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0668 - Die dunkle Bedrohung

0668 - Die dunkle Bedrohung

Titel: 0668 - Die dunkle Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Rolf Michael
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als ein niederer Geist ihm meldete, jemand erbitte eine Audienz.
    »Wer ist der Bittsteller?« fauchte der uralte Erzdämon, dessen Leben länger währte als die Menschheit. »Astaroth, der Intrigant?«
    »Es ist ein Vampir, Herr«, verriet der Dienergeist. »Einer der mächtigen alten Vampire.«
    »Sein Name!« donnerte Lucifuge Rofocale. »Welchem Clan gehört er an?«
    »Keinem, Herr. Er ist ein Einzelgänger. Sein Name lautet Tan Morano. Er bittet, mit Euch sprechen zu dürfen, Herr.«
    »Oh, welche Höflichkeit«, spottete der Herr der Hölle. »Bist du sicher, daß er seine Worte so formulierte?«
    »Ich bin sicher, Herr. Ich gab sie genau in seinem Sinne wieder.«
    »Worüber will er mit mir reden?« fragte der Erzdämon.
    »Über alte Zeiten, sagt er, Herr.«
    »Über alte Zeiten, soso«, murmelte Lucifuge Rofocale nachdenklich. Er überlegte. Der Name Tan Morano war ihm bekannt. Ein Vampir, der einst einen Teil Englands beherrschte, dann spurlos verschwand. Es hieß, ein Silbermond-Druide namens Gryf ap Llandrysgryf habe ihn getötet. Aber in jüngster Zeit solle er wieder aufgetaucht sein. Angeblich hatte er sich mit Sarkana angelegt, und sie hatten sich gegenseitig umgebracht.
    Und jetzt tauchte er ein zweites Mal aus der Versenkung auf?
    »Der Kerl hat wohl sieben Leben«, zischte Lucifuge Rofocale. »Nun, wenn er mit mir über alte Zeiten plaudern will, soll er sich mir zeigen. Bring ihn zu mir.«
    »Ich höre und gehorche, Herr«, versicherte der niedere Geist und huschte hurtig davon.
    ***
    Die große Gestalt blickte aus dunklen Augen über den Abgrund der Sterne hinweg. Sie trug einen dunklen Umhang, der fast den gesamten Körper bedeckte. Nur der Kopf, ein Teil der Arme und die Hände waren sichtbar. Schwarzes, halblanges Haar umrahmte ein Gesicht, das maskenhaft starr wirkte. Selbst die Augen blieben seltsam leblos bei allem, was der Dunkle Lord sagte oder tat.
    Er dachte an Lamyrons Prophezeiung, die ihm der »Engel« im Gefieder seiner Flügel übermittelt hatte - als sie noch nicht zu Eisen geworden waren durch die Paradox-Magie. Die Prophezeiung in all ihren Varianten durfte nicht Wirklichkeit werden.
    In ihr hatte er gesehen, wie Lucifuge Rofocale einem Gegner entgegentrat. Einem menschlichen Gegner. Ein Mann in verblichenen Jeans und kariertem Hemd, der einen hölzernen Zauberstab schwang. Lucifuge Rofocale wich mit allen Anzeichen des Entsetzens und der Todesangst zurück, versuchte sich zu wehren, zu fliehen, aber der Stab berührte ihn…
    Und das Bild wurde unklar.
    Ein anderes zeigte den Thron des Höllenfürsten, doch nicht Lucifuge Rofocale saß darauf, sondern ein anderer. Einer, von dem eine geradezu unheimliche Aura ausging, die selbst den Dunklen Lord frösteln ließ. Ihm war, als stamme dieser Unheimliche, der mit seltsamem Goldschmuck behängt war, aus einer Zeit vor der Zeit, und über ihm schienen entsetzliche Kreaturen zu schweben, wie selbst der Lord sie noch nie zuvor gesehen hatte. Dieser Unheimliche beherrschte die Hölle, aber…
    Was war das für eine Hölle?
    Sie war - leer!
    Niemand in ihr lebte noch! Kein Dämon, kein Teufel… da waren nur noch jene unheimlichen Schattenkreaturen, die nach Blut dürsteten, nach Dämonenblut, das es nicht mehr gab…
    Schattenkreaturen, die ihre Klauen auch nach den Menschen ausstreckten… und der Dunkle Lord sah sich selbst, auf einem Blutaltar hingestreckt, über ihn gebeugt eine dieser Kreaturen und jener Goldbehängte, in dessen Augen Wahnsinn und ungeheure, ultimative Macht glühten! Etwas entriß dem Lord Blut und Leben…
    Und schon war es wieder anders. Lamyron und Stygia, die Fürstin der Finsternis, die beide gemeinsam über die Welten herrschten, in denen es für den Dunklen Lord keinen Platz mehr gab…
    All diese Bilder durften nicht Wirklichkeit werden! Der Dunkle Lord hatte seine eigene Vorstellung von der Zukunft, und in der saß er selbst auf dem Thron des Herrschers über die Hölle, und unter dem Kreuz der drei Monde entstand der Dunkle Orden neu. Das war die einzige Wirklichkeit, die der Lord jemals akzeptieren würde.
    Er, der mit der Macht seiner Paradox-Magie seinen eigenen Tod ungeschehen gemacht hatte.
    Er wandte sich Stygia zu, der Fürstin der Finsternis, die er sich ebenso unterworfen hatte wie Lamyron. Nackt, hilflos und voller ohnmächtiger Wut kauerte die Dämonin vor ihm, wohl wissend um ihre Lage. Es war noch genug ihres eigenen Willens und ihrer Denkfähigkeit in ihr, um Pläne zu schmieden und

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