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0667 - Das Horrorhaus von Pratau

0667 - Das Horrorhaus von Pratau

Titel: 0667 - Das Horrorhaus von Pratau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stellte fest, dass es verdammt spät geworden war. Es wurde Zeit, dass er nach Hause kam. Den nächsten Tag wollte er etwas langsamer angehen lassen.
    »Wie weit müssen Sie denn noch?«
    Kraus schaute in das Gesicht des Wirtes, das eine ziemlich graue Haut bekommen hatte, über der die Bartschatten lagen. »Bis Wittenberg.«
    »Das sind noch einige Kilometer.«
    »Klar. Ohne Autobahn, aber wahrscheinlich mit Glatteis. Macht so richtig Spaß.«
    »Beruflich unterwegs?«
    »Ja.«
    »Seien Sie froh. Andere haben keinen Job, die jammern und klagen mir die Ohren voll.«
    »Das wird schon noch werden.«
    Der Wirt wechselte das Thema. Er beugte sich vor und winkte mit dem gekrümmten Zeigefinger.
    »Hören Sie mal. Als Sie kamen, ist Ihnen da was aufgefallen?«
    »Nein.« Kraus war ehrlich. »Was denn?«
    »Ein - ähm - ein Schatten.«
    »Tut mir Leid, den habe ich nicht gesehen. Wo soll das denn gewesen sein?«
    »Hier in der Nähe. Und der schwebte durch die Luft, haben mir Gäste erzählt.«
    »Vielleicht ein Vogel.«
    Der andere wiegte den Kopf und bewegte seine knochigen Schultern gleich mit. »Das will ich nicht unterschreiben. So große Vögel habe ich hier noch nie gesehen. Da waren Zeugen, die sogar von einem Adler sprachen.«
    »Nein, habe ich nicht gesehen.« Kraus lachte. »Außerdem musste ich auf die Straße achten.«
    »War auch nur eine Frage.« Ein Finger deutete auf das leere Glas. »Trinken Sie noch einen?«
    »Nein, ich muss fahren und will zahlen.«
    »Gut. Macht einen Fünfer, weil Sie es sind.«
    »Genau?«
    »Ja.«
    »Preise habt ihr.«
    Der Wirt lachte. »Wie im Westen, was?«
    »So ähnlich.«
    »Man passt sich eben an.«
    Werner Kraus grüßte und ging. An der Tür hörte er noch die Stimme des Wirtes. »Denken Sie an den großen Schatten. Wenn Sie ihn sehen, ist es vielleicht schon zu spät.«
    Kraus verließ kopfschüttelnd die Kneipe. Er wunderte sich immer wieder, auf welche Ideen die Leute kamen. Fliegende Schatten. Warum dann nicht gleich Vampire…?
    Kraus stieg in seinen Wagen. Man konnte vom Trabi sagen, was man wollte, irgendwie sprang er immer an, auch wenn es sich anhörte, als würde jemand mit einem gewaltigen Quirl unter der Motorhaube herumrühren. Bis zu seinem Ziel hatte er noch ungefähr dreißig Kilometer zu fahren, allerdings quer über Land.
    Mit der brennenden Zigarette im Mundwinkel lenkte er das Fahrzeug auf die Straße mit den tiefen Glotzaugen. So wurden von ihm die Schlaglöcher scherzhaft genannt. Einige waren noch vom letzten Regen mit Wasser gefüllt, das aufspritzte, wenn die Reifen des Trabis es zerfurchten.
    Die alte Karre würde es noch ein paar Tage tun. Dann bekam Kraus seinen Dienstwagen, einen Ford, und mit dem kam er besser voran. Zum Glück hatte er noch am späteren Nachmittag getankt.
    Die Füllung musste auch noch für die Tour am nächsten Tag reichen.
    Den kleinen Ort hatte er rasch hinter sich gelassen und befand sich sehr bald auf der freien Fläche oder der Prärie, wie Kraus immer sagte. Da gab es nichts außer Wiesen, Weiden, hin und wieder ein paar Zäune oder einen verlassenen Schuppen, mal ein Stück Wald dazwischen oder eine Buschgruppe.
    Über allem schwebte der Himmel.
    Weit, düster, wolkenverhangen, ohne Sterne. Ein dunkles Dach, das ängstlichen Menschen Furcht einjagen konnte.
    Ihm nicht. Aber Werner Kraus dachte immer wieder an die Warnungen des Kneipenbesitzers, der von einem Schatten gesprochen hatte. Und er ertappte sich dabei, dass er hin und wieder den Kopf schräg legte und aus dem Fenster in Richtung Himmel peilte, um zu sehen, ob dort dieser ominöse Schatten erschien.
    Bisher nicht.
    Nur Wolken, Dunkelheit und hin und wieder graue Dunstflächen, die über den Feldern lagen.
    Die Straße war mal breit, dann wuchs sie wieder zusammen. Oft flankiert von Pappeln. Ein leeres Stück Land, durch das Werner Kraus rollte. Er dachte bei sich, dass er hier nicht tot überm Zaun hängen wollte.
    Leider hatte er kein Autoradio. Wenn er Musik hören wollte, dann setzte er seinen Walkman auf und spielte eine Kassette ab. Dazu hatte er heute auch nicht die Nerven, irgendetwas trieb ihn nach Hause, als wäre er auf der Flucht.
    Die innere Unruhe sorgte auch dafür, dass er schneller fuhr als gewöhnlich, was dem guten Trabi nicht besonders bekam und er manchmal Bocksprünge vollführte wie ein alter Esel.
    »Du willst mich doch jetzt nicht im Stich lassen, wie, du alte Mühle?«, murmelte er, als der Wagen wieder einmal besonders hoch sprang.

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