0661 - Dämonische Kreuzfahrt
ein Wurm. »Eigentlich nicht, Sir. Das heißt, ich müsste einen der Offiziere informieren oder fragen, ob es gestattet ist. Es ist normalerweise nicht üblich, dass Passagiere und Mannschaften ein vertrautes Verhältnis haben. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber…«
Ich lächelte ihn an. »Sie könnten bei uns eine Ausnahme machen. Noch ist niemand da. Sicherlich wird er einige Minuten Zeit finden. Meinen Sie nicht auch?« Ich spielte mit einem kleinen Dollarschein und der Steward nickte.
»Ich werde es versuchen.«
Den Schein nahm er mit, als er die Kabine verließ. Suko hob die Schultern. »Alles hat seinen Preis. Umsonst bekommst du nichts. Nicht mal eine Beerdigung.«
»In Indien schon. Da kannst du verbrannt werden.«
»Darauf verzichte ich.« Er trat an das Fenster und schaute hinaus. Viel zu sehen gab es nicht, weil ihm die hohen Bordwände der anderen Schiffe einen Großteil der Sicht nahmen.
»Ich hoffe ja nur, dass dieser Matrose seinen Mund aufmacht und nicht vor Zittern vergeht.«
»Zur Not hilft ein Schein«, sagte ich. »Schon möglich.«
An das Klopfen mussten wir uns erst gewöhnen. In diesem Fall freuten wir uns darüber, denn der Steward brachte den Matrosen mit. Der wiederum machte keinen glücklichen Eindruck, als er uns sah.
Ich ging auf die beiden zu. Als Eric etwas sagen wollte, bedankte ich mich bei ihm.
»Dann brauchen Sie mich nicht mehr, Sir?«
»So ist es.«
Er verbeugte sich und verschwand ziemlich schnell. Wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hat.
Hindor trug eine dunkle Leinenhose und dazu ein helles Hemd. Er war noch jung. Das Haar hatte eine natürliche schwarze Farbe. Seine Pupillen sahen aus wie dunkle Perlen. Bisher hatte er kein Wort gesprochen und ich nickte Suko zu.
Mein Freund stellte uns vor, was Hindor schweigend zur Kenntnis nahm. Dann sprach der Inspektor den Kernpunkt an. »Ich soll Ihnen die besten Grüße von Shao ausrichten.«
Auf dem Stuhl sitzend beobachtete ich Hindor. Bei der Erwähnung des Namens schrak er zusammen, zeigte auch Unsicherheiten und hob die Schultern.
»Sie kennen Shao doch?«
»Nun ja…«
»Die hat Ihnen das Leben gerettet«, sagte Suko. Er fing an, sie zu beschreiben, um dem Matrosen mehr Sicherheit zu geben. Hindor taute sichtlich auf, war plötzlich erleichtert.
Suko redete auch weiterhin auf ihn ein. Er sprach davon, dass Shao uns geschickt hatte und wir gekommen waren, um uns mit Cheng Gu zu beschäftigen.
Der Matrose wich zurück. Es war ihm anzusehen, dass er Angst hatte. Schließlich gab er einen kurzen Kommentar ab. »Der schlafende Gott muss in Ruhe gelassen werden. Niemand soll an ihn heran. Er ist für viele heilig.«
»Das werden wir akzeptieren. Wir wissen, dass es seinetwegen schon Tote gegeben hat. Sie kennen sich hier aus, Hindor. Deshalb möchten wir Sie bitten, uns den Gott zu zeigen.«
Mein Vorschlag fiel auf keinen fruchtbaren Boden. Hindor sah aus, als wollte er fortlaufen. Schließlich streckte er die Arme aus und bewegte abwehrend seine Hände. »Das kann ich nicht machen. Ich will da nicht mehr hin.«
»Wir wollen nur den Weg wissen«, sagte Suko. »Zeigen Sie ihn uns. Das ist alles.«
»Ich habe zu tun, ich…«
»Das wissen wir.« Mein Freund sprach mit ruhiger Strome. »Es hängt aber viel von Ihnen ab, Hindor. Sie sind jetzt derjenige, auf den es ankommt. Der schlafende Gott ist wichtig, das wissen wir. Er hat eine bestimmte Funktion zu erfüllen, er…«
»Bitte, ich kann nicht. Wenden Sie sich an die Offiziere.«
»Nein, Sie sind unser Vertrauter. Denken Sie an Shao, sie hat uns geschickt.«
Wir konnten beide seine Zweifel verstehen. Auch ich hätte Bedenken gehabt, wenn plötzlich zwei wildfremde Personen aufgetaucht wären, um mich zu irgendeiner Sache zu zwingen.
Er überlegte hin und her, schaute sich dabei um, als könnte er einen Ausweg entdecken. Suko kam noch auf Shao zu sprechen, die ihn uns ans Herz gelegt hatte.
»Sie hat mein Leben gerettet«, sagte Hindor, der Suko schon verstanden hatte.
»Das stimmt.«
»Gut, ich werde Ihnen helfen. Aber nur dieses eine Mal. Und zu keinem ein Wort.«
»Wir werden schweigen wie die Gräber.«
»Wer seid ihr denn? Händler?« Er rechnete wohl damit, dass wir irgendwelche Dinge verkaufen wollten.
»Nein, keine Händler. Wir sind Menschen wie du und ich. Wir wollen, dass alles im Lot bleibt.«
Mit dieser meiner allgemeinen Antwort musste er sich zufrieden geben.
»Wir müssen uns beeilen. Vor dem Auslaufen und der Rückkehr der
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