0668 - Silva auf dem Höllenthron
hinterhältiger Bastard, du!«
»Schnauze, Ginny.«
Sie wollte ihm an den Kragen, doch Eddy hatte Routine, wich aus, gab ihr einen Klaps auf das nackte Hinterteil und stellte ein Ultimatum von zwei Minuten. Bis dahin sollte sie verschwunden sein, oder es wurden alle Verträge gelöst.
Ginny zog sich im Vorraum an. Sie schimpfte dort weiter, und Jane schüttelte nur den Kopf.
»Wie im Kino, nicht?« grinste de Soto.
»Stimmt.«
»Keine Sorge. Mit Ihnen passiert mir das nicht. Aber wollen Sie nicht ablegen?«
»Nein, ich behalte den Mantel lieber an. Es dauert nicht lange.«
»Ich habe extra einen Chablis kaltgestellt. Der ist…«
»Trinken Sie ihn selbst, Mr. de Soto.«
Er blieb vor Jane stehen, legte den Kopf schief und meinte: »Sie können mich wohl nicht leiden, wie?«
»Das hängt von den nächsten Minuten ab.«
Er lachte, während die Wohnungstür noch lauter von Ginny zugeschmettert wurde. »Gut, kommen wir zur Sache. Sie wollen also keinen Vertrag mit mir schließen, sondern über Silva reden.«
»So ist es.«
»Bitte, fragen Sie.«
»Wie standen oder stehen Sie zu ihr?«
»Hä, hä«, lachte de Soto. Dann noch einmal. »Hä, hä. Sie glauben gar nicht, wie undankbar die Kleine ist.«
»Ach ja?«
»Sollte Sie Ihnen anderes erzählt haben, so hat sie gelogen.« Das Gesicht des Agenten wurde zur Grimasse. »Alles verdankt sie mir - alles. Ich habe sie aufgebaut, ich habe ihr die Jobs vermittelt, ich habe die entsprechenden Beziehungen und jetzt…«
»Will sie nichts mehr von Ihnen wissen?«
»Richtig. Die kleine Hure will aus dem Vertrag aussteigen. Einfach so.«
»Grundlos?«
»Klar doch.«
»Das glaube ich nicht. Was Sie mit Ihren Models machen, ist mir egal. Ich möchte von Ihnen wissen, wo ich Ihren Schützling finden kann, Mr. de Soto.«
Er deutete mit dem Finger auf sich. »Von mir?«
»Ja.«
»Woher soll ich das denn wissen?«
»Sie sind Silvas Agent.«
»Ja, noch ja. Aber ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Wir verkehren eigentlich nur über unsere Anwälte miteinander. Das Tuch zwischen uns ist zerschnitten. Dabei habe ich ihr die tolle Wohnung besorgt. Andere waren auch daran…«
»Da ist sie nicht.«
Er griff zum Weinglas und trank es leer. »Dann tut es mir leid. Ich weiß nicht, wo sie sich aufhält. Ich hätte es gern gewußt, um ihr ins Gesicht zu sagen, was sie für eine Person ist. Ich kann Ihnen nicht helfen. Wenn Sie das Weib finden sollten, sagen Sie mir Bescheid. Ich würde Ihnen sogar eine Prämie zahlen.«
»Darauf verzichte ich, Mr. de Soto.« Jane drehte sich um und ging zur Tür.
Der schmallockige Agent breitete die Arme aus. »Sie wollen schon gehen?«
»Natürlich.«
»Das ist unfair. Es könnte richtig gemütlich werden. Ich lege eine Scheibe auf, CD, versteht sich. Kuschelrock, das ist genau das richtige für uns beide.«
»Verzichte zugunsten anderer, Mr. de Soto. Sie hätten Ginny hierbehalten sollen.«
»Shit - fuck yourself.«
»Danke gleichfalls.« Ziemlich frustriert verließ Jane den Knaben. Wieder nichts, verflixt. In der dielenartigen Halle sah sie eine Pinwand. Dort hingen zahlreiche Zettel, gemixt mit Einladungen und Eintrittskarten. Eine fiel ihr besonders auf, denn sie leuchtete in einem dunklen Rot, während die Schrift schwarz war.
Jane konnte den Namen gut lesen.
NECRONOMICON
De Soto war ihr nachgekommen. Sie hörte ihn und drehte sich um. Er grinste sie an.
»Was ist das? Necronomicon?«
»Kennen Sie die nicht?«
»Dann hätte ich nicht gefragt.«
»Eine neue Disco. Morgen abend geht es wieder rund. Dann ist Weekend.«
»Wie geht es rund?«
Er lachte und hob die Schultern. »Da lassen wir die Teufel tanzen, Süße.«
»Aha.«
»Ist wirklich irre. Kommen Sie doch auch. Eines kann ich Ihnen sagen. Wenn Sie Silva finden wollen, dann in der Disco. Irgendwo ist sie scharf auf solche Sachen.«
Jane nickte. »Danke für den Tip, Mr. de Soto. Ich werde es mir überlegen,«
»Aber nicht zu lange.«
Jane hatte die Wohnung schon verlassen und stand im künstlichen Palmgarten. »Keine Sorge, wenn ich komme, dann pünktlich.«
Sie ging. Nicht mehr ganz so frustriert, denn sie hatte das Gefühl, doch nicht umsonst gekommen zu sein. Der Name der Disco hatte sich in ihr Gehirn eingegraben.
Necronomicon - war das ein Hinweis?
Jane war nicht so frustriert, ein anderer um so mehr. Eddy de Soto hatte sich vom Besuch der blonden Frau mehr versprochen. Ein Kuschelabend, dem eine heiße Nacht folgen sollte.
Nichts war es
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