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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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allerlei Hilfsmittel, magische Wesen konnten aus sich heraus Zauber bewirken. So wie er es tat, ohne daß es den Menschen auffiel. Yaga dagegen, stellte er fest, machte beides. Hin und wieder setzte sie einfache Hilfsmittel ein, dann wiederum kam der Zauber aus ihr selbst, den sie anwandte.
    Und im Gegensatz zu ihm zeigte sie deutlich, daß sie es war, die mit ihrer Magie eingriff.
    Wo er selbst geheilt und geholfen hatte, ohne auf sich selbst zu deuten, da nahm sie durchaus den Ruhm und die Dankbarkeit für sich in Anspruch. Und es geschah genau das, was Sergej befürchtete, was er für sich selbst vermeiden wollte: den Menschen war die Magie unheimlich, obgleich ihnen dadurch geholfen wurde. Sie begannen sich zu fürchten, entwickelten Mißtrauen und Abneigung.
    Das war ihm, Sergej, nie passiert, weil er verbarg, daß er es war, der mit Druiden-Magie half. Die Menschen glaubten, ihr Gott habe die Gebete gehört, die Sergej an ihn weiterleitete.
    Aber Yaga nahm den Dank für sich in Anspruch.
    Freunde gewann sie dadurch nicht.
    Und doch… mit der Zeit geschah es, daß die Menschen, wenn sie Probleme hatten, sich eher der Hexe zuwandten, als daß sie zu Sergej kamen.
    Er hätte es sicher auf einer anderen Ebene betrachten können - er, der Silbermond-Druide, der als Priester fungierte und von dem ohnehin niemand ahnte, daß er bislang das gleiche für die Menschen getan hatte, was nun Yaga, die Hexe, tat. Aber er nahm es persönlich. Die Leute, für die er stets da gewesen war und auch jetzt noch immer ein offenes Ohr hatte, kamen nur noch zum Beten in die kleine Kirche, nicht mehr, wenn sie Hilfe benötigten. Dann gingen sie zu Yaga, der sie ansonsten furchtsame Abneigung entgegenbrachten.
    »Verstehe einer die Menschen«, murmelte Sergej verdrossen.
    Er versuchte mehr über Yaga zu erfahren. Er versuchte auch, an ihr Einhorn heranzukommen. Wesen dieser Art waren selten geworden im Universum, und daß es eines hier in Sibirien gab, erstaunte ihn.
    Es gelang ihm nicht. Er kam nicht einmal in die Nähe des Tieres. Und Yaga ließ ihn auch nicht in ihr Haus. Anfangs verwehrte sie ihm den Zutritt, später stellte er fest, daß eine magische Barriere ihn aufhielt, die er nur mit äußerster Gewalt hätte durchdringen können.
    Das hätte ihm eigentlich zu denken geben sollen…
    Aber er dachte nur daran, daß Yaga ihm die Menschen entfremdete.
    Warum zog er nicht einfach weiter? Warum blieb er in diesem kleinen Dorf? Er hatte, beim Rülpshaar der Panzerhornschrexe, zu viel Zeit und Kraft investiert, um jetzt einfach aufzugeben. Er wollte die Menschen wieder zu sich zurückholen, wollte, daß sie ihm ihre Sorgen und Nöte beichteten. Er wollte es sein, der ihre Leiden linderte, der ihnen half. Nicht sie, die Hexe, die sich in ein gemachtes Nest setzte. Obgleich sie nicht einmal ahnten, was er, nicht der Gott, an den zu glauben er sie gelehrt hatte, für sie getan hatte, war er eitel geworden.
    Längst bedauerte er, ihnen nicht von Anfang an die Wahrheit über sich und sein Wirken gesagt zu haben. Jetzt konnte er es nicht mehr nachholen, ohne sich lächerlich zu machen. Man würde ihm vorwerfen, er gönne Yaga ihre Erfolge nicht, er sei nur eifersüchtig auf sie, weil sie mehr vollbrachte als der Gott, von dem Sergej in der Kirche erzählte.
    Natürlich hatten sie damit recht.
    Irgendwann kam es zu ersten Annäherungen der Dörfler und der Hexe, beschränkten sich ihre Bégegnungen nicht mehr nur darauf, Heilung von Krankheiten zu suchen. Sie kamen sich auch menschlich näher, verloren allmählich ihre unterschwellige Furcht.
    Sergej beobachte das mit steigendem Argwohn. Es war sein Dorf, es waren seine Menschen, die sich scheinbar von ihm abwandten und der Hexe nahekamen.
    Er begann schlecht über sie zu reden. Ganz vorsichtig zunächst. Jede Schwäche, die sie zeigte, nutzte er aus, und notfalls machte er auch ßtärken zur Schwäche. Anfangs fielen nur kleine, sarkastische Bemerkungen. Später wurde er deutlicher. Und als der Winter kam, sah er seine große Chance.
    Die Ernte war wieder einmal schlecht gewesen. Der Winter würde hart und bitter werden, und der Zar hatte seine Büttel geschickt, um die fälligen Abgaben einzutreiben. Der Druide ging den Eintreibern entgegen, um mit ihnen zu reden, noch ehe sie das Dorf erreichten, und ihnen klarzumachen, daß hier nichts zu holen war und daß die Menschen hungern und viele von ihnen vielleicht sterben würden, wenn man ihnen zuviel nahm. So stellte er es den

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