0668 - Silva auf dem Höllenthron
nur weich und anschmiegsam war, sondern eine Wärme abstrahlte, als wäre noch Leben in ihr.
Für sie verbreitete der Sessel eine Botschaft. Er hüllte sie ein, er war wie ein Schutz und gleichzeitig ein Zeichen des Teufels, denn oberhalb der Rückenlehne bogen sich die gleichen Hörner ihre Spitzen entgegen, die auch aus der Stirn des Teufels gewachsen waren.
Asmodis hatte sein Zeichen hinterlassen. Ein jeder, der den Thron sah, würde erkennen, wer dahintersteckte.
Aus dem Finstern löste sich eine Gestalt. Der Teufel kam lautlos auf den Thron zu. Er ging ein wenig geduckt, sein linkes Bein zog er nach. Das dreieckige Gesicht schimmerte in einem düsteren Rot, und seine Augen leuchteten diesmal gelbblau.
Als er stehenblieb und seine Pranken gegeneinanderrieb, da knisterte die Haut, produzierte Funken, die über die Handflächen hinwegsprangen und einen regelrechten Tanz aufführten.
»Gefällt er dir?«
Silva konnte nur nicken, nicht sprechen, weil die neuen Eindrücke sie einfach überwältigt hatten.
Sie dachte daran, daß es gut gewesen war, sich durch die bestimmte Literatur auf gewisse Dinge vorzubereiten. Was sie hier erlebte, das hätten sich die anderen Mitglieder der Schwarzen Messe nicht einmal träumen lassen.
»Er ist von mir. Ich habe ihn den Höllenthron genannt, und er wird zu einem Stück von dir werden, Silva. Du wirst erkennen, welche Macht du plötzlich hast. Macht über Menschen, die du in meinem Sinne weitergeben wirst.«
»Das möchte ich auch.«
»Dazu wirst du zusammen mit dem Thron mein Reich verlassen müssen. Du sollst nicht mehr hier in meiner Welt bleiben, deine steht dir jetzt offen. Ich habe dir einen bestimmten Platz ausgesucht, den du einnehmen wirst. Die Menschen, die du dort triffst, werden von dir fasziniert sein, das verspreche ich dir. Es ist alles vorbereitet worden, denn, wer dort hingeht, wo ich dich hinhaben will, der möchte etwas erleben, der möchte in sein und andere Dinge machen, als es die normale Bevölkerung tut. So etwas wie der Höllenthron war noch nie da, Silva. Man wird dich mit allen Ehren empfangen, damit du meine Botschaft verkünden kannst. Du bist für sie unbesiegbar. Es werden Dinge geschehen, die den Verstand der Menschen überschreiten, und ich möchte dir noch ein Andenken mit in deine Welt geben. Hier…«
Der Teufel bewegte seine rechte Hand. Plötzlich steckte etwas quer zwischen seinen Fingern, das glänzte und Reflexe warf, obgleich es von keinem Lichtstrahl getroffen wurde.
Es war das Rasiermesser!
»Deine Mordwaffe!« flüsterte der Höllenherrscher mit rauher, bebender Stimme. »Nimm sie an dich. Du wirst schon sehr bald mit ihr deine Zeichen setzen. Gibt es jemand, den du haßt?«
»Ja!« stöhnte sie. »Ja…«
»Dann hol ihn dir. Sage ihm Bescheid, daß er zu dir kommen soll. Quäle ihn.«
»Danke. Das werde ich machen!« Wieder bewegte der Teufel seine Pranke. Einen Moment später wirbelte das Rasiermesser auf Silva zu. Geschickt fing sie es mit dem Griff zuerst auf. Sie schaute auf die Klinge, die keine Blutflecken mehr aufwies, und um ihre Lippen huschte ein Lächeln.
»Wen würdest du gern besuchen? Wem willst du dich zeigen? Weißt du den Namen?«
»Ja, Eddy de Soto.«
»Bitte, meine Liebe. Geh zu ihm, zeige dich ihm, und erkläre ihm, daß er zu deinem Fest kommen soll.«
»Ich werde es tun!« flüsterte sie, und ihre Augen glänzten in wilder Vorfreude…
***
Suko war auf die Idee gekommen und hatte es digitales Arbeiten genannt. Auf der einen Seite Chiefinspector Tanner, auf der anderen Seite wir. Gemeinsam hatten wir eine Liste der Leute erstellt, die wir befragen wollten, denn irgendwo mußte es ja eine Spur geben, die zu Silva Mancini führte.
Zum Glück hatte uns ihr Notizbuch geholfen, das wir in der Wohnung fanden, und ich hatte den Vorschlag gemacht, auch Jane Collins mit einzuspannen.
Also machte auch sie mit, um die Menschen zu befragen, mit denen Silva Kontakt gehabt hatte.
Das nahm nicht nur Stunden in Anspruch, auch Tage. Wir erlebten eine Szene, die uns relativ unbekannt war, in der es aber von verrückten Typen nur so wimmelte.
Die Mode- und Fotografenwelt, wo sich ein jeder für den Besten überhaupt hielt und mehr über sich als über Silva Mancini sprach, obwohl man zugeben mußte, daß sie Extraklasse war.
Wir erzählten immer wieder dasselbe. Daß wir sie wegen einer Zeugenaussage suchten.
Man nahm uns das ab. Konkrete Ergebnisse brachte unsere Fragerei nicht, und es war Tanner, der
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