0660 - Gefangene der Zeit
führten. Von dort sollten sie über die Regenbogenblumen nach Frankreich ins Château Montagne gebracht werden. Rob würde sie in kleinen Gruppen dorthin bringen und Raffael Bois informieren.
»Und dann begann es«, fuhr Pascal mit erstickter Stimme fort. »Siehst du, wir hatten Stygia völlig falsch eingeschätzt. Sie wollte nichts von den Menschen im Lager. Die waren ihr egal. Sie wollte euch, jeden einzelnen der Dämonenjäger. Die Zombies hatten die Anweisung, euch einzukreisen, voneinander zu isolieren und zu töten. Das taten sie auch.«
Teri zuckte neben Nicole zusammen und ging in die Knie.
»Was ist los?« fragte die Dämonenjägerin alarmiert und bemühte sich, ihre Freundin und die Zombies gleichzeitig im Auge zu behalten.
»Uschi«, sagte die Druidin so leise, daß Nicole sie fast nicht verstanden hätte. »Sie ist tot. Ich habe ihren Tod gerade gespürt.«
Nicole spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie sah sich nach Zamorra um, aber der stand einige Meter entfernt und sprach in sein Funkgerät. Kein Grund, ihn jetzt damit zu belasten, dachte sie. Es reicht, wenn er es später erfährt.
Sie nahm Teri in die Arme und half ihr behutsam auf. »Hör mir zu, Teri. Du mußt unbedingt zu Monica springen und sie zurück in die Villa bringen. Sie ist jetzt völlig hilflos.«
Zwischen den beiden Schwestern bestand eine starke telepathische und emotionelle Bindung. Sie waren die zwei, die eins sind. Das war einst ihr größter Vorteil gewesen, aber jetzt, wo Uschi tot war, würde das Abreißen dieser Verbindung Monica fast in den Wahnsinn treiben. Es war wichtig, daß jemand bei ihr war.
Nicole versuchte, den Gedanken, wie Rob es wohl aufnehmen würde, zu verdrängen. Sie hatten jetzt keine Zeit zu trauern. Das mußte warten.
Teri nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen, bevor sie wortlos im zeitlosen Sprung verschwand.
»Monica war die nächste«, sagte Pascal und räusperte sich. »Die Soldaten, die bei ihr waren und sich zurückziehen mußten, sagten, sie sei plötzlich stehen geblieben und habe sich nicht mehr bewegt. Sie wollten zurück, um sie zu holen, aber da waren die Zombies schon bei ihr. Teri hat versucht, zu ihr zu springen, um sie zu retten, aber die Untoten waren überall. Sie hatte keine Chance. Dann ging alles sehr schnell.«
Zamorra sah, daß mit Nicole etwas nicht stimmte, aber er verkniff sich die Frage. Wenn sie es ihm sagen wollte, würde sie es schon tun. Er widmete sich wieder seinen Angreifern und begriff plötzlich, daß die Angriffe der Zombies nicht einfach planlose Attacken waren, sondern Sinn ergaben. Ohne daß Nicole und er es gemerkt hatten, waren sie von den Soldaten getrennt worden und standen jetzt allein in einem Ring von Zombies. »Verdammt!« fluchte er. »Nici, wir müssen durchbrechen und zurück zu den anderen! Was macht dein Blaster?«
Seine Gefährtin schoß ein weiteres Mal und checkte die Energieanzeige. »Wenn wir Glück haben, reicht's noch. Ich sollte nur nicht auf Dauerfeuer umschalten.«
Zamorra nickte und suchte nach einer geeigneten Stelle, um einen Durchbruch zu riskieren.
»Na dann los!« rief er und feuerte wild in eine Richtung. Die Zombies brachen vor ihm zusammen, aber immer wieder rückten neue Untote vor und schlossen die Lücken.
Wo ist dieser verdammte Druide, wenn man ihn braucht, dachte Zamorra nervös. Man mußte kein Meisterstratege zu sein, um zu sehen, daß ihre Lage langsam ernst wurde.
»Paß auf!« rief Nicole im gleichen Moment, aber da war es auch schon zu spät.
Zamorra fühlte einen furchtbaren Schmerz in der Seite und schrie auf. Er spürte, wie seine Beine unter seinem Gewicht nachgaben und er schwer zu Boden stürzte. Verschwommen sah er den Speer, dessen Spitze sich zwischen seine Rippen gebohrt hatte und an dessen anderem Ende der Zombie stand, der zugestoßen hatte.
Ein Schuß aus Nicoles Blaster warf den Untoten nach hinten. Die Dämonenjägerin stellte sich schützend über ihren Gefährten und feuerte weiter in die Menge.
Zamorra griff nach dem Speer, nahm alle Kraft zusammen und riß ihn mit einem Schrei aus der Wunde. Vor Schmerzen hätte er fast das Bewußtsein verloren, aber er wußte, wenn er jetzt nicht weiter kämpfte, waren sie beide tot.
»Bleib liegen«, sagte Nicole besorgt, als sie bemerkte, daß er aufstehen wollte. »Ich schaffe das alleine.«
»Blödsinn«, entgegnete der Dämonenjäger und kam schwankend auf die Beine. »So wie's aussieht, schaffen wir das noch nicht
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