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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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des Zentaurenfürsten Cumil-Logropatek
    Heute bin ich ihm begegnet.
    Es war am frühen Morgen, als ich an der Westküste Britanniens stand und auf das Meer hinausblickte. Wir hatten die Insel überquert, ohne dem legendären Zauberer begegnet zu sein, und ich fragte mich, wie es jetzt weitergehen sollte.
    Hinter mir ging die Sonne auf und tauchte das Meer in helles Rot. Ein scharfer Wind kam auf und brachte den ersten Schnee von Norden mit. Schon bald würde das Obst von den Bäumen und die Beeren von den Sträuchern verschwinden. Vom Wild allein konnten wir jedoch nicht leben und kein Stamm würde bereit sein, so viele hungrige Mäuler durch den langen Winter zu bringen. Hatte ich mein Volk in den Hungertod geführt?
    Ich gab mich diesen schwarzen Gedanken hin, als ich ihn sah. Er stand am Rande einer großen Klippe, gegen die das Meer mit aller Härte schlug und die Gischt über die Felsen sprühte. Er sah aus wie ein alter Mann mit langen weißen Haaren und einem ebenso weißen Bart. Die lange helle Robe, die er mit einem einfachen Gürtel zusammenhielt, flatterte im Wind, aber er schien die Kälte nicht zu spüren, als er mit ruhigen Schritten auf mich zukam.
    Ich hatte keinen Zweifel, daß es sich um den großen Zauberer handelte, den ich so lange gesucht hatte. Seine Augen, die mir viel zu jung für dieses alte Gesicht erschienen, musterten mich abschätzend. Und dann sagte er: »Ich kann den Lauf der Geschichte nicht ändern, Cumil-Logropatek. Die Zeit der Kelten ist vorbei und sie werden vergehen, wie so viele Völker vor ihnen. Aber auch Rom wird fallen, wie so viele Reiche nach ihm.«
    Merlins Worte klangen, als habe Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit keine Bedeutung für ihn. Meine Hoffnungen sanken. War der Zauberer nicht bereit uns zu helfen, oder war seine Macht doch nicht groß genug, um das zu vollbringen?
    »Aber du und dein Volk«, fuhr er fort, »ihr gehört nicht auf diese Welt. Eigentlich gehört ihr auf keine der Welten, und doch bin ich gewillt, euch an einen Ort zu bringen, an dem ihr euer eigenes Leben führen könnt, ohne Angst vor Verfolgung.«
    »Wo ist dieser Ort?« fragte ich vorsichtig, denn ich konnte nicht glauben, daß es einen Platz gab, an dem uns Cäsar nicht aufspüren würde.
    Merlin lächelte und deutete mit dem Finger nach oben. »Jenseits dieser Welt, auf einer anderen Erde, die noch keinen Namen trägt.«
    Ich sah hinauf in den Himmel und konnte endlich auch lächeln. Dort oben, das wußte ich, würden wir sicher sein, denn fliegen konnte auch der große Cäsar nicht.
    Und so legte ich das Schicksal meines Volkes in die Hand des Zauberers.
    ***
    »Der ERHABENE hat dich geschickt, nicht wahr? Du solltest zuerst Araki ausspionieren und dann sehen, ob ich meine Mission vergessen habe, richtig?«
    Der Ewige sah Nicole durchdringend an. Sie schauderte, als sie ihm in die Augen blickte und den Wahnsinn darin entdeckte. Schnell wandte sie ihren Blick ab und konzentrierte sich weiter darauf, mit den Fingern ihre Fesseln zu lockern.
    »Die Menschen halten mich für einen Gott, mußt du wissen. Ich bin hier so wie Zeus«, fuhr der Ewige grinsend fort. »Nicht, daß ich mir seine Rolle anmaße, aber hier gibt es niemanden, der mehr Macht hat als ich. Das macht mich doch fast zu einer Art ERHABENEN.«
    »Sieht das Araki auch so?« entgegnete Nicole spitz.
    Der Ewige fluchte und wischte sich die schweißnassen Hände an seinem schmutzig-grauen Overall ab.
    »So oft hätte ich sie beinahe geschlagen«, murmelte er, »so oft… Aber sie schirmt sich zu gut ab. Ich kann sie nicht entdecken, selbst damals mit Anxim-Ha…«
    Nicole sah überrascht auf, vergaß für einen Moment die Konzentration auf ihre Fesseln.
    »Was weißt du über Anxim-Ha?«
    »Was ich über sie weiß?« kicherte der Ewige. »Alles. Ich habe sie doch erschaffen!«
    Natürlich, dachte Nicole plötzlich, deshalb leuchteten ihre Augen blau, deshalb der Dolch mit dem blauen Edelstein. Anxim-Ha war ein Wesen aus reinster Dhyarra-Magie.
    Sie überlegte, wie sie ihre nächsten Fragen formulieren sollte, ohne allzu unwissend zu erscheinen. Der Ewige hielt sie noch für eine Abgesandte des ERHABENEN. Das mußte sie ausnutzen.
    »Berichte über den Status deiner Mission«, verlangte sie.
    Der Ewige nickte eifrig. Ihm schien sein widersprüchliches Verhalten, Nicole auf der einen Seite zu fesseln und auf der anderen Seite ihren Anweisungen zu gehorchen, nicht aufzufallen.
    »Wie du weißt, erhielt ich, nachdem Araki mit den

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