0676 - Tanz der Totenfeuer
die Flamme.
Und sie tanzte direkt über der Kühlerschnauze des von Bill geliehenen Wagens.
Er wußte, was das bedeutete und sah, daß die Flamme wie eine Säge in das Blech hineinschnitt.
»Nein, nur das nicht!«
»Wenn du leben willst, wirf dich in Deckung!« sagte die Frau nur und verschwand ebenfalls.
Und Bill handelte!
***
Ihm blieb nur der Graben, mehr nicht. Mit einem Hechtsprung jagte er hinein.
Er hatte den Eindruck, Glas brechen zu hören, als er in den flachen Graben tauchte, dabei war es nur trockenes Reisig, das zusammenkrachte. Bill merkte es wie kleine Schüsse und wollte sich in das Zeug hineinwühlen.
Die Flammenwand war plötzlich da. Über ihm veränderte sich der Himmel. Licht und Schatten schufen gespenstische Figuren aus flatternden Tüchern, dann erst erwischte ihn der Explosionsknall, dem der Luftdruck folgte.
In alle vier Himmelsrichtungen konnte er sich ausbreiten und fegte auch über den Graben wie ein gewaltiger Orkan hinweg. Wütend tauchte er noch hinein, räumte einen Teil der Deckung weg und schleuderte das Zeug in die Höhe, während er auch mit wilden Bewegungen an der Kleidung des Reporters zerrte.
Bill lag auf dem Bauch und hatte seine Hände in Gras und Reisig gekrallt. Er konnte für sich nichts tun, denn eine andere Person hatte die Regie übernommen.
Francine Joy war nicht auszurechnen. Daß sie gefährlich war, wußte Bill. Daß sie sich jedoch so rasch umstellen konnte, war ihm neu. Sie ließ sich einfach nicht ausrechnen.
Der Luftdruck verschwand, die Folgen der Explosion blieben. Denn der Wagen, einmal in Flammen, brannte auch jetzt weiter und sandte einen widerlich schwarzen, fettigen Rauch ab, der sich wie ein träger Fluß über die Fahrbahn legte. Er kroch auch rechts und links in die Gräben hinein, ließ Bill Conolly ebenfalls nicht aus und sorgte für einen immensen Hustenreiz.
»Du kannst wieder hochkommen, Reporter.«
Bill wälzte sich herum. Francine Joy stand direkt neben dem Graben. Sie schaute verächtlich auf ihn, als wäre Bill ein Regenwurm.
So sah eine Siegerin aus.
Bill überlegte, ob er die Beretta ziehen sollte. Sie steckte ziemlich weit, hinten, fast an seinem Rücken, und die Frau hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen.
Er ließ es bleiben, denn er kannte die Qualitäten dieser Person nicht. Sie konnte ihm zu gefährlich werden, und er wußte nicht, welche Tricks sie noch in der Hinterhand hielt.
»Muß ich dir noch hochhelfen?« Der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
»Danke, das schaffe ich schon allein.«
Er kroch hoch, kam auf die Beine, und Francine Joy interessierte ihn nicht.
Bill schaute auf seinen Wagen, der nur mehr ein Trümmerhaufen war. Zudem war das einst so stolze Fahrzeug zusammengeschmolzen. Bill fiel der Vergleich mit einem Bügeleisen auf, das jemand genommen und auf das Fahrzeug gedrückt hatte, um es zusammenzuschmelzen. Noch zuckte das Feuer mit langen, gierigen Flammen über die Reste hinweg. Dabei verbreiteten sie einen entsetzlichen Gestank, den Bill Conolly unmöglich länger einatmen konnte. Er hatte das Gefühl, ersticken zu müssen.
Und über dem geschmolzenen Wrack tanzte ein kleines Flämmchen. Völlig harmlos aussehend und zuckend…
»Soll ich dich noch einmal an den Dichter Schiller und an seine Glocke erinnern?« fragte Francine.
»Das ist wohl nicht nötig«, krächzte Bill, bevor er den verdammten Rauch aus der Kehle hustete.
»So«, erklärte die Person, »das wäre erledigt.«
»Und was folgt nun?« Bill drehte sich um, weil er sie anschauen wollte.
In der Dunkelheit wirkte sie wie eine Schattengestalt. Nur ihr Gesicht zeichnete sich bleich wie Teig ab. Es machte ihr nichts aus, daß schwarzer Rauch die Atemluft schwängerte. Jedenfalls nahm sie diese Tatsache gelassen hin und hustete auch nicht.
Bill bekam die Antwort. »Reporter sind neugierig, mein Lieber. Und ich bin ein Mensch, der immer einen guten Draht zur Presse hat. Zwar habe ich von dir noch nichts gelesen, aber es freut mich, deine Neugierde befriedigen zu können. Du sollst alles zu sehen bekommen, Bill. Wir beiden werden den Weg gehen, den du kennst.«
Er trat einen Schritt zurück. »Moment mal, in den Sumpf?«
»Du sagst es. Doch für mich ist er nicht nur Sumpf, auch Friedhof. Ein Hexenfriedhof!« sagte sie mit scharfer Stimme. »Einer der wenigen auf der Welt. Und du wirst die Ehre haben, ihn betreten zu dürfen.«
Darauf war Bill nicht erpicht. Er dachte über eine Möglichkeit nach, verschwinden zu
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