0669 - Blackwood, der Geistermann
aber Mrs. Dandring brach in Janes Armen zusammen.
Mit gesenktem Kopf ging ich auf die beiden zu. Jane schaute mich an. »Bevor du fragst, ich habe bereits deine Kollegen alarmiert und auch einen Arzt.«
»Gut. Willst du hier bleiben?«
»Nein, ich gehe hoch.«
»Okay, dann warte ich hier unten. Versuche auf jeden Fall, etwas heraus zubekommen.«
»Darauf kannst du dich verlassen, John.« Sie kümmerte sich wieder um Mrs. Dandring. »Bitte, meine Liebe, kommen Sie. Sie müssen jetzt versuchen, stark zu sein, der Arzt wird gleich zu Ihnen kommen.«
Die Frau besaß keinen Willen mehr. Wie ein kleines Kind ließ sie sich von Jane ins Haus führen.
Ich blieb neben der Toten stehen, beobachtet von feindlichen Blicken.
Ich hatte das Gefühl, als würden die Bewohner mir den Tod der Frau ankreiden.
Erst als die Sirene des Polizeiwagens aufjaulte, zogen sie sich zurück. Mit den uniformierten Kollegen wollte hier niemand etwas zu tun haben.
Ich warf die Zigarette weg und schritt den Bobbys entgegen, um ihnen einiges zu erklären.
***
Jane Collins schaute sich in der Küche kaum um. Es war wichtig, dass sich Mrs. Dandring zunächst einmal setzte und etwas ruhiger wurde. Es fiel auf, dass sie nicht weinte, sie starrte nur nach vorn, mit nahezu leerem Blick, aber ihre Hände zitterten und hätten durchaus einen Takt auf den Küchentisch schlagen können.
Nachdem die Frau saß, stellte Jane den Fernseher ab. »Der Arzt wird gleich hier sein, Mrs. Dandring.«
Sie erhielt keine Antwort. Vor der Tür standen Mitbewohner. Jemand klopfte. Es war nicht der Arzt, dafür eine neugierige Frau, die Jane sehr schnell wieder nach draußen scheuchte.
»Gin will ich!«
Es war nicht gut, wenn sie trank, und Jane sagte es der Frau auch. Die ließ sich nicht beirren.
»Ich will einen Schluck!«, schrie sie.
Jane hob die Schultern. »Okay, Sie bekommen ihn. Wo steht die Flasche?«
»Im Schrank.«
Jane fand sie, nahm auch ein Glas und kippte einen normalen Drink ein, mit dem die Frau nicht einverstanden war. »Noch mehr.«
Sie bekam einen Doppelten. Das Glas umfasste sie mit beiden Händen, bevor sie das helle Zeug wegkippte. Sie schluckte zweimal, nickte dabei, stieß auf und stellte das Glas ab.
Jemand klopfte an die Tür. Als Jane öffnete, stand der Arzt vor ihr. »Sie sind nicht die Patientin oder?« Der noch junge Mann schaute Jane forschend an.
»Nein, kommen Sie bitte.«
Mrs. Dandring saß steif am Tisch. Sie schaute kaum auf, als der Doc neben ihr stehen blieb.
»Ich habe gehört, was geschehen ist.« Er richtete seine Worte an Jane Collins, bevor er Mrs. Dandring prüfend anschaute. Den typischen Arztkoffer hatte er bereits aufgeklappt und fand sofort das Richtige.
»Es wird sie beruhigen, das ist erst einmal wichtig.«
»Kann ich denn mit ihr reden?«
Der Arzt nickte, er prüfte die Spritze und war zufrieden. »Ja, das werden Sie können. Selbstmord?«, fragte er.
»So ist es.«
»Die Quote steigt und steigt. Allmählich fange ich an, unsere kalte Ellbogengesellschaft zu hassen. Neben AIDS ist der Suizidtod das Übel unserer Zeit.«
»Eines der Übel, Doktor.«
»Oder auch das.«
Mrs. Dandring zuckte kurz zusammen, als die Nadel zielsicher traf. »Sie wird möglicherweise einschlafen«, erklärte der Arzt. »Wenn Sie reden wollen, bitte.«
»Danke sehr.«
»Ich bin unten, falls Sie mich noch brauchen.« Er klappte seinen Koffer zu und ging.
Jane hörte die Frau atmen. Sie schnaufte durch die Nase. Ihre Hände lagen flach auf dem Tisch und sie bewegte ihre Augen, als Jane sich ihr gegenüber hinsetzte.
Mrs. Dandring sah verhärmt aus, das Leben hatte ihr nichts geschenkt. Was sie erreicht hatte - viel war es nicht -, war hart erarbeitet worden.
»Können Sie mit mir sprechen?«
»Sicher.«
»Ich möchte etwas über Ihre Tochter erfahren. Man scheidet nicht so einfach aus dem Leben.«
»Sie ging ihren eigenen Weg. Julia war erwachsen, wir hatten andere Sorgen.«
»Das glaube ich Ihnen gern. Wissen Sie, mit wem sich Ihre Tochter traf?«
»Eine Clique war es.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Sie gingen weg, sie irrten durch die Stadt, aber sie kam immer zurück.«
»Was mochte sie?«
Mrs. Dandring hob die Schultern. »Nichts, was wir mochten. Sie interessierte sich für den okkulten Kram. Manchmal sprach sie davon, dass der Teufel die Welt erretten würde und sie den Weg gefunden hätte. Mein Mann rastete mal aus, als er so etwas hörte. Da hat er seine Tochter fürchterlich
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