0661 - Der Gegenschlag
wir sind nicht tot, wir sind tot, wir sind nicht tot…«
»Es war falsch, eine Zeitkorrektur zu versuchen«, sagte Zamorra, und es klang nicht einmal ansatzweise so, als wäre er stolz darauf, mit seinen Warnungen recht behalten zu haben. »So etwas führt immer wieder zu Problemen. Wenn wir Pech haben, erleben wir noch einmal so etwas wie die Echsenwelt, nur daß diesmal wir es sind, deren Welt langsam, aber sicher zerfällt, weil ihre Existenzwahrscheinlichkeit allmählich dem Null-Wert entgegenstrebt…«
»Wirklich schlau ist man immer erst hinterher«, erwiderte Nicole. »Vielleicht schafft Ted es ja doch.«
»Er könnte längst wieder bei uns sein«, sagte Zamorra. »Ich glaube, er hat deinen ursprünglichen Plan verändert oder erweitert.«
»Oder er ist tot - echt tot«, befürchtete Nicole. »In der Nähe der Regenbogenblumen auf der Kristallwelt lungerten zwei Omikrons herum, die Jagd auf Fooly machten, während wir dort waren. Vielleicht haben sie Jagd auf Ted gemacht und ihn erwischt, ehe er etwas ausrichten konnte. Vielleicht wirbeln unsere Erinnerungen jetzt deshalb durcheinander.«
»Warum sollten sie auf einen Alpha schießen?« fragte Zamorra schulterzuckend.
»Warum wurde Rom erbaut?« konterte Nicole. »Warum kann man eine Drehtür nicht zuknallen? Ich habe Angst, cheri. Angst davor, tot zu sein, und Angst davor, daß du tot bist.«
»Wir leben.«
»Wirklich?« fragte sie. »Vielleicht erscheint es uns nur so. Vielleicht befinden wir uns längst in irgendeinem Zwischenreich. Ich halte das nicht mehr lange durch. Vielleicht ist es sogar besser, wenn das Sternenschiff kommt und uns alle auslöscht.«
»Dreh mir hier bloß nicht durch, Nici!« mahnte Zamorra. »Solange wir atmen, haben wir noch alle Chancen.«
Er blieb stehen und wollte sie umarmen.
Aber sie entzog sich seinen Händen. Weil sie sich daran erinnerte, wie er sie im Château behandelt hatte - wie einen Zombie. Weil er gewußt hatte, daß sie beim Kampf um Tendyke's Home gestorben war.
Aber diese Kälte, die in ihm gesteckt hatte, konnte sie nicht vergessen. So hatte sie ihn niemals erlebt, hatte nicht geahnt, daß Zamorra so eiskalt und hart sein konnte.
Selbst vor ihm hatte sie in diesem Moment Angst…
***
Vergangenheit:
Das Sternenschiff näherte sich seiner Vollendung. Ein erster Probeflug fand statt. Und Tau Ern Vuk kehrte mit einer Hornisse zum Kristallplaneten zurück. Er brachte Informationen aus der Straße der Götter mit.
»Zeus lebt dort noch immer«, berichtete der Tau. »Er nennt seinen Palast OLYMPOS im Land Rhonacon. Und es scheint, als gäbe es intensiven Kontakt mit Gaia. Immerhin tauchte jener Mann auf, der Zamorra genannt wird. Ich weiß nicht, ob es ihm gelang, mich zu durchschauen, aber immerhin hat er mich verfolgt und gejagt. Ich konnte mit Mühe entkommen.«
Yared Salem hörte reglos zu.
Ted Ewigk stand im Hintergrund. Er kannte die Geschichte aus Zamorras und Nicoles Erzählung.
»Und die beiden Hybriden Dämon und Byanca sind tot«, fuhr Ern Vuk fort.
»Das ist absolut sicher?« Endlich zeigte Salem Erregung.
»Absolut«, sagte Vuk.
»Das bedeutet, daß die stärkste Macht, auf die sich die ›Götter‹ und ›Dämonen‹ um Zeus und Abbadon stützten konnten, nicht mehr existiert«, murmelte Salem wie im Fieber. »Ah, das ist gut. Das minimiert das Risiko. Diese beiden hätten uns vielleicht aufhalten können. Jetzt aber, da sie nicht mehr existieren… Du hast dir eine Belohnung verdient, Tau Vuk.«
Er schickte den Spion hinaus, ohne eine Andeutung zu machen, woraus diese Belohnung bestand - aus der Herrschaft iber einen eigenen Sklavenplaneten, eine Beförderung oder sonst etwas.
Salem wandte sich zu Ted Ewigk um.
»Wir werden nicht mehr lange warten, Sta-Mene«, sagte er. »Sobald ich die Meldungen unserer Agenten auf Gaia vorliegen habe, greifen wir an. Zuerst die Straße der Götter, dann Gaia.«
»Weshalb, Herr?« fragte Ted. »Ihr wollt Zamorra und seine Helfer eliminieren. Ein Agenteneinsatz würde reichen.«
»Sie sind mutig, Alpha«, stellte Salem fest. »Dafür, daß Sie laut eigener Aussage an Ihrer Existenz hängen und auf Sicherheit bedacht sind, gehen Sie ein erhebliches Risiko ein, mir zu widersprechen.«
»Verzeiht, ERHABENER«, wandte Ted ein. »Es war kein Widerspruch. Nur eine Empfehlung. Ihr selbst habt mich Unwürdigen in Euren Beraterstab aufgenommen. Daher sehe ich es als meine Pflicht an, auf Vereinfachungen hinzuweisen. Maximaler Effekt bei minimalem
Weitere Kostenlose Bücher