0662 - Jagd auf einen Toten
lief.
„Soll die Zeitversetzung unter Anwendung des Zeitmodulators geschehen?" fragte Waringers Stellvertreter.
Der Hyperphysiker warf Rhodan einen Blick zu.
„Nein", entschied Perry Rhodan. „Versuchen wir es vorerst einmal mit einer simplen Zeitversetzung."
„Simpel ist gut", meinte Waringer lachend.
Die Zeit verging. Überall trafen die Techniker und Wissenschaftler an den Pulten fieberhafte Vorbereitungen. Es herrschte eine so hektische Atmosphäre wie an jenem schicksalschweren 30. Oktober des Jahres 3430. Es war alles genauso wie damals, nur mit einem Unterschied. Heute, am 4.
Juli 3459, herrschte in der Hauptschaltzentrale des Planeten Merkur geisterhafte Stille. Das Stampfen, Rumoren und Grollen aus der Tiefe, das die Tiefbunkeranlagen erschüttert hätte, blieb aus. Die gigantischen Maschinen liefen nicht wirklich an, nur die Bedienungsinstrumente waren aktiviert worden.
Aber trotz der fehlenden Arbeitsgeräusche der Maschinen wirkte das Manöver in allen Phasen „echt".
Einige hundert Bildschirme in der Hauptschaltzentrale leuchteten auf, die die verschiedenen Gezeiten-Satelliten zeigten, die bei sämtlichen Planeten und Monden des Sonnensystems stationiert waren. In einer Trickmontage, die sich hauptsächlich aus Archivaufnahmen des Jahres 3430 zusammensetzte, wurde sogar die Aktivierung dieser Gezeiten-Satelliten vorgetäuscht. Ebenso handelte es sich um eine Trickaufnahme, als plötzlich zwischen den Riesentürmen auf Merkurs Nordpol ein intensives Gleißen entstand, das die Helligkeit der nahen Sonne tausendfach übertraf.
Zwischen den Riesentürmen schoß ein hyperschneller Lichtstrahl empor, griff nach der Sonne und vereinigte sich mit ihr.
„Hypertronzapfer läuft!" wurde gemeldet.
Es war alles simuliert - nur die Schaltungen in der Hauptschaltzentrale wurden in der richtigen Reihenfolge vorgenommen. Aber es waren „Blindschaltungen".
„Die Hypertron-Umformer arbeiten normal... Leichte Störungen der temporalen Feldspannung.... Bereits korrigiert. Energiefluß beginnt. Keine weiteren Komplikationen."
Waringer nickte zufrieden.
„Die Geräte arbeiten alle einwandfrei", flüsterte er Rhodan zu - selbst Waringer, der routinierte Hyperphysiker wagte es nicht, durch lautes Reden die Faszination dieses Augenblicks zu stören. „Es sind bisher keine nennenswerten Komplikationen eingetreten. Der Haupt-Gezeitenwandler funktioniert tadellos."
„Aber wird er auch der Belastung durch die gewaltigen Hyperenergien standhalten?" meinte Rhodan.
„Das wird sich zu Stunde Null erweisen", antwortete Waringer.
Rhodan mußte sich mit diesem Test begnügen. Wenn Waringer behauptete, der Haupt-Gezeitenwandler sei wieder in Ordnung, dann hatte das Gewicht. Denn er war in seinen Prognosen so vorsichtig wie alle Wissenschaftler, und wenn er sich für die Funktionsweise des Haupt-Gezeitenwandlers verbürgte, dann konnte praktisch nichts mehr schiefgehen.
*
Rhodan ging im Geiste die einzelnen Phasen des Geschehnisses durch.
Der Haupt-Gezeitenwandler auf Merkur erzeugte den sogenannten „Hypertronzapfer". Dieser Hypertronzapfer war nichts anderes als ein hyperschneller Leitstrahl, eine paraenergetische Saugleitung, die die fünfdimensionalen Energieeinheiten der Sonne anzapfte.
Diese abgezapften Paraenergien flossen vorerst wieder in den Haupt-Gezeitenwandler zurück. Dieser wandelte sie in hyperenergetische Schwingungseinheiten um und leitete sie mittels der Para-Verbundleitung an alle Planeten des Sonnensystems und an die überall eingesetzten Satelliten weiter.
Diese sogenannten Gezeiten-Satelliten und die planetaren Stationen besaßen Kraftanlagen, die in etwa mit Großfeldprojektoren zu vergleichen waren und die Eigenbezeichnung Antitemporale-Gleichrichtungskonverter hatten. Sie wurden vom Haupt-Gezeitenwandler des Planeten Merkur mit der fünfdimensionalen Energie versorgt.
Die Gleichrichtungskonverter formten die empfangenen Energien noch einmal um und strahlten sie stern- oder kaskadenförmig ab. So wurde eine bestmögliche Streuung erzielt, es gab unzählige Berührungspunkte, die in ihrer Gesamtheit das Sonnensystem umschlossen.
Es entstand eine Art Schutzschirm, der aber nicht nur hyperenergetischer, sondern auch temporaler Natur war: das Antitemporale-Gezeitenfeld, das das gesamte Sonnensystem einhüllte.
Das ATG-Feld war in der Lage, die ,energetischen Einflüsse des Einstein-Universums abzuschirmen, das Niveau der Normalzeitebene aufzuheben und eine neutrale
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