0669 - Blackwood, der Geistermann
großen Raum ausfüllte.
Die allerdings stammte von Fackeln. Weiter vorn brannten sie, für Jane nicht erkennbar, da die künstlichen Trennwände ihr einen Teil des Blickfelds nahmen.
Sie roch das Feuer und sie sah ab und zu die Schattenspiele über das Gemäuer hinweghuschen.
Natürlich war sie mehr als gespannt darauf, wen sie hier unten finden würde. Dem Äußeren nach zu urteilen, mussten sich Mädchen wie die vom Friedhof hier wohl fühlen.
Es herrschte eine besondere Atmosphäre. Jane wollte nicht von einem Flair der Angst sprechen, aber diese Umgebung war nicht weit von der einer mittelalterlichen Folterkammer oder einem Verlies entfernt. Ob sie die einzige Person in dem großen Bunker war, wusste sie nicht, gesehen hatte sie keinen. Trotzdem ging sie so leise wie möglich weiter, und Jane musste Acht geben, dass sie nicht über herumliegende Steine stolperte.
Zwischen den Trennwänden existierten Lücken. Eine war sehr breit. Jane konnte an der rechten Wandseite im Schein der Fackeln die dort stehende Kommode und den alten Schrank sehen, dessen Glastür den Blick auf Buchrücken freigab.
Sogar ein altes Sofa stand dort, als würde es darauf warten, einen Besucher zu empfangen.
Da saß niemand, trotzdem änderte Jane ihre Richtung.
Sie schlich auf das Sofa zu und hatte den Eindruck, ein Zimmer zu betreten.
Fackeln steckten in eisernen Wandhaltern. Ihre Flammen fuhren feurig und auch rußig in die Höhe.
Der Rauch erzeugte im Hals der heranschleichenden Frau ein Kratzen.
Die Umgebung verlor plötzlich an Bedeutung für sie, denn sie hatte etwas gesehen, das sie von Grund auf erstaunte.
Ein kleiner Holztisch, ein Stuhl dahinter - alles völlig normal. Doch auf dem Tisch stand ein uraltes Mikrofon, wie es vor vierzig oder mehr Jahren benutzt worden war. Es befand sich innerhalb eines größeren Kreises und wurde von drei Stäben gehalten. Von der unteren Seite des Kreises führte ein schmaler Eisenstab einer runden Platte entgegen, die das Mikro beschwerte.
Jane wollte es kaum glauben. Sie stand hier in greifbarer Nähe vor dem Arbeitsplatz eines Mannes, der bereits seit einiger Zeit tot war. Der Platz im Sender war ihm allerdings erhalten geblieben.
Und noch etwas kam ihr in den Sinn. Es sah so aus, als wäre der zuständige Moderator nur mal eben weggegangen, um in den nächsten Minuten zurückzukommen.
Jane schüttelte den Kopf. Es war kaum zu fassen, aber sie wusste nicht, wem dieses Mikro diente.
Wollte sich der Mann wieder melden? Möglicherweise aus dem Reich der Toten? Oder setzte er sich selbst vor das Mikro, denn Jane wusste, dass er sich auf dem Friedhof herumgetrieben hatte.
John Sinclair hatte ihn auch auf dem Dach des Hauses gesehen, von dem sich Julia in die Tiefe gestürzt hatte.
Ihre Überlegungen bekamen einen Riss, als sie hinter sich leise Schritte hörte.
Sie drehte sich um.
Da kam er!
Im ersten Moment erbleichte die Detektivin. John hatte die Gestalt zwar beschrieben, doch jetzt, wo sie ihr direkt gegenüberstand, fuhr ihr der Schreck schon in die Glieder.
Algernoon Blackwood sah aus wie die Figur aus einem gefährlichen Gruselfilm.
Der lange Mantel, über den er noch ein kurzes Cape gestreift hatte, das vor dem Hals zusammengehalten wurde, das leicht grünlich schimmernde Gesicht, als würde Schimmel auf der Haut wachsen, dazu der schmale Mund und die spitze, gebogene Nase.
War das Algernoon Blackwood, oder stand vor ihr der Parapsychologe, den der Mann für seine Sendungen erfunden hatte?
Zwei Personen in einer. Alles konnte stimmen.
Jane übernahm die Initiative.
»Ich grüße Sie, Mr. Blackwood!«
Er öffnete den Mund. Über die schmalen Lippen drang ein kratziges Lachen. Dann ging er zur Seite und sagte: »Willkommen in meinem Studio, Miss…«
»Ich heiße Jane Collins.«
»Ah, Sie sind es.«
»Sollten wir uns kennen?«
Blackwood rieb seine Hände. »Der Teufel erwähnte Ihren Namen. Er hat von Ihnen gesprochen. Er hasst Sie. Deshalb hasse ich Sie auch. Sie wissen, was das bedeutet?«
»Ich kann es mir vorstellen.«
Blackwood war hinter seinen Tisch getreten und nahm auf dem schmalen Holzstuhl Platz. »Es bedeutet, dass Sie sterben werden, Miss, Collins. Nicht mehr und nicht weniger. Zudem gehören Sie zu Sinclair, dem Geisterjäger, den ich schon kennen lernte und worüber ich froh bin, denn irgendwie haben wir doch etwas gemeinsam. Er jagt Dämonen, ich habe sie damals ebenfalls gesucht…«
»Aber Sie sind tot.«
Blackwood nickte nicht. Er legte
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