0673 - Raumschiff Erde
gerechnet.
Die Auffanglager waren bald bis zur Grenze ihrer Kapazität belastet. Wir ließen Hilferufe los. Die auf der Erde ansässigen Menschen sollten Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Die Reaktion war unerwartet stark. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden brachten wir mehr als eine Milliarde Solarier unter, und die Hilfsangebote rissen nicht ab. Die oft geschmähte Menschheit stellte von neuem unter Beweis, daß sie im Augenblick der ultimativen Gefahr ihrer Verantwortung sehr wohl bewußt war.
Der 1. März brach an. Erde und Mond würden in Kürze die Merkur-Bahn überschreiten. Und noch immer hatte sich der Feind nicht wieder sehen lassen. Manchmal ertappte ich mich bei der wahnwitzigen Hoffnung, die Laren hätten die ganze Sache aufgegeben und würden uns in Frieden ziehen lassen - vielleicht deswegen, weil sie in uns einen allzu gefährlichen Gegner erkannt hatten. Aber gewöhnlich kam ich ziemlich rasch wieder zu mir und machte mir klar, daß das Konzil der Sieben, dem die Laren ebenso wie ihre Berater, die Hyptons, angehörten, sich einen solchen Lapsus nicht leisten konnte. Wenn es die Milchstraße in seinen Machtbereich einbeziehen wollte, dann mußte es sicherstellen, daß zuvor alle galaktischen Völker befriedet waren. Es durfte der Erde nicht erlauben, sich einfach aus dem Staub zu machen und an anderem Ort die Rolle des Störenfrieds fortzusetzen.
Der Feind würde kommen, darüber gab es keinen Zweifel. Die Frage war nur: wann.
*
Als der Alarm auf mich einbrüllte, hatte ich erst eine Stunde geschlafen. Ich war benommen, und es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was überhaupt vorging. Ich sprang auf und fuhr in meine Werkmontur, während ich die Leuchtanzeige auf dem Bildschirm las: ATG-FELD AN VIELEN STELLEN AUFGERISSEN.
FEINDLICHE EINHEITEN DRINGEN IN GROSSER DICHTE IN DAS SOLSYSTEM EIN...
Mehr brauchte ich nicht zu lesen. Der Augenblick war da!
Der Großangriff, mit dem Myrianad uns gedroht hatte, begann.
Ich klappte die letzten Magnetverschlüsse meiner Montur zu und war schon auf dem Weg zum Radiokom. Ich hatte das Gerät noch nicht erreicht, da leuchtete der Bildschirm auf. Es gab außer Perry Rhodan selbst nur einen, der meinen Bildschirm aufleuchten lassen konnte, ohne daß ich zuvor gefragt wurde, ob ich den Anruf annehmen wolle oder nicht, und das war Efrem Marabor.
Tatsächlich war es sein verwittertes Gesicht, das mich von der Bildfläche her anblickte.
„Ich nehme an, Sie wollten mich anrufen, Sir", bemerkte er trocken.
Ich konnte nicht anders - ich mußte lachen.
„Gott segne Ihre Wachsamkeit, Marabor! Sie vermuten in der Tat richtig. Sind Sie startbereit?"
„Wie immer, Sir", antwortete er. „Ich mache Sie jedoch darauf aufmerksam, daß es diesmal ein wenig heißer zugehen wird als beim letzten Mal."
„Wieso?"
„Bislang werden zehntausend Einflüge gemeldet, Sir. Das ATG-Feld ist ernsthaft ins Wanken geraten. Bislang sind die Experten nicht sicher, ob es seine Stabilität überhaupt zurückgewinnen wird."
Ich dachte eine Sekunde darüber nach. Dann sagte ich: „Das war zu erwarten, Marabor. Erinnern Sie sich? Myrianad hat den Großangriff angekündigt."
Er nickte.
„Ich erinnere mich nur zu gut. Der Bordrechner mitsamt Co-Prozessor ist angewiesen, nach dem Verständigungskode von Myrianads Raumschiff besonders scharf Ausschau zu halten."
„Wir verstehen uns gut, Marabor", sagte ich. „Genau darauf kommt es mir an. Haben Sie ein paar Sekunden Geduld, ich bin gleich an Bord."
Um 03:32 Uhr am 1. März trat ich aus der Feldöffnung des Transmitterempfängers an Bord der SISTINA. Zwei Minuten später befand ich mich im Kommandoraum. Diesmal wartete Efrem Marabor nicht auf meine Anweisungen, sondern gab sofort den Startbefehl. Das kleine Raumschiff schoß in den dunklen Nachthimmel über Terrania-City empor. Alle Orter und Taster arbeiteten auf Hochtouren. Draußen im interplanetarischen Raum hatte die große Abwehrschlacht gegen die Laren und ihre Verbündeten bereits begonnen.
Sie waren diesmal aus verschiedenen Richtungen eingeflogen.
Erste Informationen wiesen darauf hin, daß Hunderte von Zeittauchern eingesetzt worden waren, um das ATG-Feld an wenigstens zehn Stellen zu gleicher Zeit aufzureißen. Unseren Abwehrkräften bereitete diese Entwicklung keine Schwierigkeiten. Wir hatten vorausgesehen, daß der Gegner eines Tages auf einen solchen Plan verfallen würde, und unsere Planung demgemäß adjustiert.
Wir waren uns nicht drüber im klaren,
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