
Sir James schüttelte den Kopf, obwohl er mir Recht gab. »In diesem Fall möchte ich es noch präzisieren, John. Diese Biowaffen kann man als eine Seuche ansehen, die es geschafft hat, die Menschen grausam zu verändern. Sie hat sie zu lebenden Toten werden lassen. Allerdings möchte ich noch ein Wort hinzufügen. Es ist eine magische Seuche, eine biologischmagische Seuche. So genau sehen die Tatsachen aus und so lege ich sie Ihnen auf den Tisch.«
Magischbiologisch - darüber mussten wir erst einmal nachdenken, was nicht einfach war, trotz der vielen Erfahrungen, die wir im Laufe der Jahre gesammelt hatten.
Wenn ich Bills goldene Pistole hinzuzählte, die einen Schleim verschoss, der Menschen das Fleisch vom Körper löste, so konnte ich dies auch als eine biologische Waffe ansehen. Was aber in diesem Gebiet geschehen war, musste einen anderen Ursprung gehabt haben, und den würde uns Sir James sicherlich verraten.
»Sie warten natürlich auf eine Erklärung.«
»Und ob, Sir.«
Er senkte den Blick. »Im Prinzip haben Sie wirklich damit nichts zu tun, aber es gibt Ausnahmefälle, und den hier möchte ich Ihnen gern näher bringen. Die Stadt, die Sie gesehen haben, gibt es natürlich. Nur steht sie nicht in Europa, sondern in Ostasien.«
»Japan?«, fragte Suko.
»Richtig.« Er nahm einen Schluck von seinem kohlensäurefreien Magenwasser, das schon ziemlich warm geworden war und sicherlich schmeckte wie schon einmal getrunken. Er verzog auch dementsprechend das Gesicht, umschloss mit der linken Hand auch weiterhin das Glas und begann mit seinem Bericht. »In zahlreichen Ländern der Welt gibt es seit einigen Jahren Anti-Terror-Truppen. Spezialeinheiten, die darauf gedrillt sind, gegen Schwerstverbrecher und Menschen vorzugehen, denen ihr eigenes Leben kaum etwas wert ist und die einen gewissen Kamikazestil pflegen. Damit diese Leute üben können, baut man in der Einsamkeit eines Landes Städte auf, in denen eigentlich alles vorhanden ist, was man auch in einer normalen Stadt findet. Man übt, wie diese Städte einzunehmen sind, und man filmt die Aktionen natürlich aus allen Perspektiven. Einen derartigen Film habe ich Ihnen vorhin zeigen lassen. Die Japaner haben ebenfalls eine solche Truppe, obwohl sie es öffentlich nicht zugeben und ihre Rüstungsausgaben nach außen hin sehr heruntergeschraubt haben.«
»Und jetzt ist die Stadt zerstört worden«, sagte Suko.
Sir James überlegte einen Moment. »Ja, sie wurde zerstört. Man setzte Raketen und Bomben ein und man überflutete sie mit magischbiologischen Waffen.«
»Das ist doch Wahnsinn!«, keuchte ich.
Unser Chef hob die Schultern. »Was sagen Sie mir da, John. Lehren Sie mich die Japaner kennen. Ich weiß nicht, was im Kopf dieses Befehlshabers vor sich ging, als er diese Anweisung gab. Jedenfalls hatte sie fatale Folgen. Es gab keinen Schutz gegen die Keime. Sie töteten die Menschen und erweckten sie wieder zum Leben. Das heißt, aus den alten Kämpfern wurden Zombies und es gab Ratten, die mutierten. Sie selbst haben sie auf dem Film gesehen.«
»Das ist wahr«, flüsterte Suko. »Können Sie denn sagen, wann das geschehen ist?«
»Nein, nicht genau. Es liegt jedenfalls schon um einige Jahre zurück. Geblieben sind die Wesen, die sich einzig und allein in dieser Umgebung aufhalten und erst gar nicht versuchen, sie zu verlassen. Das steht ebenfalls fest. Eine direkte Gefahr besteht nicht mehr. Die Viren konnten nicht überleben, habe ich mir sagen lassen. Es wird über dieses Gebiet nicht gesprochen. Man will nicht, dass andere Menschen darauf aufmerksam werden, aber man darf auch nicht die Augen verschließen. Es muss etwas getan werden.«
»Also sollen wir die restlichen Zombies vernichten«, fasste ich zusammen.
Sir James nickte. »So sieht es zumindest aus.«
»Was wohl nicht stimmt«, meinte Suko. »Denn mit lebenden Toten kann auch der Maskierte fertig werden, wie wir gesehen haben.«
»Da haben Sie Recht.«
»Wo also liegt das Problem?«
Sir James wartete mit seiner Antwort. »Das kann ich Ihnen sagen. Es geht um den Maskierten.«
Mit dieser Erwiderung hatten wir nicht gerechnet. Nicht, dass sie uns von den Stühlen geschleudert hätte, aber überraschend war sie schon gekommen. Ich schüttelte den Kopf. »Das
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