0669 - Blackwood, der Geistermann
sieben Jahren geschieden.«
»Wie alt war Ihre Tochter?«
»Siebzehn. Sie war zehn Jahre, da ließen wir uns scheiden. Ich bin schon immer berufstätig gewesen, konnte mich nicht richtig um das Kind nicht kümmern. Ich merkte nicht, dass mir Denise entglitt und in die Clique hineingeriet. Das war ihr Verderben.«
»In welche Clique, bitte?«
Sie drückte die Zigarette aus und trank einen Schluck Kaffee. »Ist doch klar. In die der Teufelsdiener. Sie hatten sogar einen Namen für sich gefunden. Todeszirkel nennen sie sich. Schon allein der Begriff sagt doch, um was es geht. Um den Tod. Irgendwann wird jede von ihnen sterben, für den Teufel.«
Ich war sehr ernst geworden und wollte wissen, ob Denise die erste Tote war.
Die Augen der Frau nahmen an Größe zu. »Nein«, flüsterte sie. »Denise war das dritte Mädchen.«
»Nur Mädchen?«
»Ja.«
»Als was fühlten sie sich? Als Hexen oder…«
»Nein, das habe ich nie von ihr gehört. Sie wollte nur in der Clique sein, die ihr Geborgenheit gab. Sie redete manchmal im Schlaf oder schrie auf, weil sie von Albträumen geplagt wurde. Das war keine gute Sache.«
»Da haben Sie Recht, Mrs. Ferrer. Darf ich fragen, was Sie unternahmen?«
Die Frau hob die Schultern. »Meine Güte, ich habe mit ihr gesprochen, wenn Sie das meinen.«
Ich nickte. »Einen Psychologen oder einen Beratungsdienst haben Sie mit Ihrer Tochter nie konsultiert?«
»Daran dachte ich nicht.« Sie fing an zu weinen. »Jetzt ist es zu spät. Ich habe versagt.«
Hatte sie das? Es war schwer, darauf eine Antwort zu geben. Ich wollte nicht darüber urteilen, denn ich hatte kein Kind und stand nur als neutraler Beobachter daneben.
»Entschuldigen Sie«, flüsterte Kate und wischte ihre Augen trocken. »Ich möchte Sie noch bitten, zur Beerdigung am heutigen Nachmittag zu kommen.«
»Hm - gesetzt den Fall, ich stimme zu. Was versprechen Sie sich davon?«
»Sie können alle sehen.«
»Die Clique?«
»Ja. Sie haben sich gegenseitig geschworen, den anderen bei der Beerdigung zu besuchen und nicht allein zu lassen. Sie gehen der Reihe nach in den Tod, nehme ich an.«
»Ja, das Problem kenne ich. Es ist schon etwas her, da hatte ich einen Fall in Rumänien zu lösen. Dort waren ebenfalls Jugendliche von einer Todessehnsucht geprägt worden, die allerdings einem Dekan Diavolo dienten.«
»Der Name sagt mir nichts. Hier geht es allein um den Teufel und sein engeres Umfeld.«
»Wie verhielt es sich mit Beschwörungen, Mrs. Ferrer? Wissen Sie darüber Bescheid?«
»Ja und nein. Ich rechne stark damit, dass die Sitzungen durchgeführt wurden. Denise war am Abend oft unterwegs. Sie traf sich mit der Clique irgendwo. Wahrscheinlich in einem Lokal. Jedenfalls mussten alle vom Teufel fasziniert gewesen sein.«
»Es war also der Todeszirkel.«
»Richtig. Schon der Name deutet darauf hin, wo es langgeht und schließlich endet.«
Ich nickte. »Gut, Mrs. Ferrer, ich werde mich um die Dinge kümmern, das verspreche ich Ihnen.«
»Dann darf ich auch hoffen, dass Sie zur Beerdigung kommen?«
»Natürlich, Mrs. Ferrer. Sie sind übrigens die zweite Person, die mich zu einer Beerdigung einlädt.«
Verständnislos schüttelte sie den Kopf. »Das will mir nicht in den Kopf. Hatten Sie denn schon Kontakt?«
»Nicht direkt. Ich stand an einer Imbissbude, als mich zwei junge Mädchen danach fragten.«
»Haben Sie zugestimmt?«
»Nein.«
»Was dann?«
»Jetzt stimme ich zu.« Ich räusperte mich. »Ich werde Ihnen die beiden Mädchen beschreiben. Vielleicht kennen Sie die.«
»Bitte.«
Sie hörte zu und schüttelte schon nach wenigen Worten den Kopf. »Nein, Mr. Sinclair, das ist zu ungenau. So sehen viele aus der Clique aus. Sie sind eben anders, sie wollen anders sein. Sie lieben die Hölle und sie haben Sehnsucht nach dem Teufel. Wenn Sie um fünfzehn Uhr auf dem Friedhof erscheinen, werden Sie Denises Clique sehen können. Es wird nur eine schlichte Trauerfeier ohne Pfarrer geben, darum hat meine Tochter in ihrem Tagebuch gebeten.«
»Okay. Wo muss ich hin?«
Sie sagte mir die Adresse. Es war ein kleiner Friedhof im Norden Londons.
»Ich bin pünktlich.«
Kate Ferrer fasste nach meiner Hand. »Sie brauchen auch nicht in die Trauerhalle zu gehen. Kommen Sie zum Grab, dort werden Sie die Zeremonie erleben.«
»Die sich von allen anderen, den normalen, unterscheiden wird, nehme ich an.«
»Ja, das glaube ich.«
»Gibt es noch Verwandte, die mitgehen werden?«
»Verwandte gibt es schon, nur kann
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