0669 - Blackwood, der Geistermann
verprügelt.«
»Es hat nichts genutzt.«
»So ist es. Nachher haben wir uns nicht um sie gekümmert, wir fragten auch nicht mehr.«
»Gab es Hinweise?«
»Wie meinen Sie das?«
Jane räusperte sich. »Ganz einfach. Haben Sie zufällig erfahren können, mit wem Ihre Tochter zusammen gewesen ist und wo sie sich immer getroffen hat?«
»Hier nie.«
»Gab es einen Platz?«
Aus müden Augen blickte Mrs. Dandring Jane ins Gesicht. Sie strich mit der gespreizten Hand über ihr Gesicht und drückte dabei die Haut tief ein. »Es gab einen Platz. Julia sprach stets von ihrem Sender. Ich weiß auch nicht, was es bedeuten sollte, aber sie wiederholte den Namen mehrere Male.«
Jane nickte langsam. »Der Sender also.«
»Ja, hilft Ihnen das?«
»Ich weiß es nicht.«
Mrs. Dandring winkte müde ab. »Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie mit meiner Tochter zu tun gehabt haben, aber ich möchte jetzt, dass Sie gehen. Ich muss noch meinem Mann Bescheid sagen…«, sie lauschte den eigenen Worten nach, bevor sie den Kopf schüttelte. »Nein, ich werde ihm keine Nachricht geben, er wird es noch früh genug erfahren.«
»Soll ich noch einmal den Arzt holen?«
»Nein, lassen Sie ihn.«
»Gut, ich werde dann gehen.«
Mrs. Dandring schaute kaum hin, als Jane sich umdrehte und aus dem Zimmer ging. Sie wollte allein sein und auch keine Nachbarn sehen, die sich im Treppenhaus aufhielten.
Jane ging schnell weg und suchte ihren Freund John Sinclair. Sie fand mich am Wagen stehend.
»Und?«
Jane hob die Schultern. »Viel konnte sie nicht sagen, John, dafür weiß sie einfach zu wenig.«
»Hat sie dir denn einen Tipp geben können?«
»Sie sprach von einem Sender.«
Ich bewegte die Augenbrauen. »Radiosender?«
»Weiß ich auch nicht.« Jane schaute zu, wie der Polizeiwagen wieder abfuhr. »Für Julia ist dieser Sender wichtig gewesen. So habe ich es gehört.«
»Das könnte ein Tipp sein.«
»Nicht nur könnte, John, es ist einer.«
Ich legte ihr die Hand auf die Schultern. »Komm, lass uns das bei einem Kaffee besprechen.«
»Willst du nicht die anderen Adressen abfahren? Das hatten wir uns vorgenommen.«
»Nein, Jane, ich glaube nicht, dass dies nötig ist. Wir werden die Lösung woanders suchen müssen.«
»Wo?«
»Steig ein.«
Beide waren wir froh, die Gegend verlassen zu können. Sie war einfach zu hoffnungslos, und wir würden uns hier verrennen.
Ich fand einen kleinen Pub, in dem sich nur ein Gast aufhielt. Der Wirt war froh, uns bedienen zu können, und hatte auch nichts dagegen, dass wir Kaffee bestellten.
Er schmeckte zwar nicht, tat aber seine Wirkung und wärmte uns durch. »Du siehst nachdenklich aus, John.«
»Bin ich auch.«
»Und worüber denkst du nach?«
»Über den Sender, Jane. Was kann die Frau damit gemeint haben? Was er gibt das für einen Sinn?«
»Der Mentor ist ein Sender, einer, der vom Teufel geschickt wurde.«
»So siehst du das?«
»Du nicht?« Ich schaute zur Theke, wo Zigarettenrauch unter dem Lampenschirm hing. »Nein, Jane, ich kann mich damit nicht anfreunden. Es muss etwas anderes sein.«
»Was denn?«
Ich hob die Schultern. »Wenn ich das wüsste. Ich stoße mich einfach an dem Begriff Sender, obgleich ich davon überzeugt bin, dass er uns auf eine gute Spur bringen kann. Denn irgendwie passt er in das Mosaik hinein, finde ich.«
»Wieso?«
»Algernoon Blackwood war Rundfunkmann und…«
Jane fasste nach meiner Hand und unterbrach mich mit hektisch klingender Stimme. »Jetzt weiß ich, was du meinst. Du bringst ihn mit dem Sender zusammen. Das heißt, ein Rundfunkmoderator schickt seine Botschaft von einem Studio oder Sender aus. Stimmt das? Liege ich da auf deiner Wellenlänge?«
»Frequenz«, grinste ich.
»Mach keine Scherze, John.«
Ich wurde ernst. »Ja, es geht mir um Algernoon Blackwood, den Mentor und den Mann, der bei einem Sender beschäftigt gewesen ist. Jetzt brauchen wir nur noch herauszufinden, welcher Sender das gewesen ist.«
»Da gibt es viele.«
»Nein, damals nicht.«
»BBC!«
»Den gab es schon damals.«
Jane streckte die Beine aus und schnippte mit den Fingern. »Rufen wir an oder fahren wir hin?«
Ich war aufgestanden. »Das werden wir mit einem Anruf versuchen.« Der Wirt gab mir ein Telefonbuch, das ich an der Theke stehend durchblätterte.
Ich rief an und wurde hin und her verbunden, bis ich einen Mann an die Strippe bekam, der im Archiv arbeitete und sich auskannte. Ich sagte ihm, wer ich war, und legte ihm mein Problem
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