0668 - Silva auf dem Höllenthron
Gestalt immer mehr der Bühne näherte.
Auch Jane regte sich nicht. Nur verfolgte sie andere Pläne als Silva. Sie wollte nur noch einige Sekunden warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war.
Der Mann hatte sich für den linken Weg entschieden. An der Seite wollte er auch die Bühne betreten, mußte jetzt die Stufen vor sich sehen und bekam sein rechtes Bein nicht mehr hoch genug, um den Fuß korrekt auf die Trittfläche setzen zu können.
Beinahe sah es aus, als würde er zusammenbrechen. Er stützte sich mit der Hand ab, und nicht nur Jane Collins hörte sein schweres und ängstlich klingendes Seufzen.
Sie dachte an ihre beiden Freunde. Bisher hatte sie nichts von ihnen gesehen und konnte nur hoffen, daß sie sich nicht verspätet hatten und alles verpaßten.
Mehr als mühsam kroch der Agent weiter. Sechs Stufen hatte er zu überwinden. Die Strecke würde ihm wie eine kleine Ewigkeit vorkommen, das wußte auch Jane.
Natürlich würde sie den Mann nicht im Stich lassen, sie hatte nur einen günstigen Zeitpunkt abgewartet, denn niemand achtete mehr auf sie. Die Blicke der Gäste galten einzig und allein der Bühne.
Jane stand auf.
Schnell und sicher. Niemand drehte ihr den Kopf zu. Alle sahen auf de Soto, der soeben den Bühnenboden erreicht hatte, sich aufrichtete, als wollte er sich selbst Mut machen. Er sah, wie ihm Silva entgegenwinkte.
Er ging…
Und auch Jane schritt voran. Ebenfalls geduckt, sie wollte sich als Schattengestalt nicht zu scharf abheben.
»Schneller, Eddy, schneller!« Silva flüsterte es ihm zu. Sie winkte mit der freien Hand, und Eddy blieb nichts anderes übrig, als zu nicken und seine Beine rascher zu bewegen.
»Zu mir, zu mir an den Thron!«
Eddy stolperte darauf zu. Sie dirigierte ihn weiter, so daß er schließlich mit gesenktem Kopf vor ihr stand, wie ein Bettler. Seine Beine waren umhüllt von einem grünlichen Nebel, der sich in dicken, wolkenartigen Schwaden verteilte.
»Und jetzt knie nieder, Eddy! Erweise dem Teufel und mir deine Referenz!«
»Was soll ich?«
»Auf die Knie mit dir!« Silva bewegte ihre rechte Hand. Die Messerklinge geriet sehr nahe an die Stirn des Mannes.
Er rang die Hände. »Aber das kannst du nicht machen, Silva. Das ist doch nicht dein Ernst!«
»Kein Spaß, los!«
De Soto schluckte. Er wußte nicht mehr, wie er reagieren sollte. Er stand zitternd da, sackte in sich zusammen und nahm auch den scharfen Schwefeldampfgeruch auf, der den Höllenthron umwehte.
Für ihn war es eine furchtbare Qual, aber für Silva die reine Freude. Sie und zahlreiche Gaffer bekamen ein einmaliges Schauspiel geboten, denn das hatte es selbst in dieser Disco noch nicht gegeben.
Der Bühnenboden war hart. Böse Schmerzen durchzuckten die Kniescheiben des Mannes, als er den Kontakt bekam. Es sah so aus, als würde er nach vorn fallen, aber er konnte sich soeben noch in der Waagerechten halten.
De Soto schaute hoch. Wie ein Engel des Bösen hockte Silva auf ihrem Höllenthron.
Und sie war schnell.
Ihre Rechte hielt das Messer. Die Linke zerrte den Mann zu sich heran, gleichzeitig drehte sie ihn mit einer Leichtigkeit herum, die schon erschreckend war.
Er wandte ihr jetzt den Rücken zu. Nichts anderes hatte sie gewollt. Nur so konnte sie die Klinge des Rasiermessers an seine Kehle legen. Mit lauter Stimme schrie sie in das Publikum hinein.
»Und jetzt bringe ich dich um, Eddy!«
»Das glaube ich kaum!« Sofort erfolgte der Kommentar. Jane Collins hatte ihn gegeben. Von Silva unbemerkt war es ihr gelungen, die Bühne zu betreten.
Und Jane hielt eine Waffe in der Hand, deren Mündung schräg von der Seite her auf den Kopf des Models wies.
Urplötzlich standen die Chancen pari…
***
Was auf der Bühne der Disco verhältnismäßig harmlos begonnen hatte, war zu einem regelrechten Drama geworden. Äußerlich hatte sich einiges verändert, aber auch die Stimmung war gekippt.
Besonders die der Gäste, denn jeder, der zur Bühne schaute, spürte den unsichtbaren Gast, der sich zwischen sie alle gestellt hatte - die Angst!
Jane Collins blieb kalt und gelassen. Nicht zum erstenmal erlebte sie eine Situation, die auf der Kippe stand. Und sie wollte sich wieder einmal bewähren, zu lange schon hatte sie in der letzten Zeit im Abseits stehen müssen.
Auch Silva hatte die Worte der Detektivin gehört, und sie hob jetzt den Kopf, ohne jedoch ihre übrige Haltung zu verändern oder das Messer vom Hals zu nehmen.
Beide schauten sich an.
Jane erkannte das Funkeln in
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