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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seine Frau sahen sprachlos zu.
    Es mochten vielleicht zehn Minuten vergangen sein, die sie alle hier im kalten Nachtregen standen, den sie nicht einmal spürten, als Fooly ein paar Schritte zurücktrat. Mostache bemerkte, daß der Drache taumelte. Er war erschöpft.
    Was auch immer er getan hatte, es hatte ihn sehr viel Kraft gekostet.
    Und im Taschenlampenlicht sah Mostache auch, daß Fooly selbst verletzt war. Aus einigen Wunden in seiner Schuppenhaut sickerte Blut hervor.
    Stumm wandte der Drache sich ab und tappte davon.
    »Ich fasse es nicht«, murmelte Fronton und sah an sich herunter, tastete sich ab. Seine Finger berührten getrocknetes Blut, aber darunter gab es keine Wunden mehr. Zumindest keine offenen. Es tat zwar noch weh, aber die Schnitte hatten sich geschlossen, und auch sein Hals wies keine Würgemale mehr auf.
    »Der - der hat mich geheilt!« stieß Fronton ungläubig hervor. »Das gibt's doch nicht - wie hat er das gemacht?«
    »Du solltest ihn fragen, nicht uns«, schlug Mostache vor.
    »Werde ich auch tun. - Aber diesen verdammten Baum«, kündigte Fronton rachsüchtig an, »säge ich um!«
    »Du wirst ihn schön stehenlassen!« protestierte Mostaches Frau.
    Alle drei sahen zu dem knorrigen Gebilde hinauf.
    Sahen den Gehängten an einem Ast baumeln.
    Der Tote in der Galgenschlinge war Professor Zamorra.
    ***
    Sie waren wieder unterwegs, um nach Fooly zu suchen. Lafitte und Nicole fuhren wieder in Richtung Feurs, und Zamorra und William, diesmal in Zamorras BMW, zum Dorf zurück. Die Gaststätte war noch hell erleuchtet, aber als Zamorra eintrat, sah er die zerbrochenen Fensterscheiben an der gegenüberliegenden Seite und hörte von draußen Stimmen.
    Er ging wieder nach draußen und stapfte durch Pfützen und den wieder etwas stärker gewordenen Regen ums Haus herum.
    Fast wäre er mit Fooly zusammengeprallt, der ihm entgegenkam.
    »Hilf mir«, murmelte der Drache. »Schnell - bitte. Die anderen… sie müssen nicht mitbekommen, was mit mir los ist, Chef!«
    Zamorra sah, daß Fooly schwankte und Schwierigkeiten hatte, sich auf den Beinen zu halten.
    »Was ist passiert?« fragte Zamorra.
    »Der Baum sollte morden. Ich hab's verhindert«, krächzte Fooly heiser. Zamorra stützte ihn, soweit ihm das bei der massigen Gestalt des Jungdrachen möglich war, auf dem Weg zur Stirnseite des Hauses. »Erzähl«, bat er.
    »Da gibt es nichts zu erzählen, Chef«, sagte Fooly. »Ich habe dem Baum angedroht, ihn zu verbrennen, da besann er sich und hat's gelassen.«
    »Was war vorher? Woher wußtest du davon?«
    »Von meinem alten Freund.«
    »Also doch«, murmelte Zamorra. Sie erreichten die ›Mostache'sche Seenplatte‹ und gingen oder wankten zum Auto.
    »Rufen Sie Lafitte an, William«, bat Zamorra. »Sie sollen zurückkehren. Hierher. Lafitte hat ein Handy. Die Nummer ist im Visofon gespeichert.«
    Der Butler tauchte im BMW unter. Unterdessen kümmerte sich Zamorra wieder um den Drachen. »Du bist mit diesen Verletzungen hierher geflogen?«
    »Sie sind wieder aufgebrochen, weil ich die Kraft, die mir gegeben wurde, für den Menschen verwendete, um ihm zu helfen«, sagte Fooly leise. »Chef, kannst du mich irgendwie hier wegbringen? Ich will nicht, daß sie gleich heranstürmen und sich bedanken, und ich will auch nicht, daß sie mich so verwüstet sehen. Aber ich… ich bin erschöpft. Ich kann nicht mehr.«
    »Ich sehe es. Nicole wird gleich hier sein, mit Pascals Auto. Da paßt du hinein, und wir bringen dich wieder zum Château zurück.«
    »Danke. Macht schnell. Noch streiten sie sich um den Baum. Aber das dauert nicht mehr lange.«
    William stieg wieder aus, den Regen ebenso ignorierend wie Zamorra. »Sie sind unterwegs, Monsieur.«
    Zamorra nickte und ging ein zweites Mal zur Rückseite des Hauses.
    Da waren Mostache, seine Frau und Malteser-Joe. Ein Taschenlampenstrahl erfaßte eine an einem der Äste erhängte Gestalt.
    Zamorra sah sich selbst da oben hängen…
    ***
    »Ich streike!« ächzte Mostache. »Das ist doch einfach unmöglich! Heute will aber auch keiner von den Toten tot sein! Das gibt's doch nicht! Erst Malteser-Joe, jetzt du, Zamorra - aber verflixt noch mal, du hängst doch da oben! Was soll dieser ganze Mist? Harmlose Wirte verkaspern, oder was geht hier ab? Dafür ist der angerichtete Schaden aber entschieden zu groß!«
    »Du hast heute eine viel zu morbide Fantasie«, grummelte Fronton. »Weißt du was? Schütte dir mal einen anständigen großen Cognac über deine Leber.

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