0669 - Blackwood, der Geistermann
Lachen gehörte dem Teufel, der sich auf eine neue, noch viel zu junge Seele freute.
Der Sturz dauerte nur Sekunden, doch in dieser so geringen Zeitspanne wurde Denise klar, dass sie einiges falsch gemacht hatte.
Sie fiel und…
»Mummmmy…!«
Der letzte Schrei galt ihrer geliebten Mutter. Er bewies, dass sich Denise geändert hatte.
Es war zu spät.
Der Aufschlag erfolgte mit tödlicher Wucht. Der Wind hatte den Mantel aufgebläht und den Körper zur Seite gedrückt.
Er prallte genau auf die Kühlerhaube eines Fahrzeugs.
Davon aber merkte die junge Selbstmörderin nichts mehr. Sie war dem Lockruf der Hölle gefolgt…
***
Ich hatte das Gefühl, in einem Kreisel zu stehen. Viele von Ihnen werden das kennen. Da steht man herum, wird gedrängt, geschubst, hat möglicherweise noch einen Zettel mit Notizen in der Hand und weiß trotzdem nicht, was man eigentlich kaufen soll und wo man es besorgt, denn überall drängen sich die Menschen.
Weihnachtszeit, das heißt: Süßer die Kassen nie klingeln. Die Geschäftsleute reiben sich die Hände und wünschen jedem Kunden ein frohes Fest, wobei ihre Stimme um so freundlicher klingt, je mehr die Kunden bei ihnen gekauft haben.
Ich wusste gar nichts mehr, kam mir in diesem Trubel verloren vor, und mir ging auch der Klang der süßlichen Musik in den überheizten Kaufhäusern auf den Wecker.
Jedes Jahr dasselbe Konsumtheater.
Dabei hatte ich mir vorgenommen, nichts mehr zu kaufen. Trotzdem stand ich im Trubel nahe einer Kasse, nahm die Gerüche der Parfümerie-Abteilung in mir auf und bekam Platzangst.
Auch wenn Harrod's zu den großen Kaufhäusern gehört, in der Weihnachtszeit herrscht hier ein Gedränge wie auf den Rängen der Fußballplätze.
Dazwischen tauchte hin und wieder ein Weihnachtsmann auf, bewegte die Glocke in seiner Hand und wies mit mikrofonverstärkter Stimme darauf hin, dass es noch einige Sonderangebote gab, die unbedingt gekauft werden mussten.
Mich widerte das an.
Ich wollte einfach nicht mehr. Egal, was auf dem Zettel stand, denn mir war eine Idee gekommen, die ich am nächsten oder übernächsten Tag in die Tat umsetzen wollte.
Geschenkgutscheine! Das genau war es. Ich würde mir Geschenkgutscheine holen, sie an die Freunde verteilen, dann konnten sie sich das aussuchen, was sie tatsächlich brauchten.
Zwar nicht die feine englische Art, auch von vielen abgelehnt, doch ich musste auch an mich denken. Zudem hatte ich keinen Urlaub, denn um die Mittagszeit wollte ich mich mit einer gewissen Kate Ferrer treffen, die sehr darum gebeten hatte.
An einem großen Weihnachtsbaum ließ ich mich inmitten der Massen vorbeitreiben und aus dem Kaufhaus drücken. Die Luft draußen war auch nicht besonders. Beißende Autoabgase ermunterten mich nicht gerade dazu, tief durchzuatmen.
Man konnte Weihnachten nicht entkommen. Es gab in der City keinen Geschäftsmann, der nicht seine Schaufenster entsprechend geschmückt hätte und die Kunden damit zum Kauf animieren wollte.
Ich dachte an Kate Ferrer.
Den Namen der Frau hatte ich noch nie gehört. Am Telefon hatte sie von ihrer Tochter gesprochen, um die es ging. Meinen Namen hatte sie von einem Bekannten bekommen, der bei der Polizei arbeitete.
Wir hatten das Treffen aus terminlichen Gründen um zwei Tage verschieben müssen und uns schließlich auf diesen Mittag geeinigt. Als Lokal hatten wir uns ein französisches Bistro ausgesucht, das inmitten einer Einkaufspassage lag, die ich von Harrod's aus zu Fuß erreichen konnte.
Ich hatte noch etwas Zeit und suchte mir eine Imbissbude aus, wo die Hot Dogs gebraten wurden und aus Thüringen stammten.
Ich kannte diese Art von Wurst aus Germany, und die schmeckte mir besser als die normalen Hot Dogs. Während ich aß, erinnerte ich mich wieder an mein großes Berlin/Wittenberg-Abenteuer, das praktisch eine Rettung der ehemaligen Wölfin und auch ehemaligen Vampirin Nadine gebracht hatte.
Diese Dinge lagen zurück, ich wollte und konnte sie zwar nicht vergessen, aber sacken lassen, denn Nadine wollte sich in einer Klinik erholen und über ihr zukünftiges Schicksal nachdenken.
Auch Glenda Perkins ging es wieder besser. Sie hatte die schwere Verletzung gut überstanden. Die Wunde war zugeheilt und im nächsten Jahr, das nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, da saß sie wieder im Vorzimmer an ihrem Schreibtisch, das hatte sie fest versprochen. Außerdem vermissten Suko und ich ihren hervorragenden und einmaligen Kaffee. Ich litt bereits unter
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