0667 - Das Horrorhaus von Pratau
konnten. Die Blutsaugerin sagte nichts, sie blieb stumm und wartete ebenso wie ich auf Bills Antwort.
Die erfolgte nicht. So hob ich die Schultern und sagte: »Weißt du, Bill, du hast sie gerettet, das weiß ich, das weiß sie, und du weißt es am besten. Nur haben wir mit ihr einen Klotz am Bein. Ich frage dich: wohin mit ihr?«
»Stimmt.«
»Und?«
»Was hattest du denn vor, John?« Er wich aus, für mich durchaus verständlich.
»Es ist schwer zu sagen. Wenn ich ihr glauben soll, müssten wir wieder zurück nach Wittenberg.«
»Da seid ihr doch schon gewesen.«
»Das ist wahr.«
»Und…«
»Ich weiß es auch nicht, Bill. Ich bin überfragt. Mallmann könnte uns möglicherweise mehr dazu sagen, aber der ist mir leider entwischt. Suko und Harry ebenfalls.«
»Mir auch.«
»Du hast ihn gesehen?«
»Ja, draußen.« Bill wollte noch etwas sagen, doch hastige Schritte ließen ihn verstummen.
Suko und der Kommissar eilten herbei. Sie schauten uns an, dann starrte Suko Bill ins Gesicht, als wollte er nicht glauben, dass ausgerechnet er vor ihm stand.
»Du bist doch kein Geist?«
»Nein, Suko.«
»Ja denn…«
Ich deutete auf den Reporter. »Ich glaube, du bist uns zunächst einmal eine Erklärung schuldig.«
»Das schätze ich auch.« Bill trank einen Schluck und schaute zu Boden. Das tat er auch, während er sprach und uns berichtete, wie er überhaupt nach Berlin gekommen war. Unser Chef, Sir James, hatte ihm gesagt, wo wir waren.
Ich hob die Schultern. »Okay, du bist ins kalte Wasser gesprungen, jetzt wirst du schwimmen wie wir.« Dann stellte ich ihm den Kommissar aus Leipzig vor.
»Von Ihnen habe ich auch schon gehört, Mr. Conolly.«
»Sagen Sie Bill.«
»Gut, ich bin Harry.«
Ich wandte mich an Suko. »Und wie sieht es mit den Vampiren aus? Habt ihr noch…?«
»Eine Frau, John. Sie liegt oben in ihrem Zimmer. Will Mallmann hat sie angegriffen.«
»Und es gab keine Chance mehr?«
»Nein, wir kamen zu spät.«
Ein hohes, schrilles Lachen unterbrach die Gesprächsrunde. Nadine Berger hatte es ausgestoßen.
Als wir uns zu ihr umdrehten, nickte sie Bill Conolly zu. »Habe ich mich schon bei dir für meine Lebensrettung bedankt, Bill?«
»Darauf kann ich verzichten.«
»Ich tue es trotzdem. Aber glaube nur nicht, dass ich dich verschonen werde, wenn ich eine Chance sehe, an dein Blut zu gelangen. Rechne nicht damit.«
»Daran habe ich auch gedacht.«
»Was einmal gewesen ist, zählt nicht. Ich bin eine andere geworden. Ich gehöre nicht mehr zu euch Conollys. Ich stehe an der Seite von Dracula II, und der ist wesentlich mächtiger als ihr, das kann ich euch versprechen.«
»Du kennst ihn gut, wie?«, fragte ich.
»Sicher.«
»Dann kannst du uns sicherlich sagen, wohin er sich gewendet hat. Oder ist das zu viel verlangt?«
Sie lachte wieder hämisch. »Ich bin nicht er, John Sinclair. Das solltest du wissen.«
»Aber wir haben dich.«
»Na und?«
»Wenn er so an dir hängt wie du an ihm, dann wird er bestimmt versuchen, dich zu befreien. Davon bin ich beinahe überzeugt.«
»Aber nur beinahe. Mallmann verfolgt seine eigenen Pläne. Ich habe damit nichts zu tun.«
»Das scheint sogar zu stimmen«, murmelte Bill.
»Und da war noch etwas mit Wittenberg«, sagte ich zu Nadine. »Du hast davon gesprochen. Könntest du es noch einmal wiederholen?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Dann werde ich dir auf die Sprünge helfen. Du hast Wittenberg erwähnt, den Namen Dr. Drake und auch den Begriff eines schaurigen Erbes. Wenn ich alles zusammenzähle, kommt mir das sehr suspekt vor. Einiges scheint da nicht zu stimmen.«
»Finde es heraus, Geisterjäger!«, erwiderte sie trotzig.
Ich nickte ihr zu. »Ja, darauf kannst du dich verlassen. Aber eines ist auch sicher. Du, Nadine, wirst mit von der Partie sein. Wir werden dich mitschleifen und dafür Sorge tragen, dass du nicht mehr zubeißen kannst. Wenn nötig, mit einem Knebel in deinem Maul.«
Sie lachte nicht, sie lächelte.
Das gefiel mir überhaupt nicht…
***
Nach der Wende war Werner Kraus arbeitslos geworden. In seinem Betrieb, der Fliesen herstellte, lohnte es sich nicht mehr, auch nur einen Tag länger zu arbeiten. Die Leute hatte man entlassen, um sie anschließend in das soziale Netz Westdeutschlands fallen zu lassen.
Das war auch alles gut, dagegen hatte er nichts einzuwenden, aber Werner Kraus gehörte zu den Menschen, die ihr Leben gern selbst in die Hand nahmen.
Und so hatte er sich einen neuen Job gesucht. Er war
Weitere Kostenlose Bücher