0676 - Tanz der Totenfeuer
Joy.«
Nach dieser Antwort mußte sich Jane zunächst einmal setzen. Sie holte einige Male Luft, ohne zu sprechen. Auf ihrem Körper lag eine Gänsehaut. Ihr schwerer Atem wehte mir entgegen, und sie schüttelte dabei den Kopf.
»Damit habe ich nicht gerechnet, John.«
»Warum hast du Bill hingeschickt?«
»Ich hörte von diesen geheimnisvollen Lichtern. Es sollen angeblich Geisterhexen gewesen sein, das jedenfalls habe ich einem Zeitungsbericht entnommen. Da ich momentan sehr empfindlich bin, was Hexen angeht, habe ich mit Bill darüber gesprochen. Er erklärte sich sofort bereit, nach Filman zu fahren.«
»Du weißt den Grund nicht, weshalb die Feuer auf einmal zu leuchten anfingen?«
»Nein. Das sollte Bill herausfinden. Es muß ein Motiv geben, John. Ich kenne es nur nicht.«
»Das stimmt allerdings«, murmelte ich. »Hat man dir auch berichtet, daß diese Flammen auch töten können?«
»Nein…«
»Hör zu, Jane. Bill hat die Totenfeuer fotografiert und die Bilder entwickeln lassen. Er berichtete davon, Gestalten innerhalb der Flammen gesehen zu haben, und eine dieser Gestalten oder Flammen hat den Fotografen umgebracht.«
Ich konnte ihr nur berichten, was mir Bill Conolly gesagt hatte. Jane hörte staunend zu. Auch den Mund konnte sie kaum schließen. Sie sah aus wie jemand, der innerhalb einer Minute nie erwartete Neuigkeiten erfuhr.
»Und was hast du gesagt, John?«
»Das wir nach Filman fahren.«
»Ja«, erwiderte sie und nickte. »Ich bin dabei, John. Ich bin immer dabei. Nur hoffe ich, daß wir nicht zu spät kommen werden. Denn das könnte zum Chaos führen.«
Ich enthielt mich eines Kommentars, wußte aber, daß Jane Collins recht hatte. So konnten wir nur hoffen, daß sich unser Freund Bill geschickt aus der Affäre zog…
***
Als Bill den Hörer wieder aufgelegt hatte, spürte er den Schweiß auf seiner Stirn. Er merkte auch, wie stark sein Herz klopfte, und hinter seiner Stirn tuckerte es. Francine Joys Anblick und das Gespräch mit John waren der Grund. Nicht grundlos hatte ihn die Detektivin vor dieser Frau gewarnt, die nicht nur mit besonderen Kräften ausgestattet, sondern auch noch raffiniert war. Er konnte sich gut vorstellen, daß sie über ihn und seine Freundschaft zu John Sinclair Bescheid wußte. Was sie tat, das machte sie gründlich.
Reiß dich nur zusammen, dachte er. Nur keine Blöße zeigen, sonst hast du verloren.
Es war nicht einfach, sich nichts anmerken zu lassen, aber es gab keinen anderen Weg.
Bill versuchte, ein möglichst gleichgültiges Gesicht zu machen, als er den Gastraum betrat, wo die Joy noch immer auf demselben Platz saß und ihn mit einem sphinxhaften Lächeln auf den etwas breiten Lippen erwartete.
»Alles in Ordnung, Mr. Conolly?«
»Natürlich.«
»Das ist gut.«
Bill war überrascht. »Wieso ist das gut?«
Ihr Lachen perlte ihm entgegen. »Ich finde es eben immer gut, wenn gewisse Dinge in Ordnung gebracht werden. Das ist meine Art, wenn Sie verstehen.«
»Natürlich.« Bill griff zum Glas. Er wollte es noch leeren, den Schluck brauchte er jetzt.
»Ich glaube, daß es für mich Zeit wird«, sagte sie und reckte sich. »Morgen ist auch noch ein Tag.«
»Eine Frage noch, Miß Joy.«
»Bitte. Aber sagen Sie Francine.«
Es fiel Bill schwer, aber er spielte mit. »Wie lange gedenken Sie, in Filman zu bleiben?«
»Nicht mehr als zwei, drei Tage. Und Sie?«
»Das ist auch mein Zeitraum.«
Bill stellte das Glas hörbar ab und stand auf. »So«, sagte er, »dann wünsche ich Ihnen noch eine angenehme Nachtruhe, Francine. Ich bin ebenfalls müde.«
»Ja, Mr. Conolly schlafen Sie gut.«
»Danke.«
Er ging und spürte das Brennen in seinem Rücken. Er haßte es, daß sie ihm nachschaute, denn er war nicht sicher, ob sie überhaupt Bescheid wußte.
Mit gesenktem Kopf schritt Bill die Stufen der Treppe hoch. Er kam mit dieser Frau nicht zurecht.
In der ersten Etage lagen die Gästezimmer. Dort schaltete Bill das Licht ein, das auch über die Blümchentapete floß, die dem Reporter im Prinzip zuwider war. Heute hatte er keinen Blick für derartige Dinge.
Er ging davon aus, daß auch Francine Joy hier oben wohnte. Bill mußte bis zur zweitletzten Tür durchgehen. Das Zimmer lag auf der rechten Seite.
Er schloß auf und betrat den schlicht möblierten Raum. Bett, Stuhl, ein spindähnlicher Schrank, daneben ein Waschbecken, das war im Prinzip alles. Den Koffer konnte er auf eine hüfthohe Kommode legen. Sie ersetzte einen Tisch.
Auch ein
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