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0674 - Im Höllenloch

0674 - Im Höllenloch

Titel: 0674 - Im Höllenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und steckte eine Pfeife zwischen die Lippen. Sie gab einen dermaßen schrillen Ton ab, der mir in den Ohren schmerzte und ich das Gesicht verzog.
    »Bitte einsteigen!«
    Das wußten auch andere Fahrgäste. Vor den Wagen der niedrigen Klassen drängten sie sich zusammen. Es kam zu einem großen Geschiebe und Gestoße.
    Wir mußten an das Zugende und dabei auch das Fenster des Abteils passieren, hinter dem ich vorhin die Gesichter der Leibwächter des Beinlosen gesehen hatte.
    Diesmal zeigten sie sich nicht. Dafür sah ich das knochige, ausgemergelte Gesicht des Alten, dessen Kopf mich an einen Totenschädel erinnerte, wobei die Augen tief in den Höhlen lagen.
    Aber das war es nicht, was mir auffiel. Er kam mir vor, als wäre er in die Höhe gehoben worden, doch von den Leibwächtern sah ich keine Spur.
    Ich war nicht faul und sprang kurz in die Höhe. Die Scheibe war sehr schmutzig. Allerdings nicht so schlimm verdreckt, als daß ich nichts hätte sehen können.
    Schwebte der alte in der Luft?
    Bevor ich noch einmal springen konnte, stieß mir jemand, der es besonders eilig hatte, seinen Koffer in den Rücken. Ich stolperte nach vorn und ging automatisch weiter.
    »War was?« fragte Suko.
    Ich winkte ab. »Kaum der Rede wert. Ich wollte nur einen Blick in die tollen Abteile werfen.«
    Er zwinkerte mir zu, weil er mir kein Wort glaubte. Aber dafür konnte ja ich nichts.
    Mandra war schon eingestiegen. Es gab zwar keine Platzkarten, aber wir wollten doch eines für uns drei allein haben.
    Das schafften wir auch. Leider hatte die Sache einen Haken. Es befand sich direkt neben dem Abteil unserer »Freunde«.
    »Zufall?« fragte Suko.
    »Fügung«, erwiderte Mandra. »Ich kann mir vorstellen, daß unsere Reise sehr abwechslungsreich wird.«
    »Rechnest du auch damit, daß sie Verstärkung bekommen?«
    »Unterwegs vielleicht. John, vergleiche diese Reise bitte nicht mit einer Zugfahrt in Europa. Wollt ihr noch etwas essen?«
    Ich grinste. »Gibt es denn hier einen Speisewagen?«
    »In diesem Zug nicht. Ich würde noch einmal aussteigen und für jeden Reis besorgen.«
    Wir waren dafür. Mandra verschwand. Er wußte hoffentlich, wo er was zu kaufen hatte. Ich wollte mir nicht unbedingt eine Darmkrankheit holen.
    Die Sitze waren gepolstert und zeigten einige Schmutzflecken. Als Suko sich setzte, sank er tief ein, obwohl er sich über den Druck beschwerte, der ihm aus dem Polster entgegendrängte. Da war wohl eine Sprungfeder durchgeschossen.
    Die Luft konnte man trinken, trotz des offenen Fensters.
    Mandra war noch nicht in Sicht. Es war auch noch etwas Zeit, denn noch immer stiegen weiter vorn die Passagiere ein.
    Ich drehte mich wieder um. »Bleib du mal hier«, sagte ich zu Suko.
    »Was hast du vor?«
    »Mich umschauen.«
    Er deutete auf das Nachbarabteil. »Dort?«
    »Vielleicht.«
    »Sei nur vorsichtig«, warnte er. »Auch Mandra Korab hat sich nicht umsonst besorgt gezeigt.«
    »Keine Sorge, ich packe das.«
    Der Wagen stammte aus England. Die Krone hatte ja mal Indien als Kolonie besessen und war nicht immer freundlich mit den Bewohnern umgegangen. Ich verstand, weshalb manche Inder auf die ehemalige Kolonialherren nicht gut zu sprechen waren.
    Überall waren noch die alten Schilder. Sie waren in das Holz geschraubt worden.
    Der Gang war leer, bis auf einen Mann, der am Ende stand und rauchte. Er sah mich nicht, sondern schaute versonnen aus dem Fenster.
    Um in das von den Beinlosen und seinen vier Aufpassern besetzte Nachbarabteil schauen zu können, mußte ich nach rechts gehen. Zwei kleine Schritte reichten aus.
    Erkennen konnte ich nichts.
    Sie hatten die Vorhänge zugezogen, aber es gab da einen Spalt, durch den ich linste.
    Die vier in Grau gekleideten Typen saßen sich gegenüber. Zwei auf jeder Seite. Sie hockten da, als hätte man sie festgenagelt. Das alles war noch normal.
    Als nicht normal sah ich die Haltung des Beinlosen an. Zusammen mit seinen Schlangen schwebte er zwischen seinen Aufpassern in der Luft. Ich konnte sogar die beiden Beinstümpfe erkennen.
    Sein Gesicht verschwamm im Dunkeln. Ich schaute auch nur einen Moment hin, trat schnell wieder zurück und merkte, wie das Blut heiß durch meine Adern lief.
    Auch dieser Kerl besaß magische oder geheimnisvolle Kräfte. Allmählich wurde mir hier alles ziemlich unheimlich. Ich hörte Schritte und drehte mich um.
    Mandra Korab kam. Er hielt drei aus Fettpapier bestehende Tüten unter dem Arm. »So, ich habe noch etwas bekommen.«
    Ich öffnete ihm die

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