0662 - Jagd auf einen Toten
berichten kann. Er muß gewappnet sein."
10.
„Die Zukunft wartet, Perry!" sagte Professor Geoffry Abel Waringer. Es waren die gleichen Worte, wie sie der Hyperphysiker schon einmal zu Rhodan gesprochen hatte. Das war vor neunundzwanzig Jahren, am 30. Oktober 3430 gewesen, als das Unternehmen Laurin angelaufen war.
Rhodan lächelte. Er erinnerte sich noch gut an diesen Tag, als das gesamte Sonnensystem mit Hilfe des ATG-Feldes in die Zukunft versetzt worden war, um einem Bruderkrieg der Menschheit aus dem Wege zu gehen.
Damals hatten sich die drei größten galaktischen Machtblöcke, nämlich der Carsualsche Bund, das Imperium Dabrifa und die Zentralgalaktische Union zu einer Antiterranischen Koalition zusammengeschlossen und hatten das Solsystem mit achtzigtausend Kampfschiffen angeflogen, um Perry Rhodan zu stürzen und das Solare Imperium zu zerschlagen. Um ein Blutbad zu verhindern, hatte Rhodan das gesamte Solsystem um fünf Minuten in die Zukunft versetzt.
Rhodan zog eine solche Vorgehensweise neuerlich in Erwägung, wenn auch unter gänzlich anderen Voraussetzungen.
Diesmal stammte der Gegner nicht aus der Milchstraße, sondern es handelte sich um eine außergalaktische Bedrohung: die Laren. Rhodan wußte, daß sein Versteckspiel früher oder später von den Laren durchschaut werden würde. Dann mußte er etwas unternehmen, um die solare Menschheit zu schützen - oder aber er kapitulierte vor dem Hetos der Sieben und sah zu, wie die Völker der Milchstraße das gleiche Schicksal erlitten, wie schon unzählige Rassen aus anderen Galaxien zuvor.
Dazu wollte es Rhodan aber auf keinen Fall kommen lassen.
Deshalb hatte er als letzte Stufe des „Falles Harmonie" die Zeitversetzung der Erde in die Zukunft um 1,183 Minuten vorgesehen.
„Noch sind wir nicht soweit, Geoffry", sagte Rhodan. „Ich denke nicht daran, meine Trümpfe vorzeitig aus der Hand zu geben. Ich werde die Laren täuschen, solange sie mein Spiel nicht durchschauen. Vielleicht machen sie noch einige Wochen mit.
Erst wenn die Situation brenzlig wird, gedenke ich das Antitemporale Gezeitenfeld zu aktivieren. Aber es ist ein beruhigendes Gefühl zu wissen, daß der Haupt-Gezeitenwandler hier auf. Merkur einsatzbereit ist."
„Davon kannst du dich überzeugen", versicherte Waringer.
„Deshalb bin ich hier."
Diese Unterhaltung fand in der Transmitterstation des einhundert Kilometer durchmessenden Stützpunktes auf Merkur statt.
Als Rhodan in Imperium-Alpha Waringers Nachricht von der Fertigstellung des Haupt-Gezeitenwandlers erhalten hatte, ließ er sich sofort zum Merkur abstrahlen. Während er jetzt an Waringers Seite im Antigravlift in die subplanetaren Anlagen hinunterschwebte, fragte er: „Sind die Reparaturarbeiten am Haupt-Gezeitenwandler tatsächlich abgeschlossen? Ich meine, handelt es sich nicht nur um ein Provisorium? Ich möchte nicht, daß es im Ernstfall zu einer Panne kommt. Das wäre das Ende der Menschheit."
„Wir haben den Haupt-Gezeitenwandler nicht provisorisch zusammengeflickt", entgegnete Waringer. „Als die Laren vor Wochen das Solsystem sang- und klanglos räumten, hätten wir die nötige Ruhe, um die Reparaturarbeiten voranzutreiben. Wir haben diese Zeit genützt. Der Haupt-Gezeitenwandler ist jetzt einsatzbereit. Über seine Verläßlichkeit könnte allerdings erst die Praxis hundertprozentig Aufschluß geben."
Rhodan winkte ab.
„Keine praktische Erprobung.
Das können wir uns nicht leisten. Die Laren haben zwar keine Beobachter im Solsystem zurückgelassen. Aber wenn das Solsystem auch nur für eine Nanosekunde verschwände, würden sie es erfahren und sofort die richtigen Schlüsse ziehen."
Sie hatten die Hauptschaltzentrale, achthundert Meter unter der Oberfläche des Planeten Merkur, erreicht. Die anderen Säle gruppierten sich rund um diese gigantische Halle und waren lediglich durch transparente Wände von der Hauptschaltzentrale getrennt. Überall saßen Wissenschaftler und Techniker an Kontrollgeräten und Schalteinheiten.
Waringer und Rhodan nahmen an einem Schaltpult Platz. Vor ihnen wölbte sich ein riesiger Bildschirm. Dieser zeigte eine schematische Darstellung aller Planeten des Solsystems mitsamt der Sonne.
„Wir simulieren die Stunde Null", sagte Waringer zu einem seiner Untergebenen. „Nehmen wir an, daß die Sonne mit allen Planeten in einer halben Stunde vom ATG-Feld umschlossen werden soll. Die Zeitversetzung soll einen Faktor von 1,183 Minuten betragen."
Der Countdown
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