0676 - Tanz der Totenfeuer
dumpfen Schleier überdeckt.
Irgendwo furchtbar, und ich kam aus dieser verdammten Lage einfach nicht heraus.
Sir James hatte mich schon in Urlaub schicken wollen, was ich jedoch strikt abgelehnt hatte. Ich mußte einfach durch und wollte auch für Suko erreichbar sein, falls mich sein Anruf erreichte und er um Hilfe bei mir bat.
Dabei gab es in London genügend Probleme. Um eines kümmerte sich Bill Conolly. Jane hatte ihn geschickt, um sich um die geheimnisvollen Totenlichter zu kümmern, die in der letzten Zeit über einem Sumpfgelände aufgeflackert waren.
Sie wäre selbst gern mitgefahren, hatte es sich wegen mir überlegt und Bill allein losziehen lassen.
Falls er irgend etwas entdeckte, würde er Jane Bescheid geben. Wir warteten praktisch auf seinen ersten Bericht. Bisher allerdings hatte er noch nicht angerufen.
Jetzt war bereits Mitternacht, und Bill hatte noch immer nichts von sich hören lassen.
Auch Jane hatte ihre Probleme. Seit der Rückkehr aus Arosa fühlte sie sich verfolgt. Sie konnte einfach nicht vergessen, daß eine Person wie Francine Joy sie als Zielobjekt ausgesucht hatte und mit ihr zusammen einen bestimmten neuen Weg hatte gehen wollen. Das alles traf zusammen, wurde aber vom Verschwinden meines Freundes Suko überschattet. Wieder einmal mußte ich feststellen, daß man einen Menschen doch nicht so kennt, auch wenn man glaubt, ihn zu kennen. Alles war irgendwo anders gelaufen. Die Schläge trafen nicht, sie wischten stets ins Leere. Ich fühlte mich ausgebrannt und schaute hoch, als sich neben mir die Lederlehne des Sessels bewegte, denn Jane Collins hatte den Platz gewechselt.
Mit einer Hand strich sie über mein Haar. »Nimm es nicht so schwer, John, bitte nicht! Denk daran, was ihr schon alles hinter euch gebracht habt. Ihr seid immer wieder aus dem Schlamassel herausgekommen. Das mußt du doch sehen, und das muß dir meiner Meinung nach auch Hoffnung geben.«
»Weiß ich selbst.«
»Dann solltest du Suko auch vertrauen. Sobald er einen Erfolg hat, wird er sich melden.«
»Und wenn nicht?«
Jane Collins stöhnte auf. »Haben wir darüber nicht schon lange genug geredet?«
»Klar, das haben wir. Aber mir geht es nicht aus dem Kopf. Wenn Suko eine Niederlage erleidet, wird er sich verkriechen. Er kehrt nicht mehr nach London zurück. Dazu ist er viel zu stolz. Er ist ein Mensch, der nicht über seinen eigenen Schatten springen kann. Mir wäre es bestimmt nicht anders ergangen, was ich in der Vergangenheit auch schon bewiesen habe.«
»Suko wird bei seiner Suche nicht allein sein, John. Das kannst du mir glauben.«
»Ja, Mandra…«
»Nicht nur er. Ich könnte mir vorstellen, daß auch Shao von seinen Problemen erfahren hat. Und ich könnte mir weiterhin vorstellen, daß sie sich an seine Seite stellen wird. Sollte der Geist des Buddha tatsächlich noch erreichbar sein, dann mehr für Shao als für Suko. Davon bin ich überzeugt.«
»Solange ich in Indien war, hat sie sich nicht gemeldet, Jane. Da ist sie…«
»Wie lange warst du denn dort?«
»Einige Tage.«
Heftig winkte sie ab. »Zu kurz, John, viel zu kurz. So etwas braucht Zeit, das kann man nicht einfach über das Knie brechen. Nein, nein, du siehst das falsch.«
»Wie sollte ich es denn sehen?«
»So wie ich.«
Ich legte einen Arm um ihre Schultern. »Ja, du hast im Prinzip recht, Jane. Aber du kannst uns beide nicht vergleichen. Vor allem nicht, was das Verhältnis zu Suko angeht. Nichts gegen dich persönlich, aber was haben wir nicht alles erlebt!«
»Das weiß ich. Nur möchte ich nicht, daß du so sprichst, als wäre dies alles vorbei.« Sie schaute mich traurig an.
Ein Blick auf ihre Uhr bewies uns, daß die Tageswende bereits überschritten war. Eine Flasche Wein hatten wir bereits geleert, die zweite war noch zu einem Drittel gefüllt.
Ich hatte nicht vorgehabt, so viel zu trinken. Es war einfach so gekommen. Nun mußte ich feststellen, daß ich nicht mehr in der Lage war, mit meinem Wagen zurückzufahren.
Bei dem Gedanken daran fiel mir wieder Sukos BMW ein. Er hatte ihn in einem Preisausschreiben gewonnen und liebte ihn heiß und innig. Daß er den Wagen im Stich ließ, das zeigte mir, in welch einem Zustand er sich befand.
»Noch einmal, John, du kannst ihm nicht helfen.«
Ich starrte zu Boden. »Wir werden es sehen. Überzeugt bin ich davon noch nicht.«
Jane hauchte mir einen Kuß auf die Wange. »Jetzt mal etwas anderes. Wir haben beide Wein getrunken. Ans Steuer können wir uns nicht
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