0668 - Silva auf dem Höllenthron
ist Jane Collins.«
»Hört sich gut an. Wollen Sie einen Vertrag?«
»Nein. Mir geht es um Silva Mancini.«
»Mein Zugpferd.«
»Vielleicht nicht, Mr. de Soto.« Diese Aussage hatte bei dem Agenten einen leichten Schock hinterlassen.
»Wie… wie meinen Sie das denn?«
»Ganz einfach. Sie ist verschwunden.« Jane hütete sich, etwas von ihren Taten zu sagen.
»Deshalb…«
»Was ist damit?«
»Ich habe versucht, sie anzurufen. Ein irrer Auftrag aus den Staaten.«
»Tut mir leid, aber wir sollten trotzdem über sie reden.« Jane hatte einfach das Gefühl bekommen, daß dieser seltsame Mensch mehr über die Verschwundene wußte.
De Soto räusperte sich. »Nein, das geht nicht. Mein Terminkalender ist voll.«
»Ich habe auch am Abend Zeit.« Eddy de Soto war nicht begeistert, wie er kundgab. »Das mache ich überhaupt nicht gern, Miß Collins. Doch in Anbetracht der Lage bin ich für eine Ausnahme zu gaben. Sagen wir zwanzig Uhr?«
»Und wo?«
»Ich wohne mit Blick auf den Tower. Sie werden das Haus möglicherweise kennen. Seine Fassade besteht fast ausschließlich aus Glas. Neider nennen es Yuppie Castle.«
»Ja, ich weiß Bescheid.«
»Dann erwarte ich Sie.«
»Gut.«
»Champagner oder Weißwein?«
»Weder noch, Mr. de Soto. Ich komme nämlich nicht zum Vergnügen zu Ihnen.«
Sein Lachen klang fettig. »Das sagen Sie jetzt. Warten Sie erst einmal ab, Jane…«
»Bis später«, erklärte Jane und legte auf. Sie schüttelte sich. Obwohl sie diesem Menschen noch nie zuvor gegenübergestanden hatte, war er ihr von Grund auf unsympathisch.
Als sie die Zelle verließ, nieselte es. Draußen breitete sich die neblige Gräue aus, gier und da eingefärbt durch die Kunstlichter bunter Reklamen.
Ohne Rückendeckung wollte Jane nicht fahren. Sie rief bei Sarah Goldwyn an, als sie eine Tasse Kaffee trank, und berichtete von ihrem Erfolg.
»Hoffentlich klappt es auch«, sagte die Horror-Oma.
»Ich habe einen guten Riecher.«
»Dann viel Glück.«
***
Jane war pünktlich. Um Punkt zwanzig Uhr stand sie vor dem Yuppie Castle, diesem schmalen, hohen Klotz, dessen Fassaden mit bräunlich schimmerndem Glas verkleidet waren.
Hier zahlten die Mieter horrende Summen, aber wer mitreden wollte, mußte neuerdings im Eastend wohnen.
Alles war gier chic. Nicht nur die Menschen, auch die Bar im Haus zeigte sich sehr durchgestylt, wobei gelles Plastik und rotes Metall eine Ehe eingegangen waren.
Sie war überfüllt.
Die Mieter trafen sich gier und spielten ihre Rollen wie auf einer Bühne. Jane mußte sich bei einem hochnäsig wirkenden Portier anmelden, der mit einer gnädig anmutenden Bewegung den Hörer des internen Telefons abnahm und Jane anmeldete.
»Ja, Sie können hin. Neunter Stock. Er gehört zur belle etage .«
»Ist mir auch egal.« Jane drehte sich und ging. Ein weißer Lift beförderte sie hoch. Innerhalb der vier Wände roch es nach mehreren Parfümsorten. Das Zeug hatte sich zu einer Duftkomposition vermischt, die Jane die Nase rümpfen ließ.
Dann war sie da, trat aus dem Lift und fand sich nicht in einem Flur wieder, dafür in einem tropischen Garten, der künstlich angelegt worden war und die Form eines Achtecks besaß.
In jeder Ecke führte eine Tür zu den entsprechenden Wohnungen, und eine öffnete sich.
Im Rahmen stand Eddy de Soto!
Jane nahm nichts von dem zurück. Sie hatte den Knaben genau richtig eingestuft. Eddy trug eine schwarze Hose aus Seide und Wolle, was an ihrem Glanz zu erkennen war. Das schneeweiße Hemd war weit aufgeknöpft. Das studiobraune Gesicht wurde von schwarzen Locken umrahmt, die hinter den Ohren wie lange Korkenzieher entlangliefen und im Nacken zusammenfielen. Der Knabe war mindestens fünfzig Jahre, auch wenn er sich so jung und locker gab. Janes Anblick schien ihn zu erfreuen.
»Sie sind ja super.«
»Das wird sich noch herausstellen.«
»Treten Sie ein in meine bescheidene Hütte.«
Die bescheidene Hütte entpuppte sich als das Gegenteil, doch Jane gefiel alles nicht, abgesehen von der Hi-Fi-Anlage.
Ansonsten herrschte die Farbe Rot vor, auf Vorgängen, Teppichen, überall.
»Ich habe eben meine rote Phase«, erklärte Eddy. »In drei, vier Monaten dekoriere ich um.«
»Warum auch nicht?«
Eine der Türen öffnete sich. Ein rotblondes Geschöpf hüpfte hervor, halbnackt und wütend. Den Rest der Kleidung hielt die Kleine vor ihren Körper gepreßt.
Als sie Jane sah, bekam sie einen Wutanfall. »So sieht also deine geschäftliche Besprechung aus, du
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