0666 - Im Bann des Sonnendreiecks
des hohen Standes lemurischer Technik unglaubwürdig erschien -, oder von den Siedlern selbst abgeschaltet worden waren - was im vorliegenden Fall geschehen sein mußte. Schon mehrmals hatte der Explorer die kritische Schußdistanz unterschritten. Der Kommandant betrachtete die Bilder auf den Schirmen und die grafischen Hinweise und Ergänzungen und wußte, daß ihn etwas störte. Er kam nicht darauf, obwohl es etwas sehr Naheliegendes sein mußte.
Dann sah er die Linie des Bahnkreises, die zwischen den eng stehenden Duo-Sonnen hindurchführte. Der Abstand der zwei Sterne zueinander war weitaus geringer als derjenige im Archi-Tritrans.
„Ich werde auf der Stelle verrückt!" sagte er. „Die Gewohnheit ruiniert das menschliche Denken."
Er drückte eine Taste und sagte: „Astronomie, bitte!"
Das Schirmbild wechselte, Carissa lächelte ihn an.
Kopfschüttelnd meinte Mopron: „Ich weiß, daß ich mich mit dieser Bemerkung disqualifiziere, aber eben habe ich darüber nachgedacht, daß in rund sechshundertachtzig Tagen der Planet Neu-Lemuria einmal zwischen den beiden Sonnen hindurchgeht. Dann muß dort auf der Oberfläche eine gewaltige Hitze ausbrechen!"
„Das ist absolut richtig!" erklärte Carissa. „Er ist allerdings etwas näher an der Sonne Pool, der gewöhnliche Abstand.
Trotzdem wirkt Pana sehr stark auf den Planeten ein."
„Wie stark?"
„Das wird gerade ausgerechnet!" Carissa drehte den Kopf und blickte auf ein Pult im Hintergrund ihrer Zentrale. „Aber ich kann schon jetzt sagen, daß eine sehr starke Hitze herrschen wird. Es muß in rund zweihundert Tagen die Opposition den stärkstens Wert erreicht haben."
„Ich verstehe. Das erklärt auch die geringen Oberflächenaktivitäten, falls der Planet besiedelt ist."
Die EX-8977 flog abermals näher an den Planeten heran. Diese sehr enge Umkreisung erbrachte schließlich die Gewißheit, daß der Planet bewohnt war. Es gab Straßen und Brücken, ausgedehnte Wälder und kahle Landstriche größeren Ausmaßes.
Wenn die Annahme der großen Hitze in der Jahreszeit der Opposition richtig war, dann mußten sich Pflanzen entwickelt haben, die entweder maßlos schnell wuchsen oder der Hitze gut widerstehen konnten. Anders ließ sich der hohe Sauerstoffanteil in der Atmosphäre nicht erklären.
Lerg stellte sich vor, daß die flüchtenden Lemurer oder wenigstens eine Gruppe der Flüchtlinge aus dem Sonnentransmitter gekommen waren und einfach beschlossen hatten, angesichts dieses schönen, erdähnlichen Planeten nicht nach Andromeda weiterzufliegen, sondern hier ansässig zu werden. Das erklärte auch, warum die Sperrforts nicht funktionierten.
Der Pilot wandte sich an Mopron und fragte leise, ohne seine Bildschirme und Kontrollen aus den Augen zu lassen: „Was tun die Lemurer eigentlich, wenn das reichliche Dritteljahr der großen Hitze kommt?"
„Schwitzen!" sagte Lerg. „Und Kühlung suchen!"
„Ahnte ich es doch", konterte der Schiffsführer. „Und außerdem?"
„Ich kann mir vorstellen, daß sie sich in besonders geschützte Gebäude unter der Erde, unter den Hügeln und unterhalb der Meeresoberfläche zurückziehen. Da der Planet sich auf diesen Rhythmus eingestellt hat, da diese Welt offensichtlich den Wechsel überleben kann, werden es auch die Lemurer oder ihre Nachkommen fertiggebracht haben!"
Für die Planetarier dort unten gab es vermutlich nur zwei Jahreszeiten. Eine, die weniger als zwei Drittel des langen Jahres dauerte und annähernd normal war, mit Wachstum und Nächten und Tagen. Und ein gutes drittel Jahr, in dem es niemals Nacht wurde. Dann wechselten nur die beiden Sonnen am Himmel. Die Nacht war dann lediglich eine Zeit, in der eine etwas weniger helle Sonne am Himmel stand.
Ob dies auf den Verstand der Lemurernachfahren einen Einfluß hatte, würde sich früher oder später auch zeigen.
Lerg fragte in die verschiedenen Zentralen hinauf: „Ist die Informationsaufnahme abgeschlossen? Können wir uns wieder zurückziehen?"
Die Stationen meldeten übereinstimmend, daß sie mit den Untersuchungen fertig waren. Das Schiff wurde wieder schneller und flog in einer langgezogenen Kurve hinaus in den Leerraum, in die Richtung auf den Andromedanebel. Dann begannen die schwierigen Auswertungen. Lerg wollte kein Risiko eingehen und den Planeten nur dann anfliegen oder betreten, wenn er genau Bescheid darüber wußte, was sie alles erwartete.
*
Nach achtundvierzig Stunden intensiver Untersuchungen und Auswertungen lag
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