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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bot Sergej an, der Mann, der sich hier als Priester ausgab. Yaga lehnte freundlich, aber entschieden ab. Sie wollte nicht, daß er mitbekam, wie sie ihre Hütte einrichtete. Denn sie konnte anfangs nicht genau einschätzen, woran sie mit ihm war - war er Freund oder Feind? Als Christenpriester hätte er, da er sie sofort als Hexe erkannte, ihr Feind sein müssen, denn die Christen verabscheuten Hexerei, solange sie nicht im Namen ihres eigenen Gottes geschah - dann nannten sie es ›Wunder‹. So erzählten sie von einem aufrührerischen jungen Mann, der über das Wasser gehen konnte und Todkranke heilte und Tote erweckte - die Römer hatten ihn daraufhin hingerichtet, aber angeblich sollte er danach selbst wieder von den Toten auferstanden sein. Yaga war nicht sicher, ob das alles mit rechten Dingen zugegangen war, zumal es fast eineinhalb Jahrtausende zurücklag. Überlieferungen mochten vieles verfälschen.. Vielleicht war dieser nach den Regeln der Essener erzogene Judäer auch nur eine Erfindung, eine Märchengestalt, wie jener keltische Reitergeneral der Römer, Artus, der in Britannien ein Königreich erkämpft hatte und zwölf Ritter um sich scharte, so wie jener jüdische Wanderprediger stets von zwölf Schülern begleitet wurde. Auch Artus war, wenn es ihn denn jemals gegeben hatte, schon lange tot und nichts wirklich nachprüfbar, was über ihn erzählt und gesungen wurde.
    Das einzige, was Yaga zu denken gab, war, daß Merlin einmal gesagt habe, er plane eine dritte ›Tafelrunde‹.
    Nach der ersten um den judäischen Essener und der zweiten um den keltischen Römer. Das habe aber noch ein paar Jahrhunderte Zeit… Nun, wenn Merlin sich dergestalt äußerte, mußte doch irgend etwas an der Sache dran sein…
    Der Druide indessen wandte sich nicht gegen Yaga. So ganz schien er von seiner Mission also doch nicht überzeugt zu sein. Überhaupt fragte Yaga sich, weshalb er hier einen Glauben lehrte, der nicht sein ursprünglich eigener war. Nun, sie würde es hoffentlich bald herausfinden.
    Vorerst aber kümmerte sie sich darum, die Hütte wohnlich zu machen. Um den Druiden konnte sie sich später kümmern.
    Sie versuchte, Kontakt mit den Dorfbewohnern zu bekommen. Aber sie verhielten sich recht reserviert. Es paßte nicht so ganz in ihr Weltbild, daß sie, Yaga, allein hierher gekommen war. Nur auf einem Pferd, ohne Gepäck, ohne Familie. Junge Frauen, die allein durch die Welt reisten, gab es nicht -hatte es nicht zu geben. So waren die Menschen mißtrauisch.
    Niemand lud Yaga zu sich ein. Wenn sie über die Straße ging, grüßte man sie, wandte sich aber rasch ab und vermied Gespräche. Yaga war nicht sicher, ob sie das gut oder schlecht finden sollte. Auf der einen Seite hatte sie so ihre Ruhe, niemand störte sie in ihrer Hütte, um dabei vielleicht Dinge zu entdecken, die niemanden etwas angingen. Andererseits bekam sie keinen richtigen Kontakt mit den Menschen und konnte niemanden fragen, welche Bedeutung diese Rüstung hatte, die auf dem freien Platz vor dem Dorf aufgestellt worden war, gerade so, als befände sich darin ein Wächter, der auf die Menschen aufpaßte.
    Aber das schien er nicht besonders gut zu tun. Denn die Ernte in diesem Jahr war noch schlechter als im vorigen, aber die Steuereintreiber des Zaren wollten mehr denn je zuvor. Menschen und Vieh wurden krank, und Yaga gelang es, einige Krankheiten zu heilen. Sie ging zu den Menschen, gab ihnen Kräuter oder Pülverchen ins Essen, und sie genasen; sie besprach das Vieh, und es wurde wieder gesund.
    Dennoch hielten die Menschen sich von ihr fern. Sie begegneten Yaga mit Respekt, aber sie glaubte auch so etwas wie Furcht zu erkennen. Oh, wie närrisch waren doch diese einfachen Gemüter, zu fürchten, was ihnen half -nur weil sie es nicht verstanden!
    Was Yaga nicht beeinflussen konnte, war das Wetter. Denn sonst wäre auch die Ernte besser ausgefallen. Aber auch ihre magische Macht war nicht unbegrenzt; sie hatte ihre Grenzen.
    Und immer wieder fragte sie sich, was der Druide tat.
    ***
    Der Druide beobachtete Yaga mit noch größerem Mißtrauen, als es die Dorfbewohner taten. Sie hatte seinen ersten Versuch, sich ihr zu nähern, kühl abgewehrt, und sie hielt sich auch jetzt weiterhin von ihm fern. Dabei ahnte er, wer sie war: Jene Hexe Yaga, von der er gehört hatte.
    Er wollte mehr über sie erfahren, wollte wissen, wer sie war, welche magischen Fähigkeiten sie besaß. Denn Hexerei und Hexerei waren nicht dasselbe. Menschen benutzten

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