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0673 - Die Jagd

0673 - Die Jagd

Titel: 0673 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mächtigen Schutz? Ging sie tatsächlich den neuen Weg, wobei sie das Kreuz dann als einen neutralen Gegenstand ansehen musste, oder stand sie auf der Seite derjenigen, die das Kreuz hassten?
    Sie öffnete den Mund. Jane und ich schauten zu. Die Detektivin stand sprungbereit.
    »Das ist mein Schutz«, sagte ich.
    Im selben Augenblick verließ ein irrer Schrei das weit aufgerissene Maul der Frau. Ja, es war kein Mund mehr, sondern ein Maul. Ein Zucken durchrann ihren Körper von den Zehen bis zu den Haaren, die sich aufstellten wie kleine Messer und an den Spitzen zitterten. Ihr Gesicht erinnerte mich an eine grüne, puddingartige Masse, selbst die Augen zeigten einen schockfarbenen Ausdruck.
    Der Schrei schien nicht abbrechen und das dicke Eis der Höhle zertrümmern zu wollen. Die Augen veränderten sich zu starren Kugeln. Sie brüllte noch immer. Dann warf sie sich plötzlich herum. So schnell, dass auch Jane, die damit gerechnet hatte, ins Leere griff.
    Die neue Hexe drehte uns den Rücken zu. Trotz der Glätte eilte sie dem Ausgang entgegen.
    Sie war unwahrscheinlich schnell, schien den Boden nicht zu berühren, und ich wollte ihr nach.
    »Bleib hier, John!«
    Ich stoppte so heftig, dass ich ausrutschte und auf dem glatten Boden hinfiel.
    »Warum? Was ist passiert?«
    »Sie hat eine Waffe, sie wird schießen!«
    Ich kam wieder hoch. »Na und? Ich auch…«
    »Mit Säure!«
    Erst schaute ich Jane verdutzt an, dann fielen mir die beiden Mafiosi ein, die sie getötet hatte.
    »Danke.«
    Diesmal gingen wir von zwei verschiedenen Seiten her auf den Eingang zu und hielten uns im toten Winkel. Ich klappte endlich die Handschellen auf und schleuderte sie fort.
    Wir warteten ab.
    Beide hatten wir uns eng gegen das harte Eis gedrückt. Kein Feuer loderte mehr, es war finster geworden. Uns kam es vor, als hätte jemand eine Decke ausgebreitet.
    Draußen schimmerte die Winterlandschaft. Eine weite, leicht hügelige Fläche, schneebedeckt, die mich an ein gewaltiges, buckliges Leichentuch erinnerte.
    Eine unnatürliche, schon gefährlich anmutende Stille lag über der Landschaft. Eine Ruhe, die jeden Augenblick zerstört werden konnte.
    Als eine Minute vergangen war, hob Jane Collins die Schultern. »Ich weiß nicht, John, wo sie steckt. Hast du denn Spuren gesehen?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    Plötzlich hörten wir das Knacken. Ich warf einen Blick zur Decke und glaubte, dort Risse zu sehen.
    Wenn das so weiterging, würden wenig später tonnenschwere Eisbrocken auf uns niederstürzen und uns begraben.
    Jetzt mussten wir weg!
    Auch Jane hatte die Gefahr erkannt. Ohne dass wir uns abgesprochen hatten, starteten wir zugleich und wischten vor dem Eingang in zwei verschiedene Richtungen weg, um der eventuell lauernden Francine Joy ein Zielen so schwer wie möglich zu machen.
    Wir rollten uns durch den Schnee. Zahlreiche Flocken stoben hoch, sie vernebelten die Sicht, aber wir bekamen doch mit, wie die Eishöhle zusammenbrach und wie sich hoch über ihr, auf einem Felsvorsprung stehend, eine Gestalt abzeichnete.
    Es war die neue Hexe. Sie brüllte uns etwas entgegen, wandte sich dann ab und verschwand im aufwirbelnden Schnee.
    Jane schwankte zu mir. Unsere Gesichter waren schneeverklebt. Wir fielen uns in die Arme.
    »0 Hölle, das war knapp, John.«
    »Ja, die neue Hexe scheint sich wie die alten Hexen benehmen zu wollen. Das gefällt mir nicht.«
    »Denkst du mir? Ich muss allerdings zugeben, dass sie Menschen für sich einnehmen kann, aber bei mir hat sie sich geschnitten.«
    »Lass uns gehen.«
    »Zu Costello?«
    »Ja, ich will mal schauen, was er macht. Vielleicht ist er auch schon verschwunden.«
    Verschwunden jedenfalls war der Wagen, mit dem wir hergekommen waren. So blieb uns nichts anderes übrig, als eine nächtliche und unfreiwillige Wanderung zu unternehmen…
    ***
    Meine Ahnung wurde zur Gewissheit, als wir das Haus des Mafioso vor uns auftauchen sahen.
    Da brannte kein Licht mehr. Selbst die Außenleuchten waren abgeschaltet worden.
    Dennoch bewegten wir uns sehr vorsichtig. Auch rechneten wir mit einem Erscheinen der neuen Hexe, denn sie gehörte nicht zu denen, die aufgaben.
    Keine Spur von der TV-Tante.
    Gemeinsam betraten wir das Haus und schalteten zunächst überall das Licht ein.
    Verlassen, ohne Leben, ein hastiger Aufbruch. Es war nicht einmal alles mitgenommen worden.
    Zwei Koffer standen noch da. Ich betrat den Wintergarten, ging an den Schreibtisch und durchsuchte ihn.
    Sogar meine Beretta hatte

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