067 - Der geflügelte Tod
und stärker fühlte er sich. Manchmal war das Töten für ihn eine wahre Sucht. So einem Mann näherte man sich nicht ungestraft.
»Wie hast du es geschafft, meine Fallen zu überlisten?« wollte der Mord-Magier wissen. Das interessierte ihn brennend. Auch er konnte Fehler machen. Wenn dieses Mädchen sie ihm aufzeigte, würde er sie ausbessern.
»Ich habe sie ausgeschaltet«, sagte das rothaarige Mädchen.
»Ausgeschaltet?« Sastra glaubte, schlecht gehört zu haben. »Es sind keine gewöhnlichen Fallen.«
»Das weiß ich. Magische Fallen sind es«, sagte die Rothaarige. Wie Feuer leuchtete ihr Haar.
»Und diese magischen Fallen hast du ausgeschaltet.«
Das Mädchen nickte. »Alle.«
»Einfach so«, sagte der Mord-Magier ärgerlich. Dieses Mädchen belog ihn doch. Wie sollte sie zu so etwas fähig sein?
»Weißt du, wer vor dir steht?« fragte er neugierig.
»Du bist Sastra, der Mord-Magier.«
»Obwohl dir das bekannt ist, wagst du es, zu mir zu kommen.«
»Nicht obwohl, sondern gerade deshalb.«
»Du mußt verrückt sein. Soll ich dir verraten, was dir bevorsteht? Ich werde mich mit dir vergnügen, und anschließend werde ich dich töten.«
Die Rothaarige blickte ihm furchtlos in die Augen. »Du wirst weder das eine noch das andere tun, Sastra.«
»Wieso bist du so sicher?«
»Weil ich die Kraft habe, dich an allem zu hindern, was mir nicht paßt.«
Diese Behauptung reizte Sastra so sehr, daß er das Mädchen dafür augenblicklich bestrafen wollte. Er sprach eine schwarze Formel und vollführte mit den Fingern in der Luft geschmeidige Bewegungen. Ein harter, schmerzhafter Schlag sollte die Rothaarige treffen und zu Boden werfen, doch sie war auf die Attacke vorbereitet und drehte die Kraft um, so daß nicht sie den Schlag bekam, sondern Sastra.
Er schrie auf und stürzte.
Fassungslos und ungläubig starrte er das Mädchen an. Er sprang auf und versuchte sie noch einmal zu treffen. Diesmal setzte er mehr magische Kräfte ein.
Doch wieder ging nicht das Mädchen, sondern er zu Boden.
»Wir können dieses Spiel so lange spielen, bis du völlig erschöpft bist«, sagte die Rothaarige eisern. »Jeder neue Schlag wird wieder dich treffen, und wenn du zuviel Kraft einsetzt, kann es sein, daß du dich damit selbst umbringst.«
Sastra stemmte sich ächzend hoch.
Verflucht, dieses Mädchen beherrschte die Magie besser als er. Eine andere Erklärung gab es nicht. Er hatte gedacht, der Beste von allen zu sein, und nun tauchte dieses schlanke Mädchen in seiner Hütte auf und belehrte ihn eines Besseren.
Ausgerechnet ein Mädchen!
Sie faßte in ihr Gewand und holte einen kunstvoll verzierten Dolch heraus. Der dicke Mord-Magier kniff die Augen zusammen.
»Was hast du vor?«
»Ich werde dich töten, wenn du dich nicht bereit erklärst, dich mir zu unterwerfen.«
»Dir? Einem Mädchen? Wer bist du? Wie ist dein Name?«
»Ich bin Yora, die Totenpriester in, und in meinen Adern fließt schwarzes Blut.«
»Eine Dämonin«, sagte Sastra heiser. Nun war ihm alles klar.
***
Hyxten hatte uns gekonnt getäuscht. Hölle und Teufel, auf Coor konnte man noch so sehr auf der Hut und mißtrauisch sein, man erlebte trotzdem immer wieder unangenehme Überraschungen.
Ich merkte, wie sich Boram duckte. Der weiße Vampir wollte sich auf den Mord-Magier stürzen. Nervös schüttelte ich den Kopf. Zum Glück bemerkte es der Nessel-Vampir und entspannte sich wieder. Es war zu gefährlich, Hyxten anzugreifen. Jubilee hätte das mit Sicherheit nicht überlebt.
»Mistkerl«, knirschte Mr. Silver wütend.
Der Bucklige holte aus und gab ihm eine Ohrfeige. Wenn Jubilees Leben nicht bedroht gewesen wäre, hätte mein Freund den Mord-Magier in seine Bestandteile zerlegt und verkehrt wieder zusammengesetzt. Aber Hyxten hatte uns in der Hand.
»Zu Sastra wollt ihr also«, sagte der Bucklige mit hohntriefender Stimme. »Ihr denkt, weil ihr ein paar Gefahren gemeistert habt, könnt ihr es wagen, euch mit Sastra anzulegen.«
»Du kennst ihn?« fragte Mr. Silver.
»Wer kennt Sastra nicht? Er ist der gefährlichste Mord-Magier, den es auf Coor gibt.«
»Bist du sein Freund?« fragte ich.
»Sastra hat keine Freunde.«
»Du möchtest ihm einen Gefallen erweisen. Deshalb greifst du uns an. Sastra soll dir dankbar sein.«
Hyxten lachte. »Es kann nicht schaden, daß Sastra erfährt, was ich für ihn getan habe. Vielleicht brauche ich einmal seine Hilfe.« Er musterte mich triumphierend. »Es ärgert dich, daß ich dich und deine
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