0668 - Silva auf dem Höllenthron
den Augen der Person auf dem Höllenthron. Die Farben Rot, Schwarz und Violett vermischten sich darin und zeichneten gleichzeitig ein Dreieck nach, eben das widerliche Antlitz des Teufels.
Sie brauchten nichts zu sagen. Jede von ihnen wußte, daß sie Todfeindinnen waren.
Sekunden vergingen, und es war Silva, die ihre Lippen zu einem knappen Eislächeln verzog. »Was willst du denn mit dieser Waffe? Willst du mich erschießen? Willst du dich gegen den Teufel stellen? Gegen die Hölle? Willst du das?«
»Es wäre nicht das erste Mal, daß ich so etwas tue. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen habe ich weder Furcht vor der Hölle noch vor ihrem Herrscher. Wir kennen uns einfach zu gut. Ich habe mal auf seiner Seite gestanden, aber das ist Lichtjahre her.«
Sie lachte scharf. »Kann ich nicht glauben.«
»Frage deinen Herrn und Meister.«
Silva überlegte. »Wer bist du?«
»Jane Collins.«
Das Model dachte über den Namen nach, schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn noch nie gehört.«
Gleichzeitig bewegten sich die beiden krummen Hörner auf der Rückenlehne. Mit den Spitzen wanderten sie aufeinander zu, berührten sich und hatten schließlich einen Kreis gebildet.
Und darin erschien etwas. Eine tiefblaue Farbe, die aussah wie Glas, nahm den Zwischenraum ein.
Jane ahnte, was kommen würde, aber sie bewegte sich nicht.
Das Gesicht des Teufels schälte sich aus der Farbe hervor. Die widerliche Fratze mit den Glutaugen, aus denen der Haß gegen alles Menschliche strahlte.
Asmodis war da!
Und er redete jetzt. »Ja, sie hat recht, Silva. Sie hat leider recht. Jane Collins gehörte mal zu mir, aber das ist vorbei. Sie steht wieder auf der anderen Seite.«
»Dann können wir sie töten?«
»Kill sie mit!«
»Warum du nicht, Asmodis?« rief Jane. »Warum stellst du dich nicht? Zeig dich doch. Komm hier auf die Bühne und beweise den anderen deine Existenz. Wenn sie dir gehorchen soll, müssen sie auch wissen, daß es dich tatsächlich gibt.«
»Sie sehen mich, Jane!«
»Das reicht nicht.«
»Verdammt!« keuchte Eddy de Soto. »Tut doch etwas. Ich will hier nicht krepieren. Ich will hier nicht…« Er kam nicht mehr weiter. Ein Röcheln drang aus seiner Kehle. Noch einmal zuckte er zusammen, dann sackte er nach vorn, fiel hin und blieb liegen.
Kreischend lachte Silva auf und hielt das Messer hoch. Seine Klinge zeigte einen dunklen Streifen.
»Jetzt hole ich dich, Jane Collins!« Sie sprang von ihrem Höllenthron hoch und fuhr herum.
Zwischen den beiden Hörnern lachte der Teufel. Die Zuschauer waren entsetzt, und Jane Collins blieb keine andere Möglichkeit, als den Finger zu krümmen.
Sie schoß!
***
Silva Mancini befand sich mitten in der Bewegung, als die Kugel sie erwischte.
Geweihtes Silber bohrte sich in ihren Körper und hätte sie in Sekundenschnelle vernichten müssen.
Dazu kam es nicht, denn ihre Augen strahlten plötzlich auf, und Jane Collins, die zusah, wußte genau, daß der Teufel mehr Macht über Silva besaß, als sie bisher angenommen hatte.
Er machte sie unbesiegbar für eine geweihte Silberkugel. Er hatte ihr einen Teil von sich selbst mitgegeben.
Die Funken sprühten aus den Augen und jagten in die Höhe. Silva hatte die Arme hochgerissen, das Rasiermesser hielt sie fest, der Körper war zurückgedrückt. Eigentlich hätte sie fallen müssen, aber sie kippte nicht, sondern hielt sich noch für die Dauer einiger Sekunden in dieser Haltung.
Noch einmal schießen?
Jane überlegte.
Zu lange, denn Silva, das Model, verwandelte sich in einen Irrwisch. So schnell war sie, daß Jane zu einem zweiten Schuß nicht mehr kam. Etwas unheimlich Hartes prellte gegen ihr rechtes Handgelenk. Reflexartig öffnete sie die Faust und hatte eine Sekunde später die Astra-Pistole verloren.
Sie schrammte über den Bühnenboden, bekam von Silva noch einen Tritt, während sie sich gleichzeitig auf Jane Collins stürzte und mit dem Messer zuhackte wie mit einem Beil.
Das Schauspiel hatte sich zu einem tödlichen Drama entwickelt. Silva war nicht aufzuhalten, und die Zuschauer beobachteten fasziniert oder erschreckt das tödliche Duell zwischen den beiden Frauen.
Jane wehrte den ersten Schlag ab. Silvas Unterarm federte gegen ihre Handkante, aber das Model verlor im Gegensatz zu Jane seine Waffe nicht. Silva drehte sich, um einen neuen Angriff zu starten.
Jane ärgerte sich über ihre Kleidung. Der Rock war einfach zu eng, um sich richtig bewegen und die Attacken abwehren zu können.
Silva
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