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0673 - Raumschiff Erde

Titel: 0673 - Raumschiff Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Springer und ihre Verwandten waren zwar für alle möglichen Dinge, aber nicht für ihre technisch-wissenschaftliche Begabung bekannt.
    Aber mir drängte sich intuitiv der Verdacht auf, daß ich es hier von neuem mit jenem Walzenraumschiff zu tun hatte, das Myrianad, der Zweite Vesyr der Pariczanischen Flotte befehligte.
    „Auswertung!" verlangte ich von Marabor. „Aber rasch!"
    Er fing an, in rasender Eile Tasten zu drücken und Schalter einzurasten. Es ging darum zu erfahren, wie weit wir von dem undeutlichen Fleck entfernt waren und auf welchem Kurs er sich bewegte. Er blieb ständig schwach, gleich verwaschen, was darauf hindeutete, daß er relativ zu uns seine Distanz kaum veränderte.
    Es wäre an dieser Stelle wahrscheinlich angebracht, ein paar Worte über die verschiedenen Methoden der überlichtschnellen Wahrnehmung, die von der Solaren Flotte angewandt werden, zu verlieren.
    Im alltäglichen Sprachgebrauch verwischen sich die Unterschiede. Ich selbst sprach oft genug von Ortung, wenn ich Tastung meinte, und umgekehrt. In Wirklichkeit sind Ortung und Tastung zwei grundverschiedene Vorgänge.
    Ein Körper, der sich im freien Raum befindet, wird von den Wahrnehmungsmechanismen unserer Raumschiffe bemerkt, weil er entweder eigene Strahlung aussendet oder Strahlung reflektiert, die unsere Wahrnehmungsgeräte ausgestrahlt haben.
    Jedes Triebwerk, jeder Generator, selbst jeder Beleuchtungskörper sendet einen gewissen Betrag überlichtschneller Hyperstrahlung aus, den geeignete Empfänger wahrnehmen und aus dem sie in vielen Fällen recht genau auf den Standort des strahlenden Körpers schließen können. Dieser Vorgang nennt sich Ortung.
    Zur Ortung wird lediglich ein geeigneter Empfänger benötigt.
    Dann gibt es in der Hyperphysik noch das Äquivalent der Radar-Methode der konventionellen Physik. Der Wahrnehmungsmechanismus besteht aus einem Sender und einem Empfänger. Der Sender strahlt Signale aus, die von anderen Körpern reflektiert und von dem Empfänger wahrgenommen werden. Aus den Eigenschaften des reflektierten Signals schließt der Empfänger auf den Standort des Fremdkörpers, der das Signalecho erzeugt hat. Dieser Vorgang heißt Tastung.
    Myrianads Walzenraumschiff war in erster Linie gegen unsere Tastung immun. Es reflektierte nur einen winzigen Bruchteil der auftretenden Strahlung und erschien deshalb, im Gegensatz zu anderen Feindschiffen, nur als matter, verwaschener Fleck.
    Der eigentliche Ortungsschutz war weit weniger wirksam. Wir hatten bei der letzten Begegnung gesehen, wie das Abbild von Myrianads Raumschiff plötzlich aufleuchtete, sobald die Triebwerke in Tätigkeit genommen wurden, die naturgemäß eine beträchtliche Menge überschneller Streustrahlung von sich geben.
    Das bedeutete, daß Myrianad sich in diesem Augenblick im freien Fall bewegte. Wären seine Triebwerke aktiv gewesen, hätten wir ihn wesentlich deutlicher wahrnehmen können. Er verfolgte einen bestimmten Zweck, und ich wollte wissen, was für ein Zweck das war. Inzwischen gab ich Befehl, die SISTINA mit Vollast zu beschleunigen und auf einen hypothetischen Punkt zuzuhalten, an dem wir Myrianads Kurs kreuzen mußten.
    Neben mir stieß Efrem Marabor auf einmal merkwürdige Geräusche aus.
    „Was gibt es?" wollte ich wissen.
    „Der Kerl muß Selbstmordabsichten haben", antwortete Marabor im Tonfall der Ratlosigkeit. „Er bewegt sich geradewegs auf Merkur zu!"
    Im Hintergrund meines Bewußtseins wurde ein Alarm ausgelöst. Es schien unglaublich, und doch konnte Myrianad nur eine Absicht haben: den Gezeitenwandler zu treffen, der am Nordpol des Merkur stand und das ATG-Feld erzeugte, unseren einzigen Schutz gegen die Zudringlichkeit der Laren.
    Andererseits waren Marabors Bedenken ebenfalls nicht abwegig.
    Zwischen Myrianad und seinem Ziel standen mehrere tausend Großraumschiffe der Solaren Flotte. Wie konnte er hoffen, sein Ziel zu erreichen? Sein Tastungsschutz war ohne Zweifel eine imposante Angelegenheit, aber ebenso wie ich konnte ihn, wenn auch mit Mühe, jeder andere Kommandant eines terranischen Raumschiffes wahrnehmen, und sobald die Merkur-Flotte ihn erst einmal erkannt und ausgemacht hatte, war er unweigerlich verloren.
    Da stimmte etwas nicht. Irgend etwas an unserer Überlegung war falsch. Ich kannte Myrianad nicht, aber ich nahm an, daß er im großen und ganzen dem Bild entsprach, das wir uns im Laufe der Jahrhunderte von den Überschweren gemacht hatten. Sie setzten nicht das Leben ein, ohne zu

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