0662 - Jagd auf einen Toten
die auch jeder Anti-Priester des Baalol-Kults besaß. Mit dieser Fähigkeit konnte man auf parapsychischer Basis jeden Schutzschirm um ein Vielfaches verstärken. Anders angewendet, war es einem dadurch aber auch möglich, Hyperenergie anderweitig zu verwerten.
Und das beabsichtigte Ribald Corello zu tun.
Dennoch wäre sein Plan nicht aufgegangen, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, daß die Hyspies Eigenschaften besaßen, die seinem Vorhaben entgegenkamen.
Erstens schienen sie so etwas wie einen Herdentrieb zu besitzen, oder sie lebten gar im Kollektiv. Das schien daraus hervorzugehen, daß sie alle es jenem Hyspie nachmachten, der mit Rhodan und dessen Begleitern in Kontakt getreten war. Sie nahmen alle wie auf Kommando menschliche Gestalt an.
Zweitens schienen sie so etwas wie eine Todessehnsucht oder einen Todestrieb zu haben. Als einer der Hyspies in den Sog des Hypertronstrahls geriet, stürzten sich die anderen in seiner Nähe alle mit ihm ins Verderben. Warum nicht alle auf Merkur befindlichen Hyspies diesem Beispiel gefolgt waren, konnte Corello nicht sagen. Aber vielleicht waren es nicht genug Todeskandidaten gewesen, um eine Massenhysterie zu verursachen.
Corello allerdings hatte genügend Todeskandidaten zur Verfügung. Die Mehrzahl der Hyspies befand sich immer noch auf der Oberfläche des Merkur. Vielleicht hatten sie nur eine Vorhut in die subplanetaren Anlagen geschickt, um erst einmal das Gelände zu erkunden ...
Der Supermutant mit dem Riesengehirn und dem Körper eines Kindes konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Er setzte seine ganze parapsychische Kapazität ein, um den Hypertronstrahl anzuzapfen.
Es kostete ihn ungeheuere Anstrengung, aber er schaffte es.
Ein dicker, gebündelter Hypertronstrahl löste sich aus der einen Kilometer durchmessenden Energiesäule und stieß in die Masse der scheinbar ziellos herumtänzelnden Hyspies hinein. Tausende von ihnen wurden augenblicklich aufgesaugt. Und der Hypertronstrahl fraß sie weiter auf, zu Tausenden und aber Tausenden; keines der Energiewesen dachte daran, sich in Sicherheit zu bringen. Als seien sie hypnotisiert, als stünden sie im Bann einer übergeordneten Macht, trieben sie auf den Hypertronzapfer zu und wurden von ihm absorbiert.
Sie kamen von überall - und jetzt sogar schon aus den subplanetaren Anlagen. Wie die Lemminge flüchteten sie sich ins Verderben, in dem Drang oder Zwang, das Schicksal ihrer Artgenossen zu teilen.
Sie gingen im Hypertronstrahl auf, wurden gewissermaßen ionisiert, über die Para-Verbundleitung den Gezeiten-Satelliten und den planetaren Gleichrichtungskonvertern zugeführt und von diesen an das Antitemporale - Gezeitenfeld abgestrahlt. So erfüllten die Hyspies sogar noch einen guten Zweck. Sie verstärkten das ATG-Feld, ohne daß sie es gewollt hatten.
Oder, wer wußte das schon, vielleicht hatten sie gerade jetzt den angestrebten Lebenssinn gefunden?
Bevor Corello sich in philosophische Betrachtungen verlieren konnte, kehrte er in die Hauptschaltzentrale zurück.
*
Zwei Tage nach dem Zeitsprung in die Relativzukunft kam das Zeitpendel, von dem das Sonnensystem erfaßt worden war, wieder zur Ruhe. Die Sonne und ihre Planeten stabilisierten sich innerhalb des ATG-Feldes 1,183 Minuten in der Zukunft.
Die Menschheit atmete auf.
Die größten Gefahren waren vorerst einmal gebannt.
Rhodan und seine engsten Vertrauten konnten die Hochstimmung der Bewohner des Sonnensystems jedoch nicht teilen. Es stimmte schon, die Gefahren, die durch den überhasteten Zeitsprung entstanden waren, hatten beseitigt werden können.
Aber draußen, hinter dem ATG-Feld, in der Normalzeit warteten die Laren. Sie stellten eine Bedrohung dar, die der Öffentlichkeit noch nicht bewußt war, mit der aber Rhodan und seine Mitarbeiter ständig rechneten.
Rhodan kleidete seine Befürchtungen folgendermaßen in Worte: „Wir sind vorerst in Sicherheit, doch die ist äußerst trügerisch.
Das ATG-Feld wird uns auf die Dauer nicht vor dem Zugriff der Laren schützen. Sie werden uns trotz allem finden, denn sie besitzen die dafür erforderliche Technik - und außerdem auch noch das Wissen um das Antitemporale-Gezeitenfeld. Wir haben nur etwas Zeit gewonnen."
Im selben Atemzug stellte er an die Wissenschaftler des Waringer-Teams die Forderung: ..Meine Herren, ich bitte Sie deshalb, mit Hochdruck an der Vervollkommnung des Zeitmodulators zu arbeiten, damit er so schnell wie möglich betriebsklar gemacht wird. Jede Minute
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