0661 - Dämonische Kreuzfahrt
Offizieren.
Ich wusste nicht genau, wo das gemeine Volk untergebracht war, bestimmt nicht so luxuriös wie die Offiziere. Dass die Türen aus Edelhölzern gefertigt waren, ärgerte mich, denn für diese Sache hatten wieder zahlreiche Bäume sterben müssen. Langsam stirbt der Regenwald…
Der Bote klopfte zaghaft gegen die Tür, dann zog er sich lautlos zurück und wir traten in das Allerheiligste.
Ein anerkennendes Knicken konnte ich mir nicht verkneifen. Wenn man so wohnte, ließ es sich auch auf einem Schiff aushalten, denn die geräumige Kabine gehörte zur Luxusklasse und hatte kein normales Fenster, sondern eines, das von der Decke bis zum Boden reichte.
Der Blick konnte auf das freie Meer gleiten, ohne durch irgendein Hindernis beeinträchtigt zu werden. Helle Möbel, ein heller Teppichboden und ein Mann, der aussah wie ein Kapitän. Jedenfalls steckte er in einer schmucken Uniform. Sein rotblonder Bart umwucherte das Kinn. Auf dem Kopf wuchs das Haar wie Wolle, selbst die Augenbrauen bestanden aus dicken, rotbraunen Balken. Die Pupillen dagegen zeigten eine etwas blasse Farbe. Sie schimmerten in einem Blaugrau. Das Gesicht mit der kräftigen Nase und dem ausgeprägten Kinn ließ auf eine gewisse Energie schließen, die ein Mann in seiner Position auch brauchte.
Kapitän McDuncan begrüßte uns in einem lupenreinen Schottisch. »Willkommen an Bord, die Herren.«
Jeder von uns bekam einen Händedruck, der nicht von schlechten Eltern war.
Als wir uns vorstellen wollten, winkte er ab, deutete gleichzeitig auf die helle Sitzgruppe und bot uns die Plätze an. »Das brauchen Sie nicht. Sie sind bekannt.«
»Ach ja?«, fragte ich.
Duncan holte schon eine Whiskyflasche und drei Gläser. »Natürlich, denn als Geisterjäger genießt man ja einen gewissen Ruf, wie ich annehme.«
»Hat sich das schon so weit herumgesprochen?«, fragte Suko.
McDuncan lachte. »Man hat seine Informationen.«
»Frisch aus London?«
»So ist es. Kennen Sie zufällig einen gewissen Sir James Powell?« Sein Grinsen wurde breiter.
Ich winkte ab. »Alles klar.«
Mit einem Ruck zog der Kapitän den Korken hervor. »So, meine Herren. Wer möchte einen einfachen, wer einen doppelten und wer einen dreifachen Whisky?«
Suko entschied sich für Sodawasser, ich für den einfachen Drink, der in so mancher Kneipe schon als doppelter verkauft worden wäre, und der Kapitän erlaubte sich einen dreistöckigen Whisky.
»Zur Feier des Tages«, sagte er, als er sein Glas hob.
Es war ein guter Stoff, der weder in der Kehle noch im Magen brannte. McDuncan leckte zwei Tropfen von seinen Lippen, als er das Glas zur Seite stellte. »Wie gesagt, es ist eine Ausnahme, aber auch Sie sind Ausnahmen - oder?«
»Wie man es nimmt.«
McDuncan war mit meiner Antwort nicht zufrieden. Er räusperte sich, holte eine Zigarre hervor und zündete sie mit gelassenen Bewegungen an. Er paffte die ersten grauen Wolken, wedelte sie zur Seite und fragte direkt: »Suchen Sie Geister?«
»Nein«, erwiderte Suko. »Wir haben bereits einen Geist gefunden.«
»Hier auf dem Schiff?«
»Ja.«
Der Kapitän wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Zu einer Antwort konnte er sich nicht entschließen, schaute uns an, hob die Schultern und schüttelte den Kopf. »Also, damit komme ich nicht klar, Freunde. Das ist mir zu hoch.«
Ich hatte mich entschlossen, ihm reinen Wein einzuschenken, wenn er schon von Sir James eingeweiht worden war. Und so berichtete ich ihm von dieser außergewöhnlichen Ladung, über die er informiert war, wie sein Nicken andeutete.
»Den haben wir mitgenommen.«
»Für wen?«
Er trank einen Schluck. »Der Sarkophag wird in Colombo ausgeladen. Das ist alles.«
»Und wer bekommt ihn?«, wollte Suko wissen.
McDuncan überlegte. »Da müsste ich in den Papieren nachschauen.« Er legte einen Finger gegen die Stirn. »Lassen Sie mich nachdenken. Es könnte sein, dass der Adressat ein Industrieller aus Sri Lanka ist, ein Mann mit großem Einfluss.«
»Tamile?«
»Das weiß ich nicht.« Er stäubte Asche ab. »Nun ja, es hat einen Toten gegeben, mein Zweiter Offizier wurde ermordet. Wir konnten diese Tat allerdings vertuschen, das heißt, sie geschah noch vor der Abreise und ist nicht bis in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt. Wenn ja, wären einige Passagiere abgesprungen, denn viele unserer Fahrgäste sind abergläubisch.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte ich. »Aber eine andere Frage, Mr. McDuncan. Hat man den Mörder des
Weitere Kostenlose Bücher