0670 - Der Sarg-Designer
die Welt an, sich zu drehen.
Noch zwei lahme Bewegungen, dann fiel er nach vorn und streckte die Arme aus.
Leo stand vor ihm.
An seinem Körper klammerte Lintock sich fest, und das Gesicht des Designers verzog sich zu einem häßlichen Grinsen, das auf Lintock wirkte, als gehöre es zu einem Monster.
»Keine Chance, mein Junge, keine Chance!« Mit einer widerwilligen Bewegung stieß er Lintock von sich, der den Eindruck hatte, als wären seine Beine mit Gummi gefüllt und sein Hirn ebenfalls.
Dann brach er zusammen.
Francine Joy stand dicht hinter ihm und fing ihn ab. »Kümmert euch um den Mann!« sagte sie und schleuderte Lintock ihren beiden Helferinnen entgegen, die zufaßten.
Sie trugen ihn tatsächlich zu einem Sarg und legten ihn in die enge Kiste, ließen ihn aber offen.
»Was hast du mit ihm gemacht?« fragte Leo.
»Ich bin in seinen Geist eingedrungen. Ich habe ihn manipuliert, verstehst du?«
»Nicht genau.«
»Das ist auch egal. Wir haben das nächste Opfer. Es wird uns den Weg zeigen.«
Leo nickte nur. Ihm war die Sache unheimlich geworden, obwohl er sich als Künstler indirekt mit dem Tod beschäftigte, weil er die Särge herstellte.
Francine Joy gab die Befehle. Sie regelte alles und haßte Unstimmigkeiten. Obwohl sie sich auf Gebiete begab, die außerhalb der Norm lagen, hielt sie bestimmte Normen ein, und so wollte sie auf ein Thema zurückkommen, das ihr am Herzen lag.
Direkt sprach sie Laura und Mona an, die einen unsicheren Eindruck machten. »Ihr habt vorhin etwas angedeutet. Warum seid ihr hier? Was ist geschehen? Warum seid ihr jetzt schon hier?«
Laura senkte den Blick. »Du weißt doch, daß einiges schiefgelaufen ist.«
»Ja, aber was?«
»Wir hatten einen Unfall…«, sie schluckte. »Einen verdammten Unfall. Uns fuhr jemand hinten gegen den Wagen.«
»Und weiter?«
Mona flüsterte die Antwort. »Da sprang der Kofferaum auf!«
Francine zuckte zusammen, bevor sie einen Schritt zurückging. Sie strich über den eng anliegenden Kleiderstoff, als könnte diese Berührung sie beruhigen. »Sagt nur nicht, daß man die Tote, die ihr abgeschnitten habt, entdeckte…?«
»Doch…«
Francine stand unbeweglich. In Ihrem Kopf tobten Schmerzen, als hätte jemand kleine Bohrer an verschiedenen Stellen angesetzt. »Das kann doch nicht stimmen. Nein, so dumm seid ihr nicht…«
»Doch, es fuhr einer drauf. Er… er konnte nicht schnell genug abbremsen.«
»O Scheiße!« Sie hob die Arme und raufte sich die Haare. »Das begreife ich nicht. So etwas…«
»Es war glatt«, verteidigte Mona beide. »Der Kerl hinter uns ist zu schnell gefahren. Wir konnten nichts dazu.«
Francines Arme sanken nach unten. »Okay, ich habe es hingenommen. Es ist nicht mehr zu ändern. Was geschah dann? Ich will es wissen, verdammt! Was ist los gewesen. Ein Unfall bleibt nie unbeobachtet. Es wird Zeugen gegeben haben, die Bullen…«
»Ob die gekommen sind, wissen wir nicht«, erklärte Mona. »Wir sind geflüchtet und sofort zu dir gekommen.«
Die TV-Tante atmete tief durch. »Also zu mir«, murmelte sie. »Ihr seid zu mir gekommen.«
»Ja.«
Ihr Zeigefinger stach gegen Mona. »Aber der Wagen ist auf deinen Namen zugelassen.«
»Das ist richtig.«
»Dann wird man wissen, an wen man sich zu wenden hat. Die Bullen werden deine Wohnung finden.«
»Ich bin doch nicht da.«
»Richtig, du kleiner Scherzkeks. Aber Angela ist dort, wenn ich mich nicht irre.«
»Was weiß sie denn?« fragte Laura.
»Alles – sie gehört zu uns.«
»Über den Unfall.«
Die Joy überlegte. »Okay, darüber weiß sie nichts, ihr habt recht. Man wird sie fragen…«
Mona unterbrach sie. »Von den anderen Vorgängen wird sie nichts sagen. Man wird sie gar nicht erst danach fragen. Wieso auch?«
»Laura hat recht!« sagte Leo. Er rieb seine Hände. »Die Bullen können gar nicht auf die Idee kommen.« Er hob die Schultern. »Das ist eine Wohngemeinschaft, und damit hat es sich.«
»Ich sehe das anders.«
»Wie denn?«
»Die lassen nicht nach, verdammt. Schließlich lag im Kofferraum eine Tote. Da müssen sie einfach zur Sache kommen und die Mordkommission einschalten. Das geht…«
»Niemals schief!« flüsterte Leo. »Wir haben uns so gut abgesichert. Außerdem können wir uns auf Kräfte verlassen, die den anderen überlegen sind. Oder nicht?«
Francine schwieg. Ihre Gedanken bewegten sich in eine ganz andere Richtung. Um sie zu konzentrieren, mußte sie sich selbst zusammenreißen. Das geschah durch eine
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