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0661 - Der Gegenschlag

0661 - Der Gegenschlag

Titel: 0661 - Der Gegenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Gkirr gefunden hatten?
    Vermutlich würde er das nie erfahren.
    Denn er war längst nicht mehr sicher, ob er seine Mission überleben konnte…
    Fast zweieinhalb Jahre unter permanenter Anspannung, unter dem ständigen Druck, entlarvt zu werden. Mehr als zwei Jahre ohne irgendeine Rückversicherung, ohne Fluchtmöglichkeit - denn jede Flucht bedeutete automatisch das Ende seiner Mission. Er war nicht hierher gekommen, um zu fliehen. Er wollte verhindern, daß die Erde vernichtet oder zu einer Sklavenwelt gemacht wurde.
    Aber konnte er das schaffen?
    Manchmal war er nahe daran, einfach aufzugeben.
    Die Einsamkeit ging beinahe über seine Kraft.
    An jedem der Tage und in jeder der Nächte dachte er an seine Gefährtin Carlotta, die nicht einmal ahnte, wo er sich jetzt befand. Denn während er diese fast zweieinhalb Jahre durchlebte, existierte er ja zugleich auf der Erde.
    Freundschaften mit anderen Ewigen schließen?
    Davor hütete er sich.
    Sobald er den Helm abnahm und sich zu erkennen gab, lief er Gefahr, daß jemand ihn erkannte.
    Deshalb mußte er einsam bleiben.
    Tag für Woche für Monat für Jahr.
    Und zwei Jahre sind lang, wenn man darauf wartet, daß sie vorübergehen…
    ***
    Von den Regenbogenblumen im Château Montagne zu denen bei Tendyke's Home war es nur ein Schritt. In der relativ kurzen Zeit, in der sie sich vorübergehend in Frankreich aufgehalten hatten, und in der durch die Zeitreisen doch so viel geschehen war, hatte sich kaum etwas verändert. Tendykes Personal kümmerte sich um die Menschen, die es geschafft hatten, mit Zamorra und Nicole von der Straße der Götter hierher zu fliehen: Musiker und Tänzerinnen aus dem OLYMPOS, dem magischen Palast, in dem Zeus und die anderen »Götter« einst residiert hatten.
    Wohin es andere Flüchtlinge verschlagen hatte, konnte niemand sagen. Vielleicht würde man ihnen dereinst auf anderen Welten begegnen, vielleicht auch niemals wieder.
    Vom Sternenwind verweht…
    George, der Gärtner und Techniker, verantwortlich für den Park, den Fuhrpark, den Hubschrauber und die Pferde, half den Flüchtlingen dabei, Zelte zu errichten. Butler Scarth hielt die Fäden der Organisation straff in der Hand, und von Chang, dem chinesischen Koch, war nichts zu sehen - vermutlich tobte er sich in seiner Küche aus und sorgte mit irgendeinem Klapperschlangengulasch dafür, daß die Flüchtlinge nicht hungern mußten.
    Es war Routine - bei den Naturkatastrophen, die in den letzten Jahren Florida heimsuchten, hatte Tendyke's Home immer zur Verfügung gestanden, um Obdachlose vorübergehend aufzunehmen und zu versorgen. »Im Gegensatz zum Staat Florida habe ich das Geld und die Möglichkeiten, zu helfen, also helfe ich auch«, pflegte Tendyke etwas spöttisch zu sagen, wenn er darauf angesprochen wurde. »Schließlich weiß ich noch ziemlich genau, wie es ist, wenn man keinen Platz zum Schlafen und nichts zu essen und zu trinken hat.«
    Er, der Sohn des Asmodis, der inzwischen über 500 Jahre alt geworden war, hatte genug Höhen und Tiefen erlebt auf seinem langen, dornigen Weg vom Zigeuner jungen zum Multimillionär.
    Er schaute sich das organisierte Chaos ein paar Minuten lang an, dann ging er mit Ted Ewigk voraus ins Gebäude, den Bungalow mit an einer Stelle aufgesetzter Halbetage, in der sich sein Büro befand. Nichts mehr davon war zu spüren, daß die beiden Männer sich in den letzten Wochen und Monaten etwas ablehnend gegenübergestanden hatten, ohne anderen gegenüber über den Grund dafür reden zu wollen.
    Zamorra und Nicole folgten ihnen etwas langsamer.
    »Es ist schade, daß wir nicht mehr Menschen aus der Straße der Götter retten konnten«, sagte Zamorra. »Rund um das Château hätten wir am Berghang ebenfalls ein großes Lager errichten können. Ich denke, bis zu tausend Flüchtlinge hätten wir unterbringen können…«
    Er verstummte jäh. Erinnerte sich an jenes Flüchtlingslager, in welchem Menschen Zuflucht fanden, die von Stygias Zombie-Armeen gehetzt wurden…
    Erinnerte sich?
    Er schlug sich vor die Stirn.
    »Ich verstehe einfach nicht, woher diese doppelten Erinnerungen kommen«, stieß er hervor. »Es kann doch nur bedeuten, daß die Zeitkorrektur nicht hundertprozentig funktioniert! Denn sonst könnten wir uns doch nur an eine Sache erinnern!«
    »Ich habe Angst«, sagte Nicole. »Angst davor, daß wir zwischen beiden Wirklichkeiten hängenbleiben. Daß weder das eine noch das andere real wird, sondern daß wir ständig pendeln. Wir sind tot,

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