0669 - Stützpunkt Donnergott
saßen einander gegenüber und blickten sich an. Auf den Schultern Eymontops hockte Phryl.
Eine dicke Glasscheibe trennte die beiden Männer voneinander. Die Wand neben dem Offizier war mit roten und gelben Leuchtscheiben besetzt. Zur Zeit brannten alle roten Lichter.
Der Vesyr schilderte Befehl und Situation. Die Mikrophone in den Wänden nahmen die Informationen auf und leiteten sie an die Positronik weiter. Diese war bereits mit sämtlichen Daten gefüttert worden, so daß die Worte des Kommandanten lediglich eine Formsache waren.
„Tatsache ist", erklärte Eymontop endlich und kam damit zur entscheidenden Phase der Unterredung, „daß wir im Solsystem eine Situation vorgefunden haben, die uns zwang, umzudenken.
Die Ausführung des Befehls hätte zur Selbstvernichtung geführt, ohne das ein Erfolg zu erzielen war."
„Das bestreite ich", warf Kartop ein.
„Wir entdeckten, daß die Terraner ein zweites Gestirn ins Sonnensystem gebracht haben, ohne das Motiv dieser Aktion bisher klären zu können. Auf jeden Fall ist dieses Ereignis so ungewöhnlich und wichtig, daß nur zwei Notwendigkeiten bleiben. Erstens: Wir müssen schnell herausfinden, was Rhodan plant. Zweitens: Anschließend müssen wir das Solsystem verlassen und den Ersten Hetran der Galaxis unterrichten. Er muß wissen, was hier geschieht."
„Sie haben keine Möglichkeit das Sonnensystem zu verlassen", sagte Kartop scharf. „Es ist in ein Antitemporales Gezeitenfeld eingebettet. Damit bleiben Sie unlösbar an das System gebunden."
„Sie wissen, daß unsere Wissenschaftler ermittelt haben, daß es eine Gezeitenschleuse geben muß. Wir haben Funkgespräche aufgefangen, aus denen eindeutig hervorgeht, daß so etwas existiert. Die Terraner sprachen von einer sogenannten Etappenschleuse, durch die kürzlich ein gewisser Gucky von einem Sonderauftrag zurückgekehrt sein soll. Sobald wir Punkt eins unseres Programms erledigt haben, werden wir das Sonnensystem durch diese Zeitschleuse verlassen."
Ein großer Teil der roten Lichter erlosch. Dafür flammten die gelben auf. Kartop erblaßte.
„Das Verhalten meines Offiziers sehe ich als Meuterei im Sinne der Patriarchengesetze an. Der Versuch, mich vor Zeugen zu einer Diskussion zu zwingen, hat die Disziplin an Bord gefährdet.
Das ist alles, was ich zu sagen habe."
Er blickte seinen Offizier an.
„Jetzt sind Sie dran."
„Es ist sinnlos, gegen das Wort eines Zweiten Vesyrs etwas zu sagen."
„Das hätten Sie sich früher hinter die Ohren schreiben sollen."
Sämtliche Lichter neben Kartop wurden gelb.
Er sah nur kurz hin.
„Posijur verurteilt den Angeklagten wegen Einsatzgefährdung zum Tode", sagte eine angenehm klingende Frauenstimme, die aus verborgenen Lautsprechern in der Decke kam. „Der Angeklagte ist auf der Planetenoberfläche abzusetzen."
„Das war's, Kartop."
„Ich bin noch nicht fertig", fuhr die Frauenstimme der Positronik fort.
„Der Angeklagte kann, wenn der Zweite Vesyr der Pariczanischen Flotte einverstanden ist, eine Chance erhalten."
„Lassen Sie hören", bat Eymontop.
„Es wird notwendig sein, ein Erkundungsschiff bis zum innersten Planeten des Sonnensystems zu schicken. Ein solches Kommando hat angesichts der militärischen Situation in diesem Bereich nur geringe Rückkehraussichten. Kartop erhielte mit ihm die Möglichkeit, wenigstens einen Teil des ursprünglichen Befehls zu erfüllen."
„Ich wußte gar nicht, daß eine Positronik auch zynisch sein kann", sagte Eymontop und erhob sich. „Ich bin einverstanden.
Kartop wird der Kommandant sein, der ein Beiboot bis unmittelbar an den Weißen Zwerg heranführt. Er soll uns die Informationen beschaffen, die wir dringend benötigen."
„Danke", sagte der Offizier. „Ich werde Ihnen beweisen, daß Sie sich auf mich verlassen können."
„Benötigen Sie eine genaue Urteilsbegründung?" fragte die Positronik.
„Danke, nein!"
„Ich verzichte, denn ich habe den Eindruck, daß Kartop begriffen hat."
„Das habe ich."
Der Kommandant öffnete das Schott und trat auf den Gang hinaus. Phryl streichelte ihm die Stirn und ringelte ihm den Schwanz zweimal um den Hals.
„Das war eine kluge Entscheidung", sagte sie bewundernd.
„Und sie war großherzig dazu. Oh, ich liebe Männer mit großen Herzen."
Die Mundwinkel Eymontops zuckten.
„Sei still", sagte er.
Der Stützpunkt „Donnergott" hatte eine riesige Ausdehnung.
Während die Wissenschaftler und Spezialisten der PINOR mit ihrer Arbeit begannen,
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