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0660 - Gefangene der Zeit

0660 - Gefangene der Zeit

Titel: 0660 - Gefangene der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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die Telefonleitungen gestört«, entgegnete Ted.
    Der Abenteurer schüttelte den Kopf. »Du weißt doch, wir haben ein völlig unabhängiges, eigenes Telefonnetz, das parallel über Satellit und Kabel funktioniert. Selbst nach einer Atombombenexplosion könntest du bei uns noch anrufen.« Er wandte sich an Pascal.
    »Was haben sie noch gesagt?«
    »Nichts gutes. Die Soldaten berichteten, sie hätten Tausende Zombies gesehen, mehr als je zuvor. Bei ihrem Rückzug aus El Paso sagten die Truppen, sie hätten zahlreiche Explosionen gehört und schwarze Rauchwolken über der Stadt gesehen.«
    Rob nickte, als habe er nichts anderes erwartet. »Zumindest«, sagte er bitter, »wissen wir jetzt, warum Stygia ihre Angriffe auf die anderen Städte eingestellt hat. Die laufen ihr ja nicht weg. Für sie war es wichtiger, zuerst unseren Nachschub zu vernichten. Jetzt hat sie alle Zeit der Welt, um sich nach und nach den ganzen Kontinent untertan zu machen.«
    »Immer mit der Ruhe«, mahnte Zamorra und stand auf. »Wir wissen noch nicht, was alles zerstört wurde und ob dein hervorragender Werkschutz Stygia nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Es bringt überhaupt nichts, wenn wir uns verrückt machen und den Weltuntergang prophezeien, wenn sich nachher alles als halb so schlimm herausstellt. Wir haben noch genügend Waffen und Leute, die damit umgehen können, um dieses Lager mindestens eine Woche zu halten. Stygia hat uns noch nicht geschlagen. Das sollte keiner von uns vergessen.«
    Nicole sah ihn zweifelnd an. Sie wußte es zu schätzen, daß ihr Gefährte ein wenig Optimismus verbreiten wollte, aber sie alle wußten, daß die Entscheidung über Sieg oder Niederlage mit den Blaster- Gew ehren getroffen wurde. Keine Gewehre, keine Chance auf Sieg. Sie schätzte, daß die meisten Gewehre im Lager noch genug Energie-Reserven hatten, um einen oder vielleicht auch zwei Angriffe durchzustehen.
    Und das sagte sie Zamorra auch, als sie in den frühen Morgenstunden nach ihrer letzten Patrouille im Bett lagen.
    »Ich wollte nur verhindern, daß wir handlungsunfähig werden, weil wir uns mit nichts anderem beschäftigen als den Problemen von morgen«, verteidigte er sich. »Wenn wir in Depressionen versinken, spielen wir Stygia in die Hände. Wir müssen uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Wer kann schon sagen, was morgen passieren wird? Vielleicht bekommen wir ja doch noch Hilfe.«
    Nicole wußte, worauf er anspielte. Seit dem Ausbruch des Krieges hatte sich Merlin zurückgezogen. Der alte Zauberer ignorierte jeden Kommunikationsversuch und verweigerte ihnen auch den Zutritt zu seiner unsichtbaren Burg in Wales. Zamorra glaubte, daß Merlin eingreifen würde, wenn die Situation wirklich hoffnungslos wurde. Nicole hoffte, daß er damit recht hatte.
    Mit einem, dachte sie, hat er aber in jedem Fall recht. Das Hier und Jetzt zählt.
    Sie umarmte ihn zärtlich. »Was hältst du davon, wenn wir eine lange Nacht noch ein wenig verlängern?«
    Zamorra lachte und erwiderte ihre Umarmung. »Ich liebe deine Ideen.«
    »Nur meine Ideen?« konterte Nicole mit gespielter Entrüstung.
    Zamorra verzichtete auf eine Antwort und küßte sie lange und leidenschaftlich.
    Er konnte nicht ahnen, daß es ihre letzte gemeinsame Nacht sein sollte.
    ***
    Der Feuerball breitete sich mit fast unerträglicher Hitze über ihnen aus. Ted hatte den Eindruck, flüssiges Blei zu atmen, während sein Körper sich im Zentrum eines Vulkans befand. Das halte ich nicht mehr lange aus , dachte er schmerzerfüllt. Es konnte eine Frage von Sekunden sein, bis sein Körper sich entzündete.
    Und dann war auch schon alles vorbei. Der Feuerball fiel in sich zusammen, die Hitze verpuffte.
    Dankbar sog Ted die frische Luft ein und richtete sich auf. Neben ihm kam auch Zamorra auf die Beine.
    »Das hat gesessen«, sagte er beeindruckt.
    Der Reporter drehte sich um und betrachtete den Abhang, über den sich Sekunden vorher noch die Zombie-Armee nach oben gearbeitet hatte.
    Er sah verkohlte Erde. Kein Baum, kein Strauch und kein Grashalm hatte das Inferno überlebt - und kein Zombie. Von ihnen waren noch nicht einmal Skelette übrig geblieben. Der Feuerball hatte alles vernichtet. Ted schluckte, als er sah, daß die verbrannte Erde rund zwei Meter vor der Stelle aufhörte, an der er und Zamorra sich zu Boden geworfen hatten.
    Das versteht man wohl unter knapper Kalkulation, dachte er mit einem Schaudern. Wenn er sich den Radius des Feuerballs nur ein paar Zentimeter

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