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0672 - Schwingen des Todes

0672 - Schwingen des Todes

Titel: 0672 - Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kugeln hämmerten in das massive Holz. Mit ein paar raschen Sprüngen hechtete der Dämonenjäger die Stufen hinunter, zurück zur cascal'schen Wohnung. Überdeutlich sah er die Stellen in der Wand, wo die ersten Kugeln den Verputz aufgerissen hatten.
    Im nächsten Moment war Zamorra wieder in der Wohnung. Sid Amos grinste ihn an. »Schlechtes Wetter da draußen, wie?«
    Fragend sah Zamorra ihn an.
    »Na, weil die Bleihummeln so tief fliegen«, erklärte der Ex-Teufel. »Da muß dich doch jemand sehr lieb haben. Hast du eine vage Ahnung, wer dich perforieren möchte, Professor?«
    »Ombre sicher nicht«, brummte Zamorra. »Vielleicht hat jemand mit einem Bewohner dieses Hauses ein Hühnchen zu rupfen. Aber er konnte ja nicht mal wissen, wer da gerade zur Tür herauskommen wollte. Es sei denn«
    »Was?« fragte Amos lauernd.
    »Es sei denn, er könnte die psychische Aura spüren. Also schon vorher erkennen, wer da kommt. Meines Wissens lassen sich einzelne Menschen aber anhand ihrer Auren nicht so leicht voneinander unterscheiden.«
    »Du redest Blech, mein Freund«, sagte Amos. »Natürlich kann man sie unterscheiden. Du hast eine völlig andere individuelle Ausstrahlung als beispielsweise Ombre oder Mostache oder sonst wer. Man muß nur«
    Er verstummte. »Vielleicht rede ich doch nicht nur Blech, eh?« kommentierte Zamorra. »Vielleicht muß man schon ein Dämon deines Schlages sein, um diese kleinen Unterschiede wahrzunehmen? Einem Menschen dürfte es jedenfalls sehr schwer sein, außer, er hat jahrzehntelang darauf trainiert.«
    »Tibetische Mönche können es manchmal«, sagte Amos.
    »Wir sind hier nicht in Tibet«, konterte Zamorra. »Sondern in Louisiana. Die Chance, hier einen tibetischen Mönch zu treffen, dürfte vernachlässigbar gering sein.«
    »Also haben wir es mit einem Dämon zu tun«, überlegte Amos.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Der hätte mich als nicht zu den Hausbewohnern gehörend erkennen müssen.«
    »Ach, bei den Erzengeln«, fluchte Amos. »Was redest du da für einen Mist zusammen? Glaubst du wirklich, ein Dämon sondiert erst mal alle Leute, die in einem Haus wohnen? Besonders, wenn manche überhaupt nicht zu Hause sind? Nein. Der, mit dem wir es zu tun haben, hat lediglich registriert, daß jemand zur Tür herauskommen wollte. Eventuell noch, daß er aus dieser Wohnung kam. Also ist es jemand, der Ombre aufgelauert hat. Oder diesem beißenden Biest.«
    Zamorra ließ sich auf einem Stuhl nieder. Wer konnte ein Interesse daran haben, auf Yves oder Angelique zu schießen? Selbst als der ›Schatten‹ hatte Yves keine Feinde.
    Allerdings auch keine Freunde.
    »Es gibt da noch einen Punkt, den wir bedenken müssen«, fuhr Sid Amos derweil fort. »Und zwar benutzt dieser Dämon eine Schußwaffe. Das heißt, er denkt äußerst menschlich, sonst hätte er seine magischen Kräfte eingesetzt. Da er das nicht tat, sondern einer Menschenwaffe vertraute, kann er noch nicht besonders lange ein Dämon sein. Er ist noch zu sehr dem Menschsein verhaftet. Da er nun also kein gebürtiger Dämon sein kann, bleibt momentan nur eine einzige Möglichkeit. Dieser lausige Schütze, der es nicht geschafft hat, dich zu treffen, ist«
    »Rico Calderone«, nickte Zamorra.
    ***
    Angelique hörte die Schüsse. Sie kamen aus der Richtung, in der das Haus mit ihrer Wohnung lag. Der Vampirkeim in ihr hatte ihr Gehör geschärft; sie konnte die Geräusche aus allen anderen heraushören, die von allen Seiten als Stadtlärm auf sie einstürzten.
    Aber was brachte sie dazu, ausgerechnet auf diese Schüsse zu achten? Und waren es wirklich Schüsse oder vielleicht das Knallen von Fehlzündungen eines Automotors?
    Was ging bei ihrer Wohnung vor? Daß Asmodis eine Schußwaffe benutzte, erschien ihr unwahrscheinlich, und daß es etwas mit Yves zu tun hatte, ebenfalls. Überhaupt - es war zwar nicht gerade die allerbeste Wohnlage, und es gab täglich irgendwo Zoff und Randale. Aber geschossen wurde dabei selten einmal.
    Schließlich war das hier nicht Chicago zu Al Capones Zeiten Was sollte sie tun?
    Ihre Neugier wuchs schneller als ihre Unruhe. So setzte sie sich in Bewegung. Mit der Sonne im Rücken betrachtete sie ihren Schatten, der vor ihr her glitt. Das Sonnenlicht störte sie nicht; eher untypisch für Vampire. Aber Tan Morano selbst brauchte das Tageslicht auch nicht zu scheuen. Er gehörte zu jenen, die sich im Laufe langer Zeit angepaßt hatten. Und Angelique selbst war noch nicht völlig verwandelt; vielleicht lag

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