0676 - Im Mahlstrom der Sterne
die Farbe. Die Skala der pastellenen Farben ging von einem Ende des Spektrums zum anderen - und sie vollführte innerhalb von Sekundenbruchteilen Sprünge. Rote Riesensonnen verwandelten sich in blaue Zwerge, weiße Lichtpunkte schwollen zu orangeroten Gigantbällen an und beulten sich aus.
„Es ist unmöglich, die Positionen zu lokalisieren", kam ein Kommentar aus der astronomischen Mondstation.
„Auch keine Entfernungsmessungen?" rief Rhodan verzweifelt.
„Daran ist nicht einmal im Traum zu denken. Wir wissen nicht, was wir davon halten sollen. Unsere bisherigen Erfahrungen werden überfordert. Es ist eine völlig neue und unbekannte Situation!" schrie ein Astronom.
Reginald Bull wischte sich mit einer schnellen Bewegung den Schweiß von der Stirn und griff mit zitternden Fingern nach einem Becher, der vor ihm stand.
„Wenn wir nicht an der vorbestimmten Stelle aus den Sonnen hervorgekommen sind, wo, um alles in der Welt, sind wir dann gelandet?"
„Darauf gibt es noch keine Antwort", sagte Waringer und lächelte Bull an, als wolle er sich entschuldigen. „Wir wissen es nicht.
Es kann an einer Stelle sein, die wir nicht einmal im Traum vermutet haben!"
Orana warf mit schreckensbleichem Gesicht ein: „Es wird an einer solchen Stelle sein! Denn niemand von uns hat jemals einen solchen Mahlstrom aus vielfarbiger Energie in unserer Galaxis gesehen. Wenigstens ich habe nichts davon gehört!" schränkte sie ein.
Wenige Sekunden standen sämtliche Wissenschaftler und Verantwortlichen dieses kümmerlichen Restes des Imperiums vor der Galerie und blickten schweigend von einem Monitor zum anderen. Nur Waringer saß am Konferenztisch und rechnete. Vor der druckfesten Tür staute sich die Masse der Kuriere und der aufgescheuchten Menschen, die Dienst in Imperium-Alpha machten. Sie hatten alle inzwischen begriffen, daß der Große Plan fehlgeschlagen war. Sie wußten nur noch nicht, was wirklich geschehen war. Aber in wenigen Minuten würden sie es genau wissen.
„Hier spricht die Koordinationsstelle Fesselfeld", sagte die Stimme eines aufgeregten Sprechers. „Die Situation droht instabil zu werden. Wir haben Schwierigkeiten, den Sonnenpulk stabil zu halten!"
„Die Erdachse!" keuchte Rhodan auf. „Die Erdachse! Der Planet! Ich muß zu den Terranern sprechen."
„Du hast noch nicht genügend Informationen. Warte noch etwas!" sagte Waringer halblaut, aber mit ruhiger Überzeugungskraft. Rhodan drehte sich um und warf ihm einen dankbaren Blick zu.
„Ich glaube, du hast recht!"
„ ... rufen Galbraith Deighton! Sir, in den Städten breitet sich Unruhe aus. Die Menschen sehen und fühlen, daß wir der Panik entgegensteuern."
Deighton sprach mehr zu seinen Freunden als zu dem Sprecher seiner Dienststelle „oben" in Terrania City, wo Tausende von Leitungen und Informationskanälen zusammenliefen.
„Wir können von hier aus nichts tun. Verbreiten Sie die Nachricht, daß in kurzer Zeit Rhodan über Solar-Television oder über die offiziellen Sender sprechen wird.
Es besteht tatsächlich kein Grund zur Panik. Wir befinden uns allerdings in einer Phase, die durch Informationsschwäche und Orientierungsschwierigkeiten gekennzeichnet ist."
„... verstanden."
Eine kleine Pause entstand. Einige Bilder fielen aus, andere wurden deutlicher. Zur letzten Gruppe gehörten diejenigen aus den optischastronomischen und den radioastronomischen Zentren.
Zahlen erschienen, eingeblendet an den Rändern der erregenden Bilder. Es war so, wie es die ersten, von aufkommender Panik diktierten Vorstellungen vermuten ließen: Erde und Mond befanden sich in einer offensichtlich schlauchförmigen Flut von unidentifizierter Energie. Diese Energie war sehr mächtig. Sie zerrte das System mit sich. In diesem Strom schienen Sonnen zu stehen, Die gewaltige kosmische Energie dieses unbekannten Raumsektors schien ebenfalls die Sterne in gewisser Weise zu manipulieren. Sie wirkte wie ein System von gekippten und bewegten Linsen, die zudem die Farbe veränderten. Die Sterne, zwischen denen der Mahlstrom dahintrieb, wurden abwechselnd verkleinert und vergrößert und in den Farben verändert.
„Wir sind ins Inferno geraten!" sagte Rhodan. „Und ich warte nur auf die ersten Meldungen, daß sich die Erdachse verkantet.
Schon zehn Meter sind zuviel!"
Er hatte für einige Sekunden eine Vision, jetzt, in der zwölften Minute seit dem Transmitterdurchgang: Unsichtbare Kräfte, denen man nichts entgegenzusetzen hatte, zerrten an Mond und
Weitere Kostenlose Bücher