0666 - Das Lächeln einer Teufelin
nicht schaffen würde, die Tür einzurammen. Sie war einfach zu stabil gebaut, und ich musste wieder zurück.
Nadine kam wieder.
Ich ahnte sie nur, sehen konnte ich nach wie vor nichts.
Ich spielte auch mit dem Gedanken, mein Kreuz durch das Sprechen der Formel zu aktivieren. Vielleicht hätte es reagiert, vielleicht auch nicht. Jedenfalls würde ich eine gewaltige Menge an Magie in Bewegung setzen, die auch zerstören konnte.
Aber ich hatte vor, Nadine zu retten, und deshalb ließ ich es zunächst bleiben.
Sie sprang.
Ich hörte sie noch schreien, dann prallte sie gegen mich. Ich hatte einen Moment vorher den Kopf eingezogen und rammte ihn mit einem harten Stoß nach vorn.
Nadine bekam den Aufprall voll mit, fluchte wütend und wankte zurück ins Dunkel.
Ich verließ meinen Platz und blieb sehr nahe an der Wand stehen. Mein Atem ging heftig, auch das Herz schlug schneller, und trotz dieser Ablenkung hörte ich ein mir sehr bekanntes Geräusch. Von außen wurde ein Schlüssel in das Schloss geschoben.
Welcher Wahnsinnige oder Lebensmüde versuchte ausgerechnet jetzt, hier einzudringen?
Jemand schob die Tür nach innen. Da ich nicht weit entfernt stand, konnte ich es genau sehen.
»Nein!«, schrie ich. »Bleib draußen. Verdammt, bleib draußen!«
»Von wegen, Alter!«
Ich glaubte, mich verhört zu haben. Kein Geringerer als Suko hatte gesprochen!
Er tauchte wie ein Phantom auf. Nadine musste ihn ebenfalls gehört haben, sie reagierte allerdings nicht. Dafür schaltete Suko für einen Moment seine Bleistiftleuchte an. Der Strahl bewegte sich wie ein Blitz durch die Dunkelheit. Er glitt auch über Nadines Gestalt und erfasste für einen winzigen Moment das Gesicht.
War es angstverzerrt? Lag ein Wissen auf den Zügen und in den Augen der Blutsaugerin?
Ich wusste es nicht. Wichtig war nur, dass sich Suko frei bewegen konnte, nur durfte er um Himmels willen Nadine Berger nicht töten.
»Suko, sie haben mich erwischt. Ich bin gefesselt. Denk daran, sie darf nicht sterben.«
»Klar doch, John, lass mich den Rest machen. Diesmal hole ich mir die Rosinen…«
Ich gönnte es Suko. Und ich war davon überzeugt, dass er es auch schaffen würde.
Die Vampirin war zurückgewichen. Sie hockte vor der Wand, die der Tür gegenüberlag. Suko leuchtete sie an. Nadine sah aus wie ein zusammengedrücktes Wesen, den Mund verzerrt, die beiden Zähne zeigend.
In dieser Haltung sah sie nicht so aus, als hätte sie vor, aufzugeben. Da sie mein Blut nicht bekommen hatte, war Suko an der Reihe…
***
Schon oft hatte Suko gegen einen Vampir gekämpft. Und ebenso oft hatte er den Blutsauger auch besiegen können, weil er die entsprechenden Waffen besaß.
Hier aber war alles anders. Er durfte Nadine nicht töten. Wir mussten versuchen, das flüssige Leben einzusetzen und es schaffen, dass sie am Leben blieb.
Sollte sich alles als Irrtum herausstellen, was keiner von uns hoffte, dann würden wir in den verdammt bitteren Apfel beißen müssen. Noch tat Nadine nichts. Sie hockte zusammengekauert an der Wand, als wollte sie sich verkriechen.
Suko hielt die Dämonenpeitsche fest. Demonstrativ steckte er sie in den Hosengurt, ließ die drei Riemen dabei allerdings ausgefahren, sodass sie überhingen und auch von Nadine Berger gesehen werden konnten. Sie kannte die Funktion der Peitsche und bewegte schüttelnd den Kopf, als könnte sie Sukos Tat nicht fassen.
Im scharf gebündeltem Lichtstrahl der Lampe sah ihr Gesicht noch bleicher aus. Und die Haut hatte einen grünlichen Schein angenommen, als würde sie von innen verwesen. Dunkel waren ihre Augen, nur die Pupillen reflektierten das Licht. Sie bewegten sich nicht. Es gab überhaupt nichts an menschlichen Gefühlen bei ihr.
Ich blieb an meinem Platz stehen und ließ die beiden nicht aus den Augen. Natürlich wäre ich gern die Riemen losgeworden, doch die Zeit konnte sich Suko nicht nehmen. Wir wären beide zu sehr abgelenkt gewesen.
Als Suko die ersten beiden Schritte gegangen war, bewegte Nadine den Kopf. »Was willst du von mir?«, keuchte sie. »Willst du mich vernichten?«
»Nein.«
»Aber ich will dein Blut!« Sie fauchte den Satz, sprang mit einem geschmeidigen Satz hoch, blieb jedoch an der Wand stehen und ging keinen Schritt nach vorn.
»Hol es dir!«, erklärte Suko gelassen.
Sie öffnete den Mund noch weiter. Ihre beiden Vampirhauer erinnerten an gelbliche Dolchspitzen.
Suko leuchtete auch jetzt noch direkt in das Gesicht der Blutsaugerin. Der Strahl zitterte
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