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0672 - Das teuflische Ultimatum

0672 - Das teuflische Ultimatum

Titel: 0672 - Das teuflische Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht vergaß, und ich machte mich auf den Weg.
    Es war nicht zu vergleichen mit China Town in Frisco oder in New York. Wer als Tourist nach London fährt, der kommt nicht, um das Chinesenviertel zu besuchen, der hat andere Ziele, so daß die Bewohner ziemlich unter sich waren.
    Dennoch herrschte Gedränge. Die Geschäftigkeit war nicht zu übersehen. Besonders vor den zahlreichen kleinen Lokalen und rasch aufgestellten Buden. Natürlich sah ich die Wäschereien, auch die kleinen Läden, in denen Handwerker arbeiteten, und ich wußte auch von den verschachtelten Hinterhöfen, wo es oft genug Betriebe gab, in denen die Mitarbeiter ausgenutzt wurden. Da arbeiteten die Menschen für niedrige Löhne, da wurden keine Abgaben gezahlt, und zumeist waren auch die äußeren Bedingungen menschenunwürdig.
    Bereits die gesamte Zeit über hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Zahlreiche Augenpaare schienen sich in meinem Rücken festzubohren. Fast jeder zweite, der mir entgegenkam, schien sich ausgerechnet nur für mich zu interessieren.
    Wahrscheinlich deshalb, weil ich einer anderen Rasse angehörte und sich nicht sehr viele Weiße an diesem Tag in den wenigen Straßen und Gassen aufhielten.
    Als Treffpunkt war ein Lokal ausgemacht worden mit dem nicht gerade originellen Namen »Peking«. Wo es lag, wußte ich nicht genau, man hatte mir nur etwas von einer Gasse gesagt. Ich sollte mich bei Einheimischen danach erkundigen.
    Das tat ich auch. Einen alten Mann, der trotz der Kälte auf einer Bank vor dem Haus hockte und mit einem Zahnstocher in seinem Gebiß herumpulte, sprach ich an.
    Der Mann schaute auf. Ein Spucknapf stand genau richtig. Er zielte seine braue Soße hinein und hob die Schultern. Ein Zeichen, daß er nicht antworten wollte.
    »Er versteht Ihre Sprache nicht, Mister.« Ich drehte mich um. Mein Blick fiel in das lächelnde Gesicht einer jungen Chinesin, die auch einen weißen Ahnen gehabt haben mußte, denn dieser Einschlag ließ sich nicht verleugnen. Sie trug gelbe Jeans, dazu eine auberginefarbene Jacke mit bunten Fransen an den Revers.
    »Dann können Sie mir vielleicht helfen.«
    »Versuchen Sie es.« Als sie lächelte, entstanden in ihren Wangen kleine Grübchen.
    »Ich suche ein Lokal, das ›Peking‹.«
    Ihre glatte Stirn zeigte plötzlich Runzeln. »Wollen Sie dort tatsächlich hin?«
    »Ja.« Ich schaute auf ihren glatten Scheitel. »Was ist denn mit dem Lokal?«
    »Es hat keinen guten Ruf, Mister. Ich möchte Sie warnen.«
    »Da müssen Sie schon konkreter werden.«
    »Sie werden dort erstens nur Chinesen treffen, die unter sich bleiben wollen.«
    »Dafür gibt es Gründe.«
    »Sicher.«
    »Und welche?«
    Plötzlich tauchte hinter dem Mädchen ein Schatten auf. Und dieser Schatten war ein Mann. Seine Haare waren so lang, daß er sie zu einem Zopf zusammengeflochten hatte. Der braune Straßenanzug paßte nicht zu der Frisur.
    Was er der Kleinen sagte, konnte ich nicht verstehen, denn er redete in seiner Heimatsprache. Komplimente waren es sicherlich nicht. Die junge Chinesin nickte, zog den Kopf ein und eilte davon, ohne mir noch einen Blick zuzuwerfen.
    »Toll gemacht«, sagte ich.
    »Sicher. Was wollen Sie?«
    »Zum Restaurant ›Peking‹.«
    »Kein Problem. Biegen Sie in die nächste Gasse ein. Da werden Sie es finden.«
    »Ich bedanke mich.« Sein Grinsen gefiel mir nicht. Bevor er verschwinden konnte, hielt ich ihn fest.
    »Eine Frage noch, Meister des langen Zopfes. Weshalb durfte die junge Frau nicht mit mir reden?«
    »Es gehört sich nicht.«
    »Okay.«
    Ich ließ ihn gehen. Meine Auskunft hatte ich. Es waren nur wenige Schritte bis zur Einmündung der Gasse, und ich hatte den Eindruck, vor dem Tor zu einer zweiten Chinawelt zu stehen.
    Das doch relativ bunte Treiben der breiteren Straße war dahinter zurückgeblieben. Ich schaute in einen schmalen, grauen Schlund, der von schmutzigen Hauswänden eingefaßt wurde. Wenn Fenster vorhanden waren, dann nur so groß wie ein normales Blatt Papier. Der Schlauch war sehr eng, in ihm konnten sich auch die Gerüche halten, die an der linken Seite durch ein Abzugsgitter strömten.
    Mir kamen sie fremd vor, und ich hätte auch nicht alles gegessen, was da in den Töpfen und Pfannen schmorte.
    Unter dem Abzugsloch sah ich den Eingang des Restaurants. An der Fassade klebte Schmutz. Auch die einzelnen Buchstaben des Namens waren mit einer Staubschicht bedeckt. Zwei alte Männer in grauen Kitteln schleppten einen großen Kessel mit brackigem Wasser

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