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0676 - Tanz der Totenfeuer

0676 - Tanz der Totenfeuer

Titel: 0676 - Tanz der Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Körper. Sie trug einen marineblauen Pullover mit leicht abstehendem Rollkragen, dazu eine weiße Winterjeans, die ihrer Meinung nach viel zu stramm saß. Auf den Hüften blieben ihre Hände liegen. »Das ist einfach zuviel, John, wie ich finde. Gerade jetzt kommt die neue Mode, die so eng geschnitten ist. Herrliche Farben, Papageienmuster… Die Leggins werden einfach super, die Röcke auch kurz und eng, da muß man einfach abnehmen, um mithalten zu können. Also, John, was meinst du?«
    »Gar nichts.«
    Jane setzte sich wieder hin. Sie schaute in mein Gesicht und konnte davon ablesen, mit welchen Gedanken ich mich beschäftigte. Sie kam auf mich zu und legte mir beide Handflächen gegen die Wangen. »Bitte, John, ich weiß ja, was in dir vorgeht. Aber du mußt dich mit den Tatsachen abfinden, daß Suko alles hingeworfen hat. Das hat sogar Sir James zu dir gesagt, obwohl es ihm auch nicht leichtgefallen sein wird.«
    »Scheiße«, sagte ich wütend und auch frustriert. »Ich will und kann mich damit nicht abfinden.«
    »Aber Suko mußte es tun. Du weißt selbst, was ihm sein Stab bedeutete. Er muß nach einer Möglichkeit suchen, ihm die Kraft wieder zurückzugeben. Das ist einfach seine Pflicht.«
    »Er hat auch hier einen Job.«
    »Nicht mehr.«
    Ich schaute sie verwundert an. »Soll das heißen, daß du ihn schon abgeschrieben hast?«
    »Das nicht. Nur wird er so lange suchen und nachforschen, bis alles klar ist.«
    Ich starrte zu Boden. Wir schwiegen beide. Lady Sarah Goldwyn hatte sich längst hingelegt und erklärt, daß sie ihren Schlaf brauchte. Ich hockte in Janes Wohnung, die im Haus der Horror-Oma Sarah Goldwyn liegt, und konnte mit dem Problem einfach nicht zurechtkommen. Alles lief in diesem Augenblick quer, und es war schon zuvor schlimm gewesen. Je länger ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, um so mehr wühlte sich die Angst wie eine Messerklinge in meine Gedanken, in die Seele, einfach in alles. Ich hätte von Suko nie gedacht, daß er uns im Stich lassen würde, um seinen Weg allein zu gehen.
    Neben mir stand ein Glas Rotwein. Ich trank einige Schlucke, ohne zu bemerken, welch ein ausgezeichneter Wein sich in Richtung Magen bewegte.
    Es war für mich alles sinnlos geworden. Auch meinen Job hätte ich am liebsten hingeworfen.
    Natürlich hatten Jane Collins und Sarah Goldwyn versucht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Es war ihnen nicht gelungen. Sie hatten Sukos Wandel schließlich nicht unmittelbar miterlebt und waren praktisch nur Zuschauer von draußen gewesen.
    »Nun?« fragte sie.
    Mein Lächeln wirkte schon qualvoll. »Du weißt selbst, Jane, daß ich nicht so denke wie du. Da gehen unsere Meinungen auseinander. Das mußt du verstehen.«
    »Ja, ich bemühe mich. Soll ich dir sagen, welchen Eindruck du auf mich machst?«
    »Bitte.«
    »Wie jemand, der alles hinwerfen will.«
    Ich drückte mich in den weißen Ledersessel zurück und geriet in Versuchung, einfach meine Augen zu schließen, um an nichts mehr denken zu müssen. »Irgendwo hast du recht«, murmelte ich nach einer längeren Pause. »Ja, das stimmt schon.«
    »Was - bitte?« Sie räusperte sich. »Daß du alles hinwerfen willst, John?«
    »Nicht direkt. Nur so lange, bis ich über Sukos weiteren Lebensweg genau Bescheid weiß.«
    »Das ist doch irre, John.«
    »Nein!« widersprach ich heftig. »Das bin ich unserer Freundschaft einfach schuldig. Wir sind nicht nur Kollegen, Jane, wir sind Freunde. Und Freunde müssen, verdammt noch mal, zusammenhalten. Das wirst du ja auch verstehen.«
    Auch wenn ich mich aufregte, Jane Collins blieb ruhig. »John, das verstehe ich sogar sehr gut. Aber laß dir eines gesagt sein: Du kannst ihm nicht helfen! Wie oft soll ich dir das noch sagen, daß es keinen Sinn für dich hat, nach Indien zu fahren! Du bist Europäer, du würdest dort nur gegen eine Wand laufen.«
    »Nein, wenn Mandra mit…«
    »Hör auf mit Mandra, John. Wenn er so denken würde, hätte er dir längst Bescheid gegeben. Diesen neuen Weg muß Suko allein gehen, möglicherweise mit der Rückendeckung Mandra Korabs. Das hoffe ich jedenfalls für die beiden.«
    Ich winkte ab. Die Handbewegung sagte eigentlich alles. Mir war auch nichts mehr eingefallen, womit ich hätte Jane Collins überzeugen können.
    Seit ich aus Indien zurück und in London gelandet war, lief ich neben mir her. Ein jeder von Ihnen wird das Gefühl kennen. Man hat den Eindruck, als wäre man nicht mehr derselbe. Man geht, man redet, aber alles wird von einem

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