0666 - Das Lächeln einer Teufelin
kaum, so ruhig war Suko und dermaßen stark behielt er seine Nerven unter Kontrolle.
Ich war gespannt, wie Nadine reagieren würde. Als Vampirin musste sie ihrem Trieb folgen und versuchen, an das Blut des Menschen heranzukommen. Gleichzeitig besaß sie so etwas wie einen Instinkt und auch das Wissen ihres anderen Lebens, denn vor ihr stand ein Mann, der eine für sie tödliche Waffe trug.
In meiner rechten Jackentasche spürte ich den Druck des Eis. Dieses einmal sehr groß gewesenen Oval, das wir in Sussex gefunden hatten. Es enthielt das flüssige Leben. Ich hatte Suko nicht geraten, es zu nehmen, er musste zunächst anders mit der Blutsaugerin fertig werden.
Er tat noch nichts. Es sah nach einer Provokation aus, wie er langsam auf Nadine zuschritt und seine Arme sogar vom Körper abgespreizt hielt, um sie zu locken.
In den folgenden Sekunden musste einfach etwas geschehen. Nadine konnte es nicht hinnehmen.
Sie duckte sich, winkelte das rechte Bein an und stemmte für einen Moment die Schuhsohle gegen die Wand. Dann stieß sie sich ab. Sie war unheimlich schnell, selbst Suko hätte Mühe gehabt, auszuweichen. Das wollte er auch nicht. Er blieb eiskalt, ließ Nadine kommen und schlug dann zu.
Nicht mit der Handkante oder der Faust, er nahm die rechte Handfläche, die wie ein gewaltiger Prankenschlag gegen das Gesicht der Blutsaugerin klatschte.
Der Treffer war furchtbar. Einen Menschen hätte er möglicherweise ins Reich der Träume geschickt. Nadine wurde von den Beinen gefegt und geriet dabei außerhalb der Reichweite des Lichtstrahls. Ich hatte sie noch verschwinden sehen, doch im nächsten Moment tauchte sie wieder auf, als Suko den Strahl drehte.
Sie überrollte sich, fluchte dabei und sprang wieder auf die Füße. Das geschah, als sich Suko bückte und die Leuchte vorsichtig zu Boden legte.
Er brauchte seine beiden Hände. Mit der Rechten hakte er, etwas von seinem Gürtel los, das für die Länge eines Lidschlags aufblitzte wie wertvolles Silber. Handschellen. Sukos Plan stand fest. Dass es nicht einfach werden würde, lag auf der Hand. Nadine würde sich wehren, sie griff an, und Suko schleuderte seine Peitsche weg, damit Nadine nicht gegen die Riemen prallte.
Er ließ sie kommen - und auflaufen.
Der helle Strahl war zu dünn, um mir zu zeigen, wie der Kampf genau ablief.
Ich hörte ihn mehr. Das wilde Fauchen, unterbrochen von hohen, schrillen Schreien der Blutsaugerin drang durch das Dunkel. Sukos Körper war kompakter und massiger, er deckte den der Vampirin ab.
Die lag plötzlich am Boden. Bevor sie sich hochstemmen konnte, hebelte sie Sukos geschickt angesetzter Tritt herum, sodass sie auf den Bauch fiel und Suko ihren Rücken präsentierte.
Das hatte er gewollt.
Plötzlich hing sie fest. Er hatte Nadines rechten Arm gepackt, ihn herumgehebelt und setzte seine ganze Routine ein, obwohl sie schrie, strampelte und keuchte.
Die Handschelle passte. Mit einem hellen Klicken schlossen sich die beiden Hälften.
Nadine gab nicht auf.
Sie schlug nach Suko, der sich duckte, die Blutsaugerin aber nicht losließ, denn er hielt den zweiten Kreis der Schelle fest. Mit einer wilden Drehbewegung schleuderte er Nadine durch den Raum, sodass sie hart gegen die Wand prallte und selbst als Wesen der Nacht, das keine Schmerzen spürte, aus dem Konzept geriet.
Die Zeit reichte dem Inspektor. Mit einem gewaltigen Satz war er bei ihr, bekam auch den linken Arm zu fassen, und der Rest war eine Sache von Sekunden.
Nadine Berger war gefesselt.
Suko schleuderte sie schwungvoll in eine entfernt liegende Ecke, wo sie tatsächlich zusammenbrach und mit auf dem Rücken gefesselten Händen hocken blieb.
Jetzt hatte sie das gleiche Schicksal zu ertragen wie ich. Nur kam Suko auf mich zu, um mich von den Lederriemen zu erlösen. Er grinste mir dabei ins Gesicht.
»Was ist?«
»Komisch, jetzt bist du schon so alt geworden und man kann dich noch immer nicht allein lassen. Jedes Mal gerätst du in die Klemme. Ich weiß auch nicht, was aus dir noch werden soll.«
»Rede keine Opern und mach weiter.«
»Ja, ja, schon gut. Die halbe Minute kannst du noch durchhalten.« Während Suko sich bemühte, schaute er dorthin, wo sich Nadine aufhielt. Sie tat nichts, um ihr Schicksal zu ändern. Die Fesselung musste ihr einen Schock versetzt haben, denn jetzt war sie zu achtzig Prozent wehrlos. Ich rieb meine Gelenke, die anfingen zu schmerzen und brannten, als das Blut wieder in Wallung geriet und sich der Kreislauf
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